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Quo vadis ars?

In zahlreichen Interviews, Corona-Tagebüchern, Kommentaren und Berichten wurde in den letzten Wochen die Situation der Kulturbranche beschrieben und diskutiert. Unsere kommentierte Sammlung von mittlerweile 193 Quellen versammelt Stimmen aus unterschiedlichen Sparten und Medien. So entsteht ein Bild der Kulturlandschaft in der Krise, deren zeitliche Wandlung interaktiv über eine eigene Tag-Cloud erdkundet werden kann.


 

Theater in Sachsen-Anhalt bleiben dicht: »Das ist eine Katastrophe« . Corona-Beschränkungen werden verlängert

by Luca Deutschländer (26 Nov 2020)
Original source: MDR

Die Kulturschaffenden im ganzen Land sind frustriert: Der Lockdown light wird auch in den Dezember verlängert. Janek Liebetruth, freie Regisseur und Intendant sowie Vorsitzender des Landeszentrums freies Theater in Sachsen-Anhalt bringt die Bedeutung der weiteren Schließung auf den Punkt: »Das ist eine Katastrophe«. Gerade für Theater ist der Dezember der umsatzstärkste Monat. Die Einnahmeausfälle können die Häuser kaum kompensieren. Die im Figurentheater tätige Schauspielerin Kerstin Dathe hätte bis Weihnachten r und 30 Aufführungen gehabt. Zukunftssorgen und vor allem die Frage, ob die staatlich versprochenen Hilfen tatsächlich greifen, treiben die Kulturschaffenden um. Wann sie wieder auftreten dürfen, ist ungewiss. Optimismus fällt in dieser Situation zunehmend schwer.
Liebetruth fordert, dass die wirtschaftlichen Einbußen der Kulturschaffenden aufgefangen werden müssen. Programme wie »Neustart Kultur« haben die Aufgabe ein Kultursterben zu verhindern, indem sie eine Perspektive für das kommende Jahr bieten. Was die Kulturbranche darüber hinaus benötigt, ist Planungssicherheit, denn nur diese können den Frust etwas lindern.

 

 

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Darstellende Kunst Bericht

Kulturzeit extra: Theater im Lockdown

by Vivian Pekovic (Moderation) (18 Nov 2020)
Original source: Kulturzeit

In einem Schwerpunkt widmet sich die Kultursendung der Situation der Theater im Lockdown. In einem ersten Beitrag geht es an die Volksbühne in Berlin. Dort sollten in dem Projekt »Spielplanänderung« zu Unrecht vergessene Theaterstücke bedeutender Autor*innen wieder auf die Bühne gebracht werden. Doch nun kämpft das Haus nicht nur für die Autor*innen, sondern darum selbst nicht in Vergessenheit zu geraten. Die Schauspieler*innen spielen nicht nur, sondern diskutieren auch die Rolle des Theaters. Was sie an der politischen Diskussi on stört, ist der missachtende Grundton, denn sie sind sich alle einig, dass das Theater ein wichtiges Ventil für die Gesellschaft bietet. Hier werden Themen verhandelt, die von einem breiten Publikum diskutiert werden. Sie empfinden es als Luxus, proben zu dürfen, dennoch kostet die aktuelle Situation sehr viel Energie – zumal für viele Schauspieler*innen, die keinen festen Vertag mit einem Haus haben, die Einnahmen wegbrechen. Die Forderung, dass die Theater bald wieder öffnen dürfen, das fordern aber nicht nur die Kulturschaffenden, sondern auch der Kultursenator Klaus Lederer.
Der Theaterkritiker und Autor Simon Strauß hat das Programm für die ›Spielplanänderung‹ entwickelt. Er weist darauf hin, dass es aktuell gefährlich ist, sich als Theater zu sehr anzupassen und den eigenen Status herunterzuspielen. Damit könnten Subventionen und der Status des Theaters als psychologische und humane Institution verloren gehen.
Eine wichtige Erfahrung war für den Schauspieler Lars Eidinger sieben Monate nicht spielen zu dürfen. In dieser Zeit hat er festgestellt, dass die Arbeit auf der Bühne für ihn das kreative Zentrum seines Schaffens ist. Das zentrale Merkmal des Theaters ist für ihn die Unmittelbarkeit, die kein anderes Medium erreichen kann. Allerdings sieht er im Theater keine moralische Anstalt, sondern vielmehr einen Freiraum, in dem man nicht zwischen Gut und Böse unterscheiden muss.  

Allerdings gibt es auch Stimmen, die von den Theaterschaffenden fordern, die Krise zur Reflexion der eigenen Position zu nutzen. Zu diesen Stimmen gehört auch Simon Strauß. Er wünscht sich, dass die Kreativen mit einer neuen Form des Bewusstseins aus der Krise herausgehen. Für die Theater bedeutet das, unter anderem Spielpläne zu revidieren, diverser zu werden machen. Neue Formate müssen aber auf der Bühne entwickelt werden. Das Streaming sieht er nur als einen Ersatz, ein Trostpflaster für die Zeit, bis an den Häusern wieder gespielt werden darf. Denn die Theater leisten mit der Unmittelbarkeit, mit ihrer Art und Weise Fragen aufzuwerfen, einen wichtigen Beitrag zur psychologischen Erbauung der Menschen. Dies muss gerade im Hinblick auf anstehende Etatkürzungen selbstbewusst der Politik gegenüber verteidigt werden. Theater – so formuliert es Strauß – ist mehr als systemrelevant, es ist »entscheidend«.
Neben den Theatern sind es aber auch andere Kultureinrichtungen, die von der Krise bedroht sind. In der Schweiz darf zwar noch gespielt werden, viele Einrichtungen überleben aber vor allem aufgrund ihres Kneipenbetriebs. Die wenigen Zuschauer*innen, die für eine Vorstellung zugelassen werden, machen ein wirtschaftliches Arbeiten kaum möglich.
Eine der wenigen Kultureinrichtungen, die in Deutschland geöffnet haben dürfen, sind die Galerien. Sie ermöglichen es den Künstler*innen zumindest nicht völlig vergessen werden – leiden sie doch nicht nur an der Bedrohung ihrer Existenz, sondern zugleich daran, ihre Werke nicht zeigen zu dürfen. Dennoch ist es auch für Galerien im Moment schwer sich auf dem Markt zu behaupten, denn neue Käuferschichten können aktuell nicht angesprochen werden. So ist auch hier die Frage, wie Kunst und Kultur als essentielles Gut für die Gesellschaft in Zukunft bewertet und entlohnt werden kann.

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Darstellende Kunst Kultursendung

»Ich empfinde die Schließung der Theater als reine Willkür«

by Dieter Hallervorden, Susanne Lenz (09 Nov 2020)
Original source: Berliner Zeitung

Nicht Verhältnismäßigkeit, sondern Willkür ist charakteristisches Merkmal der aktuellen Corona-Beschlüsse. Aufgrund dieser Ansicht hegt der Schauspieler und Kabarettist Dieter Hallervorden enorme Zweifel, ob die Schließung der Theater in diesem Herbst tatsächlich rechtens ist. Daher hat er als Inhaber des Schlosspark Theaters in Berlin beim Verwaltungsgericht einen Eilantrag gegen die Schließung seines Hauses eingereicht. Im Interview mit der Berliner Zeitung gibt er zu bedenken, dass die Bundeskanzlerin, Angela Merkel, die Thea ter als »sichere Orte« bezeichnet hat. Grundsätzlich kommen sich die Menschen beim Friseur näher als in einem Schauspielhaus. Die Verhältnismäßigkeit, die Voraussetzung für die Einschränkung der Grundrechte ist, sieht er daher nicht gegeben. Er beruft sich in seinem Eilantrag auf die im Grundgesetzt festgeschriebene Kunstfreiheit, die er mit der Schließung der Theater gefährdet sieht. Zwar hat er in den letzten Monaten selbst sehr viel Geld zuschießen müssen damit am Schlosstheater die laufenden Kosten gedeckt werden konnten, der finanzielle Verlust schmerzt aber höchstens seinen Sohn, dessen Erbe dadurch geschmälert wird. In Finanznot scheint der erfolgreiche Schauspieler noch lange nicht zu kommen.
Besonders freut Hallervorden, der sich selbst als Rebell charakterisiert, dass er vom Publikum sehr viel Anerkennung und Zustimmung erfahren habe. Enttäuschung liest man zwischen den Zeilen, wenn er bestätigt, dass ihm zwar viele Kolleg*innen Erfolg für seinen Antrag gewünscht haben, es aber nur sehr wenig aktive Solidarität gegeben habe.

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Darstellende Kunst Interview

Lockdown mit Nebenwirkungen . Kultur auf Abtand

by Claudia Kuhland, Marion Ammicht (08 Nov 2020)
Original source: ttt - titel themen tempramente

Nach einer Woche Lockdown für die Kunst gibt das ARD-Kulturmagazin einen Überblick über die Reaktionen der Kulturschaffenden auf die Schließung der Häuser. Das Eingangszitat der Ministerin für Kultur und Wissenschaft in NRW, Isabel Pfeiffer-Poensgen, ist symptomatisch für den Umgang mit der Szene. Der Kultur wird vorgeworfen, gegen den gesellschaftlichen Konsens zu verstoßen, die Existenznöte vieler freischaffender Künstler*innen, aber auch der vielen von der Branche abängigen Betriebe und Solo-Selbst&aum l;ndigen werden kaum gehört. So verwundert es nicht, dass Theaterintendanten, Museumsdirektoren und Leiter von Konzerthäusern nun harsche Kritik an politischen Entscheidungen üben - zumal Gesprächsangebote von ihrer Seite nicht gehört werden. Dass gerade in »unserer angegriffenen Demokratie« die Stimme von Kunst und Kultur nicht überhört werden darf, mahnt beispielsweise Intendantin Karin Beier an und nennt damit vielleicht auch implizit einen Grund dafür, warum die Deutschen aktuell lieber zum Einkaufen geschickt werden als in Theater oder Museum.

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tag November-Lockdown #AlarmstufeRot #sangundklanglos Solidarität Isabel Pfeiffer-Poensgen
Alle Sparten Bericht

Stille mit Vorsatz . Verbale Aufrüstung schlägt nötige Differenzierung: zur Kritik der Kulturbranche am zweiten Shutdown

by Hartmut Welscher, Christian Koch (04 Nov 2020)
Original source: VAN Magazin für klassische Musik

Dass der November-Lockdown Kunst und Kultur besonders hart trifft, obwohl hervorragende Hygienekonzepte zum Schutz des Publikums ausgearbeitet wurden, spaltet die Kulturwelt. In offenen Briefen und Beiträgen in Zeitungen und sozialen Medien wurde der Unmut zum Ausdruck gebracht. Nur wenige ausgewogene Stimmen sind aktuell zu vernehmen. An dieser Situation sind Bundes- und Landesregierungen nicht unschuldig, haben sie es doch mit ihrer unzureichenden Begründung, welche Kultur- und Wirtschaftsbereiche geschlossen werden und welche weiterhin geöffnet haben d& uuml;rfen, für Unmut gesorgt. Wie bereits im März fühlen sich viele Kulturschaffenden von der Politik und der Zuordnung zu den nicht-systemrelevanten Berufen gekränkt und in ihrer Funktion für die Gesellschaft nicht wertgeschätzt. Viele schlossen sich nun dem Statement des Trompeters Tim Brönner an, der beklagte, dass die Kulturbranche keine Lobby habe, und versuchten sich Gehör zu verschaffen. Die verbale Aufrüstung verdeckt allerdings, dass Pandemie für die Künstler*innen eine zweifache Bedrohung darstellt: neben der materiellen Bedrohung finden sich viele zunehmend in einer Sinn- und Identitätskrise, wenn sie nicht mehr auftreten, nicht mehr mit Publikum interagieren dürfen. Und so verschaffen sich Künstler*innen aktuell lautstark Gehör, finden damit aber noch keine Orientierung. Dies betrifft nicht nur die Kultur, sondern auch die Politik, die aktuell eher ein Vorwärtsstolpern, denn ein gezieltes Lenken der Prozesse auszeichnet. Und so weckt es bei den Autoren Unbehagen, wenn Finanzminister Olaf Scholz immer neue Hilfsprogramme zugesteht. Die öffentlichen Mittel sind begrenzt, erste Kommunen legen schon den Rotstift an.
Für den Kulturbetrieb stellt sich nun die Frage, wo die Entwicklung hingeht. Ein Zurück zum Status quo wird es kaum geben – zumal dieser auch vor der Krise kein guter war. Viele Musiker*innen waren zu Beginn der Pandemie froh, dem »Hamsterrad des globalen Wettbewerb- und Konkurrenzdrucks entkommen« zu sein. Kann nicht die Quantität der Qualität ein Stück weit das Feld überlassen? Damit könnte der Kulturbetrieb zugleich seinen Beitrag zur Lösung der ökologischen Frage leisten.

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tag Klassik Musikbranche November-Lockdown Lagerbildung Lobby Sinnkrise Existenzkrise Quo vadis ars Stille Hamsterrad
Musik Bericht

»Wir brauchen mehr Klarheit« . Theaterintendant über Lockdown-Folgen

by Christian Stückl, Sabine Leucht (02 Nov 2020)
Original source: taz

Den Dialog mit dem bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder haben zehn bayrische Bühnen in der vergangenen Woche gesucht. Eine Antwort auf ihr Schreiben haben sie nicht erhalten – ob das nur daran lag, dass der Lockdown light schon in Aussicht stand, bleibt offen. Außer dem  Münchner Kulturreferenten hat sich auch niemand von den Hygienekonzepten des Münchner Volkstheaters überzeugt, wie der Intendant Christian Stückl im Interview berichtet. Das Problem des neuerlichen Lockdowns sieht Stückl einerseits darin, da ss nun gerade die Einrichtungen geschlossen werden, die nicht zu den Infektionstreibern gehören. Im Unterschied zum Einzelhandel ist die Kultur wohl nicht laut genug, wenn es darum geht, ihre Interessen zu verteidigen. Andererseits scheint sich die Politik wohl darauf zu verlassen, dass gerade die großen Häuser staatlich subventioniert sind und daher auch von der Krise weniger betroffen sein werden. Dass die vielen Solo-Selbständigen und die gesamte freie Szene in Gefahr sind, wird dabei gerne übersehen.
Die Münchner Ensembles haben nun die Entscheidungsträger um eine Debatte über die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen gebeten. Ob dieses Gesprächsangebot angenommen wird, ist noch offen. Stückl denkt aber bereits laut darüber nach, ob andernfalls nicht eine Klage der richtige Weg wäre.
Noch bleiben den Häusern – auch aufgrund der reduzierten Kontingente – die Besucher*innen nicht aus. Stückl befürchtet aber einen Entwöhnungseffekt, wenn die Einrichtungen länger geschlossen bleiben. Was aber viel schlimmer ist, sind die Auswirkungen der Krise für die Künstler*innen. Er berichtet vom Gespräch mit einem Tänzer, der nur wenige Jahre hat, um seine Kunst auszuüben. Wenn er jetzt nicht vor Publikum tanzen kann, ist das nicht mehr nachzuholen.

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tag Theater München Dialog mit der Politik Markus Söder November-Lockdown Verhältnismäßigkeit Lebensrelevanz
Darstellende Kunst Interview

Der Ton macht die Musik . Offener Brief der GMD- und Chefdirigent*innenkonferenz

by GMD- und Chefdirigent*innenkonferenz (02 Nov 2020)
Original source: concerti

Die Theater- und Konzerthäuser sind ihrer Verantwortung für das Publikum mit hervorragenden Hygienekonzepten gerecht geworden. Der Lohn ist nun aber keine Solidarität, sondern das erneute »Stummschalten« der Kultur, verordnet von einem Staat, der seiner Verantwortung für Schüler*innen nicht gerecht wird, die doch tagtäglich in überfüllten Bussen und Bahnen fahren und in schlecht gelüfteten Klassenzimmern unterrichtet werden.
Die Wut ist groß bei GMD und Chefdirigent*innenkonferenz, können doch die Unterstützungszusagen der letzten Monate angesichts des neuerlichen Lockdowns und der Degradierung zu einer Freizeiteinrichtung nur als Lippenbekenntnisse verstanden werden. Die Rücksichtslosigkeit weniger gegenüber den Institutionen, als vielmehr gegenüber den in und für diese arbeitenden Menschen, die ein stückweit ihrer Identität beraubt werden, schmerzt sehr und kann nicht mit Geld aufgewogen werden.
Und so fordern die Musiker*innen nun mit Nachdruck evidenzbasierte Entscheidungen für die Kulturbranche, eine Öffnung der Musikschulen im Oktober und die versprochenen Ausfallhonorare in Höhe von 75 Prozent der verhandelten Gage bzw. des Jahresdurchschnittslohns des Vorjahres. Das abschließende Angebot zum Dialog an  Bundeskanzlerin, die Ministerpräsident*innen und die Kulturstaatsministerin ist verbunden mit dem Hinweis auf eine angemessene, einem Partner würdige Ansprache: » Der Ton macht die Musik – davon verstehen wir etwas!«

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tag November-Lockdown Musikschulen Freizeiteinrichtungen Verantwortung Ausfallhonorare guter Ton
Musik Offener Brief

Stellungnahme der Kunstmuseen zur geplanten coronabedingten Schließung

by Kunstmuseen (01 Nov 2020)
Original source: art-in.de

Deutsche Museumsdirektor*innen, maßgeblich aus NRW, beziehen deutlich Stellung zum unerwarteten Lockdown. Die Schließung der Museen, die sie maßgeblich als Bildungsstätten verstehen, ist für sie sie lediglich eine »symbolische Geste« und letztlich eine »falsche Entscheidung«, da Museen aufgrund der getroffenen Maßnahmen zu den sichersten öffentlichen Orten gehören.

tag Museen November-Lockdown Verhältnismäßigkeit
Bildende Kunst/Design Statement

»Gottesdienst der Künste« im Thalia Theater

by Daniel Kaiser (01 Nov 2020)
Original source: NDR

Kreativer Protest gegen den November-Lockdown regte sich am ersten November in Hamburg. Gemeinsam mit den beiden Kirchen haben die Hamburger Kulturinstitutionen im Thalia Theater einen »Kultur-Gottesdienst« gefeiert. Die Struktur des Gottesdienstes wurde aufgenommen und einfallsreich mit künstlerischen und religiösen Inhalten gefüllt. Da die Kultureinrichtungen in den nächsten Wochen geschlossen bleiben, berief man sich nun auf die Religionen, deren Aufgaben es von jeher ist, in Zeiten der Trauer Trost und Zuversicht zu vermitteln. So deut ete Sieghard Wilm in seiner Predigt darauf hin, dass der Virus die Menschen nicht in die Einsamkeit treiben dürfe, sondern zu Gemeinsamkeit und Nächstenliebe anregen müsse. In den Fürbitten trug der Kultursenator Carsten Brosda seine Bitten an die Gesellschaft vor – unter anderem die Hoffnung, dass auch in Bayern und der Uckermark die Rolle der Künste erkannt werde. Auch sonst wurde Kritik an der Politik geäußert. Dass man als Kultureinrichtungen in einem Atemzug mit Vergnügungsparks und Bordellen genannt wurde, hat den Stolz der Szene verletzt. In Hamburg wurden Wut, Verzweiflung, Aufbegehren und Verständnis kreativ in ein überzeugendes künstlerisches Projekt verwandelt. Es ist tröstlich, dass die Kultur nicht in Schockstarre verfällt, sondern sich mit ihrem Mitteln zur Wehr setzt.

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tag Theater Kultur-Gottesdienst Solidarität künstlerischer Protest November-Lockdown Hamburg Carsten Brosda
Darstellende Kunst Bericht

»Es fühlt sich an wie eine Bestrafung und Verhöhnung« . Kommentar zum Theater-Lockdown

by Dorothea Marcus (31 Oct 2020)
Original source: Deutschlandfunk Kultur

Mit Wilma Renfordt, Dramaturgin des NRW-Impulse-Festivals, und Stefan Bachmann, Intendant des Schauspiels Köln, hat die Theaterkritikerin Dorothea Marcus gesprochen. Beide sind zwar Frustriert über die neuerlichen Schließungen üben keine Kritik am Lockdown, sondern sehen diese vielmehr als solidarischen Beitrag der Bühnen. Die freie Kritikerin kann sich diesen Statements nicht anschließen. Vielmehr spricht sie von einer Ohrfeige für die Kultur, die trotz fast schon anbiedernder Bemühungen um hervorragende Hygienekonzepte nun &nda sh; im Gegensatz zu Schlachthöfe und Shoppingcenter, Gottesdiensten und der Bahn – wieder schließen müssen. Bedenklich findet sie den erneuten Lockdown für die Kultur allerdings nicht, weil es so viele andere nicht trifft, sondern weil sie nicht daran glaubt, dass er zielführend ist. Das wiederum untergräbt die Akzeptanz der Maßnahmen in der Gesellschaft. Die vielen Partys in den letzten Tagen sprechen für sich. Corona-Leugner werden sich bestärkt fühlen. Damit ist nicht nur die Gesundheit gefährdet, sondern der gesellschaftliche Friede. Mit den Schließungen werden Brandherde gelegt, die uns vielleicht viel länger beschäftigen werden als die Corona-Krise.

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Darstellende Kunst Kommentar

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The signet of facing arts joining the faces of STORM.

Bei facing arts handelt es sich um ein non-profit-Projekt, das Sie gerne unterstützen können. Nutzen Sie dazu unser Kontaktformular – wir setzen uns gerne mit Ihnen in Verbindung!

Das Team

Facing arts ist ein Projekt von STORM.

STORM spielt als Akronym mit den Namen Miriam Seidler und Tim Otto Roth, die wie viele anderen Freischaffende von der Corona-Krise betroffen sind. Miriam Seidler ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie publizierte u.a. ein Übersichtswerk zum Alter in der zeitgenössischen Literatur und ist Herausgeberin der Buchreihe Ästhetische Signaturen. Neben ihrer freien wissenschaftlichen Forschung arbeitet sie aktuell als Lektorin und Fachfrau für Öffentlichkeitsarbeit. Tim Otto Roth ist promovierter Kunst- und Wissenschaftshistoriker, Konzeptkünstler und Komponist. In seiner künstlerischen Arbeit ist er vor allem bekannt durch Großprojekte im öffentlichen Raum, Kooperationen mit führenden Wissenschaftseinrichtungen und seine immersiven Licht- und Klanginstallationen.
Miriam Seidler und Tim Otto Roth arbeiten schon seit vielen Jahren immer wieder in unterschiedlichen Projekten zusammen. Neben gemeinsam kuratierten Ausstellungen hat Miriam Seidler das Projektmanagement für Roths immersive Licht- und Klanginstallation [aiskju:b] und die Pressearbeit für verschiedene Projekte übernommen. Mit facing arts realisieren sie ihr erstes künstlerisches Werk.
Weitere Informationen zu den beiden Projektinitiatoren erhalten Sie unter www.miriamseidler.de bzw. www.imachination.net.

Ein besonderer Dank gilt Paco Croket für die Programmierung der Tag Cloud!

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