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Quo vadis ars?

In zahlreichen Interviews, Corona-Tagebüchern, Kommentaren und Berichten wurde in den letzten Wochen die Situation der Kulturbranche beschrieben und diskutiert. Unsere kommentierte Sammlung von mittlerweile 193 Quellen versammelt Stimmen aus unterschiedlichen Sparten und Medien. So entsteht ein Bild der Kulturlandschaft in der Krise, deren zeitliche Wandlung interaktiv über eine eigene Tag-Cloud erdkundet werden kann.


 

Zauber der lebenden Bilder . 125 Jahre Kino

by Andreas Busche (28 Dec 2020)
Original source: Tagesspiegel

Zum Jubiläum der ersten Kinovorführung am 28. Dezember 1895 bleiben die Kinos in diesem Jahr in fast allen Ländern geschlossen. Zum Feiern ist der Branche daher nicht zumute. Im Tagesspiegel reflektiert Andreas Busche aus Anlass des Jubiläums die aktuelle Lage der Branche.
An Weihnachten fand eine Premiere statt: Warner und Disney brachten erstmals Filme ohne Kinostart heraus. Die Ära des Blockbusters klingt damit aus. Ob im kommenden Jahr der neue James Bond das Publikum ins Kino zieht, bleibt abzuwarten. Im Jahr 2020 hat die Kombination aus Streamingdiensten und Pandemie der Branche extrem zugesetzt. Aktuell kommen die Filmtheater nur mit staatlicher Unterstützung durch die Krise. Das liegt nicht nur daran, dass das Filmtheater die Aura, die es im frühen 20. Jahrhundert umgab, verloren hat. Aktuell ist im Kinosaal statt Euphorie oftmals Misstrauen gegenüber den Menschen zu spüren, mit denen man gemeinsam im Saal sitzt. Allerdings – so erinnert Busche – war das Kino schon immer auf eine Mischkalkulation angewiesen. So erkannte der Fabrikant Stollwerk früh, dass der Verkauf von Schokolade im Kinosaal das Geschäft ankurbelt. Heute müssen die Kinobetreiber zum Überleben Schokolade, Nachos und Cola anbieten, weil sich der Kartenverkauf alleine nicht rechnet.
In regelmäßigen Abständen wird die Krise des Kinos ausgerufen. Daher ist sich Busche sicher, dass es auch diese Krise überstehen wird – zu den Optimisten, die darauf hoffen, dass die Pandemie ein Korrektiv für Fehlentwicklungen vergangener Jahrzehnte sein könnte, gehört er allerdings nicht.

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tag Kino Streaming Blockbuster Misstrauen Krise als Chance
Darstellende Kunst Bericht

Deutsche Filmbranche sucht Auswege aus der Corona-Krise . Filmkunstmesse in Leipzig

by Ole Steffen (17 Sep 2020)
Original source: mdr Kultur

In Leipzig findet die Filmkunstmesse statt. Die Veranstaltung das erste Branchentreffen in Deutschland seit Beginn der Corona-Krise und diente damit auch der Reflexion der aktuellen Situation.
Einleitend zu einer Podiumsdiskussion in der Alten Handelsbörse in Leipzig hatte die Kulturstaatsministerin Monika Grütters die Möglichkeit, ein Statement zur Kulturförderung in der Corona-Krise abzugeben. Daran schloss eine Podiumsdiskussion unter anderem mit Carlo Chatrian, Festivaldirektor der Berlin, und Michael Kölmel, Geschäftsf& uuml;hrer des Verleihs Weltkino, an. Letzterer bewertet die Förderehrung der Filmindustrie – für Produzenten, Verleiher und Kinos – zwar grundsätzlich positiv, beklagte aber, dass Filmverleiher lediglich für deutsche Filme Förderung erhalten. Da das Filmgeschäft inzwischen international ist, hilft diese kaum weiter. Monika Grütters verwies darauf, dass die Kultur-Milliarde aus Steuergeldern finanziert wird, weshalb hier sehr genau geschaut werden muss, wie die Förderung verteilt wird.

Internationale Filme spielten in der Diskussion eine wichtige Rolle, denn Blockbuster aus Amerika ziehen in der Regel die Besucher*innen in die Kinos. Aktuell werden die Kinofilme aus der USA von den deutschen Verleihern zurückgehalten, weshalb viele Kinobesitzer klagen, dass sie nicht nur durch die Hygieneregeln eingeschränkt sind, sondern auch das reduzierte Filmangebot kaum Besucher*innen in die Kinosäle lockt. Carlo Chatrian, Festivaldirektor der Berlinale, verwies darauf, dass der Blick weg von den amerikanischen Produktionen auch von Vorteil sein könnte. Er sieht darin auch eine Chance, eine neue Reflexion über die Qualität von Filmen und einer europäischen Filmkultur anzuregen.

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tag Filmindustrie Filmverleiher Filmkunstmesse Blockbuster Leipzig Monika Grütters Carlo Chatrian
Darstellende Kunst Bericht

How we can save our theatres . Britain’s powerhouse cultural sector needs investment, not charity

by Sam Mendes (05 Jun 2020)
Original source: Financial Times

Im Hinblick auf die ernste Situation der Theater im Vereinigten Königreich glaubt Sir Sam Mendes einen Plan zu haben, wie dieser reichen Kultur zum Überleben verholfen werden kann. Der britische Film- und Bühnenregisseur unterstreicht den Wirtschaftsfaktor für das Vereinigte Königreichs als kulturelle »soft super power«: Hier generiert das Live-Theater nicht nur Karteneinnahmen, sondern bringt auch neue Talente für die Filmindustrie hervor. Um den "facettenreichen Organismus" des Live-Theaters zu retten, schlägt er eine Mixtur verschiedener Rezepte vor. Zunächst einmal plädiert er dafür, die Belegschaft zu erhalten. Vor allem schlägt er eine von 20 Prozent auf 50 Prozent erhöhte Steuererleichterung für die nächsten drei Jahre vor. Schließlich bringt er ein neues Modell für eine staatliche Unterstützung ins Spiel:  Er schlägt vor, dass der Staat als "Engel" fungiert, ähnlich wie ein privater Investor, der neue Programme mitproduziert. Die Regierung gewährt also keine Subventionen, sondern fungiert als öffentlicher Investor, der im Falle einer erfolgreichen Produktion auch einen Anteil an den Einnahmen erhält.

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tag Theater Sam Mendes Steuererleichterung Kulturförderung
Darstellende Kunst Statement

Kein »Zurück auf Los« für die Kultur

by Gero Schließ (30 May 2020)
Original source: Deutsche Welle

Neben der Luftfahrt, dem Tourismus und der Gastronomie hat die Pandemie vor allem die Kultur hart getroffen. Noch wartet die Kultur- und Kreativwirtschaft auf das rettende Konjunkturpaket, das die Folgen  ausgleicht und die Infrastruktur erhalten soll. Denn was bereits jetzt schon absehbar ist: der Schaden in der Branche ist gigantisch und er wird Langzeitwirkung haben. 
Dabei bringt die Krise Zutage, was den Insidern der Branche lange bewusst war:Im Land der Dichter und Denker wird das »Wahre und Schöne wird oft unter prekären Bedin gungen hergestellt«. Da alleine rund 340.000 Beschäftigte mit einem Jahreseinkommen von weniger als 17.500 Euro im Jahr als sogenannte Mini-Selbständige tätig sind, waren die Rücklagen schnell aufgebraucht. Die Soforthilfe der Länder waren da lediglich Erste-Hilfe-Maßnahmen, die nun durch eine langfristige Perspektive abgelöst werden muss. 
Erst wenn diese Aufgabe bewältigt ist, sollte auch die Systemfrage gestellt werden: Was sind uns Kunst- und Kulturschaffende wert? Wie werden Veranstaltungen in Zukunft aussehen? Wird man auf Großveranstaltungen verzichten und stattdesen wieder mehr auf regionale Events setzen? Denn der Wesenskern der Branche - so viel ist gewiss - wird auch nach der Krise in der Begegnung, dem Dialog bestehen. Darauf dürfen wir nicht verzichten. 

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tag Konjunkturpaket Mini-Jobs prekäre Lebenslage kulturelle Infrastruktur
Alle Sparten Kommentar

In Zeiten der Abstandsästhetik . Theater unter Corona-Bedingungen

by Stefan Grund (26 May 2020)
Original source: Welt

Auch für die Theater im Land gelten unterschiedliche Regelungen. Während in Rheinland-Pfalz die ersten Häuser Ende Mai wieder öffnen durften, bleiben die Bühnen in Hamburg is Ende Juni geschlossen. Damit werden die ersten Aufführungen erst mit Beginn der neuen Spielzeit zu sehen sein. Die Proben hierfür haben sowohl am Deutschen Schauspielhaus als auch am Thalia Theater wieder begonnen. Hierfür hat sich einiges verändert. Abstandsregeln werden eingehalten, Handschuhe und Desinfektionsmittel sind jederzeit verfügbar, es wird regelmäßig gelüftet und die Einhaltung der Hygieneregeln wird von Bühnenmeistern überwacht. Am Schauspielhaus wurde die Spielfläche um die Hinterbühne erweitert, das technische Team sitzt hinter Plexiglas und die Schauspieler halten Abstand. Im Thalia Theater wird die Mediensatire „Network“ eingeübt. Das Bühnenbild zeigt ein Fernsehstudio, das corona-bedingt in kleine Räume geteilt ist. Meist bleiben die Schauspieler in ihren Räumen, nur in wenigen Szenen sind sie gemeinsam in einem Raum zu sehen. So lassen sich Abstandsregeln gut umsetzen. Da auch die Schauspieler*innen durch die Krise verunsichert sind und einige von ihnen zur Risikogruppe zählen, gibt die Einhaltung der Hygieneregeln allen ein Gefühl der Sicherheit. 
Die nicht selbst gewählte Verfremdung, die durch die Einhaltung der Hygieneregel in der einen oder anderen Szene entsteht, stört Regisseur Jan Bosse nicht. Er macht während der Proben die Erfahrung, dass die Phantasie auf eine ganz eigene Weise angeregt wird und so Regieeinfälle entwickelt werden, auf die man vor Corona nicht gekommen wäre. Andererseits versteht er »Corona eine kollektive Erzählung«, die einen gemeinsamen Erfahrungshorizont der Zuschauer eröffnet. Auf diesen kann man auf ganz verschiedene Weise zugreifen, ohne befürchten zu müssen, dass eine Anspielung nicht verstanden wird. Auf Dauer kann er sich die corona-bedingte Spielweise nicht vorstellen, da er davon ausgeht, dass sich schnell Langeweile ausbreitet. Aktuelle Aufführungen dürfen aber den Riss in sich tragen, den die Gegenwart mit sich bringt. 

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tag Theater Probenbetrieb Hygieneregeln Hamburg Jan Bosse
Darstellende Kunst Bericht

»Wie ein Rennauto, das in die Wand fährt« . Erfolgsproduzent Oliver Auspitz über die Film-Branche im Corona-Modus, Ulrike Lunaceks Rücktritt, Kanzler-Hilfe und die ROMY

by Oliver Auspitz, Christoph Silber (16 May 2020)
Original source: Kurier

Die Filmindustrie liegt coronabedingt aktuell weitgehend still. Aufgrund der geltenden Abstandsregeln ist der Dreh kaum möglich. Der Filmproduzent Oliver Auspitz, der die Produktion von »Schnell ermittelt« am Tag vor Drehbeginn stoppen musste, findet drastische Worte: »Eine Film-Produktion umfasst ja zwischen 50 und 100 Personen, die für diese paar Wochen aufgenommen werden. Wenn es dann am Tag vor dem Dreh, der wochenlang vorbereitet wurde, »Stopp« heißt, ist das vergleichbar mit einem Rennauto, das maximal be schleunigt und mit 200 km/h in die Wand fährt. Unvorstellbar.« 
Die Kosten, die für eine coronabedingte Absage entstehen, trägt keine Versicherung. Daher plädiert Auspitz aktuell dafür, nicht auf langfristige Förderung der Filmindustrie zu setzen, sondern mit einer staatlichen Ausfallshaftung die Produktionsfirmen schnell zu unterstützen, damit sie die aktuelle Krise meistern können. Das ist auch insofern wichtig, als bei den Sendern aktuell gespart wird und die Kosten für zukünftige Produktionen steigen werden. Hier erwartet der Produzent vom ORF, dass dieser sich öffentlich zu einem österreichischen Programm bekennt und so die Unterstützung der Politik für heimische Produktionen einfordert. 
Die Umsetzung der Hygieneregeln für die Filmarbeiten ist in vollem Gange. Ob sich mit Corona eine neue Filmsprache entwickeln wird, kann er noch nicht absehen. Grundsätzlich entstehen gute Filme in einer familiären, vertrauensvollen Atmosphäre. Das wird sich auch durch Corona nicht ändern. Ob die Krise sich positive auf die Entwicklung starker Filme auswirkt, müsse man abwarten. Jetzt thematische Coronafilme zu drehen, ist für Auspitz keine Lösung, denn die Krise also solche bestimmt den Alltag und bietet wenig Unterhaltungspotential. 
Den Digitalisierungsschub, den die Krise mit sich brachte, bewertet er nicht negativ. Es sind ja nicht nur Streamingdienste wie Netflix, die von den erhöhten Zugriffszahlen profitieren, sondern auch die Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen sieht er gut aufgestellt. 

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tag Filmproduktion Ausfallfonds ORF
Darstellende Kunst Interview

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Bei facing arts handelt es sich um ein non-profit-Projekt, das Sie gerne unterstützen können. Nutzen Sie dazu unser Kontaktformular – wir setzen uns gerne mit Ihnen in Verbindung!

Das Team

Facing arts ist ein Projekt von STORM.

STORM spielt als Akronym mit den Namen Miriam Seidler und Tim Otto Roth, die wie viele anderen Freischaffende von der Corona-Krise betroffen sind. Miriam Seidler ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie publizierte u.a. ein Übersichtswerk zum Alter in der zeitgenössischen Literatur und ist Herausgeberin der Buchreihe Ästhetische Signaturen. Neben ihrer freien wissenschaftlichen Forschung arbeitet sie aktuell als Lektorin und Fachfrau für Öffentlichkeitsarbeit. Tim Otto Roth ist promovierter Kunst- und Wissenschaftshistoriker, Konzeptkünstler und Komponist. In seiner künstlerischen Arbeit ist er vor allem bekannt durch Großprojekte im öffentlichen Raum, Kooperationen mit führenden Wissenschaftseinrichtungen und seine immersiven Licht- und Klanginstallationen.
Miriam Seidler und Tim Otto Roth arbeiten schon seit vielen Jahren immer wieder in unterschiedlichen Projekten zusammen. Neben gemeinsam kuratierten Ausstellungen hat Miriam Seidler das Projektmanagement für Roths immersive Licht- und Klanginstallation [aiskju:b] und die Pressearbeit für verschiedene Projekte übernommen. Mit facing arts realisieren sie ihr erstes künstlerisches Werk.
Weitere Informationen zu den beiden Projektinitiatoren erhalten Sie unter www.miriamseidler.de bzw. www.imachination.net.

Ein besonderer Dank gilt Paco Croket für die Programmierung der Tag Cloud!

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