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Quo vadis ars?

In zahlreichen Interviews, Corona-Tagebüchern, Kommentaren und Berichten wurde in den letzten Wochen die Situation der Kulturbranche beschrieben und diskutiert. Unsere kommentierte Sammlung von mittlerweile 193 Quellen versammelt Stimmen aus unterschiedlichen Sparten und Medien. So entsteht ein Bild der Kulturlandschaft in der Krise, deren zeitliche Wandlung interaktiv über eine eigene Tag-Cloud erdkundet werden kann.


 

Mathe im Museum . Corona und die Künste

by Catrin Lorch (11 Nov 2020)
Original source: Süddeutsche Zeitung

Mit dem Teil-Lockdown im November beginnt die Solidarität in der Gesellschaft zu bröckeln. Daran ist die Politik nicht unschuldig, ist doch die Begründung, warum gerade Kultureinrichtungen schließen müssen, für viele Kulturschaffenden aufgrund der hervorragenden Hygienekonzepte nicht nachvollziehbar. Statt sich selbst als Opfer zu stilisieren, dreht die Leiterin der Kunsthalle Bielefeld den Spieß um und biete ihre weiträumigen und gut klimatisierten Räumlichkeiten Schulen als Unterrichtsräume an. Bundesbildungsministeri n Anja Karliczek scheint dem Vorschlag nicht abgeneigt, außerschulische Räume für den Unterricht zu nutzen, stehen doch vielerorts nicht ausreichend große und gut klimatisierte Klassenräume für den Unterricht bereit.
Die Kreativität, mit der die Kulturbranche auf die Herausforderung der Krise reagiert, lässt die Politik nach wie vor vermissen. So beschreibt Catrin Lorch den New Deal, mit dem in Amerika während der Depression der 1930er Jahre Kunst- und Kulturschaffende mit Aufträgen versorgte und sie so über die Krise retteten. Sie nennt im Verlauf des Jahrhunderts erfolgreiche Künstler wie Mark Rothko und Jackson Pollock, die ohne diese Unterstützung nicht durch die Wirtschaftskrise gekommen wären. Ein weiterer Vorteil der Staatsaufträge bestand damals in der USA darin, dass Kunst und Kultur in einer breiten Öffentlichkeit rezipiert wurden und so zu einer nationalen Identität beitrugen. So könnte eine solidarische Geste der Kunstinstitutionen nicht nur den Staat zu mehr Souveränität, Großzügigkeit und Kreativität anregen, sondern zugleich den gegenwärtigen Verteilungskämpfen entgegenwirken.

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tag New Deal Schule im Museum Künstlerförderung Solidarität Christina Végh Isabel Pfeiffer-Poensgen
Alle Sparten Bericht

Corona-Pandemie: »Kultur merkwürdigerweise in dieser Krise marginalisiert«

by Julian Nida-Rümelin, Änne Seidel (18 Oct 2020)
Original source: Deutschlandfunk

»Aufstehn für Kultur« so lautet ein Appell, mit dem zu einer Demonstration in München aufgerufen wird. Ziel ist es, möglichst viele Kulturinteressierten anzusprechen und für die Teilnahme an der Demonstration zu gewinnen. Warum das wichtig ist, erläutert einer der Initiatoren, der Politikwissenschaftler, Philosoph und ehemalige Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin im Gespräch mit dem Deutschlandfunk.
Politik reagiert auf öffentliche Debatten. Deshalb, so die Überzeugung von Nida-Rümelin ist es jetzt notwendig, dass alle, die an Kultur interessiert sind, jetzt ihre Stimme erheben. Nur wenn der öffentliche Druck durch die Konsumenten wächst, wird den Kulturschaffenden geholfen. Dass ist nach sieben Monaten Stillstand besonders wichtig, denn wer sich jetzt für einen anderen Beruf entscheidet, der ist für die Kultur verloren. Damit ist die einmalige kulturelle Substanz in Deutschland dauerhaft gefährdet. Selbst wenn die Künstler*innen während des ersten Lockdowns sehr kreativ auf die Krise reagiert haben, darf das nicht über die existentielle Not hinwegtäuschen.
Auch wenn die Politik bislang versucht hat, die Kulturschaffenden zu unterstützen, so muss man doch feststellen, dass die bisherigen Programme nicht ausreichen. Im Hinblick auf ein bedingungsloses Grundeinkommen für Künstler*innen führt Nida-Rümelin aus, dass er es als Aufgabe der Politik ansieht, dafür zu sorgen, dass in der Krise keine Existenzen vernichtet werden. Wer bislang von der Kunst leben konnte, kann das beispielsweise über Steuerbescheide nachweisen. Neben der ökonomisch-soziale Abfederung sieht der ehemalige Kulturstaatsminister aber auch ein Problem darin, dass das kulturelle Leben auf ein Minimum heruntergefahren ist. Wenn keine Kulturveranstaltungen stattfinden, keine Debatten geführt werden, dann hat das Auswirkungen auf die Verfasstheit der Gesellschaft. Dem muss die Politik entgegenwirken, um den ideellen Schaden der Krise möglichst einzugrenzen.
Einen zweiten, europäischen Lockdown hält Nida-Rümelin für nicht gangbar. Die dadurch entstehenden Kosten können nicht ein zweites Mal abgemildert werden. Die Folge wäre eine Depression. 1929 haben wir gesehen, welche psychologischen, sozialen und kulturellen Folgen eine solche Krise haben kann. Die Grundfesten des Zusammenlebens und der Demokratie kommen dann ins Wanken. Dieser Gefahr muss die europäische Gesellschaft um jeden Preis verhindern.

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tag Grundeinkommen stiller Tod Systemrelevanz Aufstehn für Kultur Lockdown 1929 Depression Kulturstaat
Alle Sparten Gespräch

New New Deal . Toward a New Era of Social Imagination

by Hans Ulrich Obrist (05 May 2020)
Original source: artnet news

In diesem Essay erinnert Kurator Hans Ulrich Obrist an Gespräche mit der Fotografin und Filmemacherin Helen Levitt (1913-2009) und reflektiert öffentliche Programme zur Unterstützung von Künstlern in den USA, die wenige Jahre nach der Großen Depression 1929 im Zusammenhang mit Präsident Roosevelts New Deal ins Leben gerufen wurden. Interessanterweise führt er auch ein frühes mexikanisches Programm aus dem Jahr 1926 an, bei dem Künstler von der Regierung für Wandgemälde an öffentlichen Gebäuden bezahlt wurd en. Eine ähnliche Ausrichtung hatte in den USA das Bundesprogramm Public Works of Art Project (PWAP) im Jahr 1934. Das bekannteste Programm in den Vereinigten Staaten war das Federal Art Project (FAP), das 1935 startete, um die bildende und praktische Kunst durch Aufträge zu unterstützen, aber auch um Kunstvermittlungsprogramme zu fördern, aus denen 107 neue Gemeindezentren hervorgingen, in denen Kunst- und Handwerkskurse für jedermann angeboten wurden. Alledings hatten Forderungen, wie sie 1935 von der American Society of Painters Sculptors and Gravers vorgebracht wurden, an lebende Künstler Leihgebühren für ausgestellte Kunstwerke zu entrichten, keinen Erfolg. Obrist fordert nicht nur einen New Deal für die Kunst in Zeiten der Pandemie, sondern verbindet ihn auch konzeptionell mit der ökologischen Frage, die sich auf Jeremy Rifkins Buch "Green New Deal" bezieht.

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tag New Deal Kunstvermittlung Stipendien Auftragsarbeit Ausstellungshonorar Kunst am Bau Ökologie USA
Bildende Kunst/Design Statement

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The signet of facing arts joining the faces of STORM.

Bei facing arts handelt es sich um ein non-profit-Projekt, das Sie gerne unterstützen können. Nutzen Sie dazu unser Kontaktformular – wir setzen uns gerne mit Ihnen in Verbindung!

Das Team

Facing arts ist ein Projekt von STORM.

STORM spielt als Akronym mit den Namen Miriam Seidler und Tim Otto Roth, die wie viele anderen Freischaffende von der Corona-Krise betroffen sind. Miriam Seidler ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie publizierte u.a. ein Übersichtswerk zum Alter in der zeitgenössischen Literatur und ist Herausgeberin der Buchreihe Ästhetische Signaturen. Neben ihrer freien wissenschaftlichen Forschung arbeitet sie aktuell als Lektorin und Fachfrau für Öffentlichkeitsarbeit. Tim Otto Roth ist promovierter Kunst- und Wissenschaftshistoriker, Konzeptkünstler und Komponist. In seiner künstlerischen Arbeit ist er vor allem bekannt durch Großprojekte im öffentlichen Raum, Kooperationen mit führenden Wissenschaftseinrichtungen und seine immersiven Licht- und Klanginstallationen.
Miriam Seidler und Tim Otto Roth arbeiten schon seit vielen Jahren immer wieder in unterschiedlichen Projekten zusammen. Neben gemeinsam kuratierten Ausstellungen hat Miriam Seidler das Projektmanagement für Roths immersive Licht- und Klanginstallation [aiskju:b] und die Pressearbeit für verschiedene Projekte übernommen. Mit facing arts realisieren sie ihr erstes künstlerisches Werk.
Weitere Informationen zu den beiden Projektinitiatoren erhalten Sie unter www.miriamseidler.de bzw. www.imachination.net.

Ein besonderer Dank gilt Paco Croket für die Programmierung der Tag Cloud!

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