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Quo vadis ars?

In zahlreichen Interviews, Corona-Tagebüchern, Kommentaren und Berichten wurde in den letzten Wochen die Situation der Kulturbranche beschrieben und diskutiert. Unsere kommentierte Sammlung von mittlerweile 193 Quellen versammelt Stimmen aus unterschiedlichen Sparten und Medien. So entsteht ein Bild der Kulturlandschaft in der Krise, deren zeitliche Wandlung interaktiv über eine eigene Tag-Cloud erdkundet werden kann.


 

#allesdichtmachen: Die infektiösen Folgen der Infodemie

by Markus Gabriel (26 Apr 2021)
Original source: Frankfurter Rundschau

Der Philosoph vermisst allzu sehr die Geisteswissenschaften, die mediale und künstlerische Diskurse, wie sie u.a. durch die Schauspieler*innenvideo von #allesdichtmachen angestossen wurde, reflektieren. Die Qualität künstlerischer Statements sieht er gerade darin, sich Mechanismen und Stereotypen in Bezug auf Corona zu widmen. Den Medien wirft er vor, anstatt einzuordnen und zu analysieren, allzugerne soziale Medien wie "irgendwelchen Twitter-Accounts die Gedankenführung zu überlassen" - Infodemie als Twittokratie.

tag #allesdichtmachten Jan Josef Liefers Ulrike Folkerts Twittokratie Infodemie Schauspieler*innen Philosophie
Darstellende Kunst Statement

Aufgestaute Kreativität . Klassik-Profis in der Pandemie

by Frederik Hanssen (02 Feb 2021)
Original source: Tagesspiegel

Bei der Jahrespressekonferenz der Deutschen Orchestervereinigung drehte sich in diesem Jahr alles um die landesweite Stille in den Theatern und Konzerthäuser. Zwar sichert die Kurzarbeit die Arbeitsplätze in vielen Stadt- und Landestheatern und bis auf wenige Kommunen sind auch in diesem Jahr noch keine Kürzungen des Etats zu spüren, dennoch mahnt der Geschäftsführer Gerald Mertens die baldige Öffnung der Häuser an. Dabei sollten nicht landesweite Inzidenzwerte zugrunde gelegt werden, sondern diejenigen des jeweiligen Landkreises. Wichtig ist dieser baldige Neustart vor allem für die freiberuflichen Musiker*innen, die seit fast einem Jahr ohne Einnahmen sind. Rund 30 Prozent denken laut einer repräsentativen Umfrage bereits über einen Berufswechsel nach. Eine zeitweise Aussetzung der Zuarbeitsregelung der Künstlersozialkasse könnte dieser Berufsgruppe durch die Krise helfen. Langfristig sollte über eine Arbeitslosenversicherung, die dem Schlechtwettergeld der Bauindustrie nachgebildet werden könnte, nachgedacht werden, um eine ähnliche Krisensituation in Zukunft zu vermeiden.

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tag Deutschen Orchestervereinigung Kurzarbeit stiller Tod Planungssicherheit Inzidenzwert Künstlersozialkasse Arbeitslosenversicherung
Musik Bericht

Diese Normalität darf nicht zurückkehren . Am Sinn für tatsächliche Relevanz herrscht im Kulturbetrieb erschreckender Mangel

by Peter Grabowski (01 Feb 2021)
Original source: Politik & Kultur

Bei einem anhaltend hohen Inzidenzwert äußerte Yilmaz Dziewior, der Direktor des Museum Ludwig, in einem Interview Mitte Januar im Deutschlandfunk die Annahme, dass die Museen Mitte Februar wieder öffnen werden. Diese Aussage nimmt Peter Grabowski in seinem Kommentar zum Anlass, über die Selbstüberschätzung der Kulturschaffenden in Deutschland nachzudenken. Die Demokratie ist nicht in Gefahr, nur weil das Publikum nicht in die Museen und Theater darf. Diese sind Freizeiteinrichtungen. Zentrale gesellschaftliche Themen werden in den Kulturei nrichtungen schon lange nicht mehr federführend verhandelt. Die sozialen Medien und die Massenmedien spielen hier eine wesentlich zentralere Rolle für den Diskurs. Daher ruft Grabowski die Kulturschaffenden dazu auf, ihren Elfenbeinturm zu verlassen, die Realität der Pandemie anzuerkennen und darüber nachzudenken, wie Kultureinrichtungen wieder mehr Relevanz in der Gesellschaft erlangen können.

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tag Kulturszene Relevanz Selbstüberschätzung Yilmaz Dziewior Quo vadis ars Lockdown
Alle Sparten Kommentar

»Es wurde zu viel abgesagt« . Kultur während Corona

by Axel Zibulski (26 Dec 2020)
Original source: Frankfurter Allgemeine Zeitung

Bereits nach dem Frühjahrs-Lockdown war vielen Konzertveranstaltern kleinerer Veranstaltungen klar, dass sie finanziell besser auf Auftritte verzichten sollten. Die wenigen Plätze, die vergeben werden konnten, ermöglichten keine kostendeckenden Veranstaltungen. Dennoch haben viele von ihnen keine Mühen gescheut, um wieder Veranstaltungen anbieten, Künstler*innen auf die Bühne bringen zu können. Das Publikum nahm das Angebot dankbar an. Die Karten waren für jedes Konzert schnell ausverkauft. Karl-Werner Joerg, der in der R hein-Main-Region mehrere Abonnementreihen betreut, kritisiert, dass viele Veranstalter in vorauseilendem Gehorsam Konzerte abgesagt haben. Gerade bei den kleineren Konzerten ließe sich doch sehr gut auf Hygienekonzepte achten, weshalb – anders als bei einem großen Rockkonzert – eine Absage nicht notwendig erschien. Dies zeigt auch die Unterstützung, die er erfahren hat. Die Abonnenten haben ihn weitgehend unterstützt, einige Konzerte konnten mit öffentlichen Sonderzahlungen oder privaten Spenden ermöglicht werden.

Für einen freien Konzertveranstalter, der keinen eigenen Veranstaltungsraum besitzt, waren die Soforthilfen und Überbrückungsgelder während des Lockdowns nicht abrufbar. Einerseits hat er wenige Fixkosten, andererseits hatte er auch im Lockdown Einnahmen durch Abonnements, die er allerdings erst im Herbst zur Finanzierung der neuen Saison verwenden durfte.
In der aktuellen Lage fordert er vor allem, dass kleinere Veranstaltungen wieder stattfinden dürfen und dass die Branche mehr Solidarität zeigt. Wenn große Räume für kleinere Veranstalter geöffnet werden würden, so könnte diesen und dem Musiker*innen damit nicht nur geholfen werden, zugleich würde damit auch in der »Kulturindustrie« ein wichtiges Zeichen gesetzt: Wie in der Landwirtschaft oder dem Einzelhandel sollte es darum gehen, die kleineren Initiativen zu fördern, damit am Ende nicht nur große Ketten überleben.

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tag Konzertveranstalter Lockdown Planungssicherheit Solidarität Kulturindustrie
Musik Bericht

Der deutsche Staat verachtet Selbstständige und Kreative

by Sascha Lobo (09 Dec 2020)
Original source: Der Spiegel

Warum erhalten Solo-Selbständige in der Krise so wenig Unterstützung durch die GroKo? Diese Frage beschäftigt den Autor und Strategieberater Sascha Lobo in seiner Kolumne. Ausgehend von einem Interviews mit dem SPD-Politiker und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, in dem dieser darauf verwiesen hat, dass die Corona-Hilfen Mittel der Solidargemeinschaft sind. Da die Selbständigen bislang in keine Arbeitslosenversicherung eingezahlt haben, sind sie nun auf Transferleistungen des Staates angewiesen.  Aus diesem Grund fordert er im In terview eine Versicherungspflicht für Selbständige.
Was sich auf den ersten Blick plausibel anhört, erweist sich bei genauerem Hinsehen als Versuch, Selbständigkeit in Deutschland einzudämmen. Grundsätzlich leisten die Selbständigen einen wichtigen Beitrag zur Solidargemeinschaft, indem die Rentenkasse seit Jahren zu einem Drittel mit Steuermitteln aufgefüllt wird, da die Rentenversicherung sonst pleite wäre. Die Selbständigen bezahlen also für eine Leistung, die sie selbst nicht erhalten. Eine Arbeitslosenversicherung für Selbständige ist seit der Jahrtausendwende immer wieder im Gespräch, allerdings wurde sie nie umgesetzt. Das Versäumnis, nicht Festangestellte in Sozialsysteme einzubinden, wird nun aber ins Gegenteil verwendet, da vor allem den Solo-Selbständigen vorgeworfen wird, Transferleistungen – d.h. Leistungen ohne Gegenleistungen – in Anspruch zu nehmen. Dass auch Selbständige Steuerzahler sind, wird stillschweigend übergangen. Auch der Hinweis des Finanzministers Olaf Scholz, dass die in der Pandemie besonders gebeutelten Solo-Selbständigen mit aller Kraft unterstützt werden, ist nicht mehr als ein Lippenbekenntnis. Insgesamt 5.000 Euro werden ihnen bis zum kommenden Sommer angeboten, um ihre massiven Umsatzeinbußen aufzufangen. Novemberhilfen erhalten nur direkt betroffene Selbständige. Da aber gerade die Selbständigen divers aufgestellt sind, fallen sie schnell unter die 80 Prozent-Grenze, d.h. wenn sie weniger Umsätze mit direkt oder indirekt von Lockdown betroffenen Unternehmen erzielt haben, erhalten sie keine Unterstützung. Dabei sind es gerade die Solo-Selbständigen, die mit Innovationen die Wirtschaft voranbringen und unter Umständen so den Grundstein für große Unternehmen legen. Aber erst wenn Selbständige Festanstellungen generieren, erhalten sie die Anerkennung des Staates in Form von Milliardenhilfen, Staatskrediten oder Kurzarbeit.
Wie wenig die Arbeit von Kreativen und Selbständigen geachtet wird, zeigt Lobo am Beispiel der Autorin und Regisseurin Anika Decker auf. Sie hat das Buch des Megaerfolgsfilms »Keinohrhasen« geschrieben, wurde aber am Erfolg von der Produktionsfirma nicht beteiligt. Der verwertende Konzern wurde nun dazu verurteilt, die kreative Arbeit der Autorin zu honorieren, dennoch zeigt das Beispiel, wie wenig Kreativität in Deutschland geschätzt wird.
Warum hat in Deutschland die Selbständigkeit nach wie vor den Ruf unsolidarisch und irgendwie unseriös zu sein? Festanstellung hingegen wird als heilig angesehen? Ein wichtiger Grund hierfür liegt darin, dass zu viele Selbständige unsere sozialen Absicherungssysteme zu Fall bringen könnten. Ab 50 Prozent Steuermittelzuzahlung zur Rentenkasse, könnten Selbständige das System der Rente kippen, da es gegen das Gleichbehandlungssystem des Grundgesetzes verstößt. So wird ihnen wohl auch in Zukunft kein würdiges Instrument zur Altersabsicherung angeboten, stattdessen müssen sie sich Unsolidarität vorwerfen lassen.

 

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tag Festanstellung Stephan Weil Solidarität Solo-Selbständige Arbeitslosenversicherung Olaf Scholz Novemberhilfe Wertschätzung Konzerne
Alle Sparten Statement

Theater in Sachsen-Anhalt bleiben dicht: »Das ist eine Katastrophe« . Corona-Beschränkungen werden verlängert

by Luca Deutschländer (26 Nov 2020)
Original source: MDR

Die Kulturschaffenden im ganzen Land sind frustriert: Der Lockdown light wird auch in den Dezember verlängert. Janek Liebetruth, freie Regisseur und Intendant sowie Vorsitzender des Landeszentrums freies Theater in Sachsen-Anhalt bringt die Bedeutung der weiteren Schließung auf den Punkt: »Das ist eine Katastrophe«. Gerade für Theater ist der Dezember der umsatzstärkste Monat. Die Einnahmeausfälle können die Häuser kaum kompensieren. Die im Figurentheater tätige Schauspielerin Kerstin Dathe hätte bis Weihnachten r und 30 Aufführungen gehabt. Zukunftssorgen und vor allem die Frage, ob die staatlich versprochenen Hilfen tatsächlich greifen, treiben die Kulturschaffenden um. Wann sie wieder auftreten dürfen, ist ungewiss. Optimismus fällt in dieser Situation zunehmend schwer.
Liebetruth fordert, dass die wirtschaftlichen Einbußen der Kulturschaffenden aufgefangen werden müssen. Programme wie »Neustart Kultur« haben die Aufgabe ein Kultursterben zu verhindern, indem sie eine Perspektive für das kommende Jahr bieten. Was die Kulturbranche darüber hinaus benötigt, ist Planungssicherheit, denn nur diese können den Frust etwas lindern.

 

 

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tag November-Lockdown Theater Planungssicherheit Advent Kultursterben Neustart Kultur
Darstellende Kunst Bericht

Wie gerecht ist der Orchesterbetrieb? . Die Corona-Krise macht ein Zwei-Klassen-System sichtbar

by Frederik Hanssen (16 Nov 2020)
Original source: Tagesspiegel

Welche Lobby hat die Musikszene? Diese Frage wurde in den letzten Wochen immer wieder diskutiert. Die fest angestellten Musiker*innen werden von der Deutschen Orchestervereinigung vertreten. Diese hat in den letzten Jahren gute Tarifverträge für Orchestermitglieder ausgehandelt. So sind diese – auch im Vergleich zu frei arbeitende Gesangssolisten gut aufgestellt und kommen sicher durch die Krise, zumal sie durch ihren Job an einer staatlich finanzierten Institution verhältnismäßig sichere Stellen haben.
Anders sieht es aktuell in de r freien Szene aus. Zwar hat sich vor zwei Jahren die Organisation ›Freo‹, die Vereinigung der Freien Ensembles und Orchester in Deutschland gegründet, doch war diese als Forum zum Verfahrungsaustausch gedacht. In der Krise macht sie nun die Lobbyarbeit für die freien Ensembles und Orchester. Das ist nicht einfach, wie Frederik Hanssen am Beispiel des Deutsche Kammerorchesters (DKO) aufzeigt. Das Orchester arbeitet mit einem festen Stamm von 20 freiberuflichen Musiker*innen, die für einzelne Projekte gebucht werden. Auftritte und Tourneen werden von drei Mitarbeiter*innen geplant und organisiert. Zwar hat das Orchester feste Stammkunden, die zum großen Teil im Frühjahr ihre Karten nicht zurückgegeben haben, und auch ihre Abonnements zum g4oßen Teil verlängert haben, da die Musiker*innen aber keine festen Verträge haben, profitiert das Orchester nicht von dem Sonderfonds der Kulturstaatsministerin für  Freie Orchester. Während andere Orchester und Ensembles aus diesem Fonds die Gehälter für die Musiker*innen bis zum Jahresende bezahlen können, stehen die frei arbeitenden Musiker*innen und mit ihnen ihre Orchester vor dem Aus. Daher fordert ›Freo‹ nun die Ungleichheit durch eine finanzielle Grundsicherung für die Mitarbeiter der Freien Orchester zu sichern. Dabei geht es nicht nur um das kurzfristige Überleben, sondern auch um die Frage, wie die staatliche Förderung in den kommenden Jahren gerecht verteilt werden kann, wenn die Einnahmen der Kommunen einbrechen und die Kulturetats gekürzt werden. Das Konzerthaus am Gendarmenmarkt geht mit einem Zeichen der Solidarität voran. Es stellt im kommenden Frühjahr an 12 Abenden seine Säle mietfrei freien Formationen zur Verfügung.  

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tag Orchester Orchestervereinigung Freie Orchester Lobby Krise nach der Krise Etatkürzungen
Musik Bericht

Bildet Banden! . Warum der zweite Lockdown für Theater und Künstler*innen wie eine Ohrfeige wirkt

by Georg Kasch (28 Oct 2020)
Original source: Nachtkritik

Die Lage der Theater ist zum Verzweifeln. Nicht nur wird über sie ein zweiter Lockdown verhängt, sie werden zudem der Kategorie »Unterhaltung« zugeordnet, stehen in einer Reihe mit Fitnessstudios, Wettbüros und Bordellen. Und das, obwohl sich die Theater während des Lockdowns so vorbildlich verhalten haben. Mit Streamings haben sie ihr Publikum unterhalten, Hygienekonzepte erarbeitet, die neue Spielzeit drei Mal neu geplant. Und nun?, fragt Gerog Kasch in seinem Kommentar. Die Häuser müssen neuerlich ihre Tore schließen, ob wohl selbst Virolog*innen diese Schritt für nicht notwendig halten. Kann sich die Schließung tatsächlich damit begründen lassen, dass das Publikum sich nach der konsequenten Trennung im Parkett nach der Vorstellung zur Diskussion des Abends trifft?
Wenn die Kultur nun im Gegensatz zu vielen anderen Wirtschaftszweigen als Bauernopfer herhalten muss, dann sollte die Politik für die Bestandssicherung in der Branche aufkommen. Darauf müssen Intendanten, Veranstalter und alle Beteiligten pochen. Ein angemessener finanzieller Ausgleich für die Häuser und eine Art Grundeinkommen für die Solo-Selbständigen mit Verdienstausfall sollte die Branche über die Krise retten.
Währenddessen sollen sich die Kulturschaffenden aber nicht zurücklehnen, sondern das angehen, was im Frühjahr zu kurz kam: Sich mit anderen zusammenschließen, um gemeinsam die Stimme für die Kultur zu erheben. Streamen, denn wer nicht sichtbar ist, wird vergessen. Dabei darf aber nicht der Fehler gemacht werden, alles kostenlos anzubieten, es müssen intelligente Bezahlkonzepte entwickelt werden. Sein letzter Appell richtet sich direkt an die Theaterbranche: Entwerft das Theater von morgen! Wenn die Erfahrungen der letzten Monate produktiv für eine Neukonzeption genutzt werden, dann hat der Lockdown für die Kunst einen Sinn.

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tag November-Lockdown Unterhaltung Hygienekonzepte Bestandssicherung Grundeinkommen Bauernopfer Krise als Chance Streaming
Darstellende Kunst Kommentar

Jagt den Krimi in die Luft! . Literatur und Corona

by Simone Buchholz (28 Oct 2020)
Original source: Zeit

Krisen halten für einen Moment die Zeit an und teilen unser Erleben in ein Davor und Danach. Eine der zentralen Aufgaben der Kunst ist es, von solchen Krisenzeiten zu erzählen. Eine Gattung, für die die Krise zum Kernelement zählt, ist der Kriminalroman und so wundert es nicht, dass die Krimiautorin Simone Buchholz in der Wochenzeitung »Die Zeit« über eine Neuausrichtung der Gattung reflektiert.
Um endlich einen festen Platz in der Gattung der Gesellschaftsromane zu erkämpfen, müsste der Kriminalroman eine ganze Reihe seiner bisherigen Merkmale über Bord werfen, allen voran das schlichte Erzählen und die deutsche Idylle. Stattdessen muss der neue Kriminalroman an den Grenzen des Genres rütteln, jede sichere Bühne verlassen und sich dem komplett Unbekannten hingeben. Im Zentrum dieses neuen Romans kann nur der Mensch stehen. Die Merkmale die Buchholz nun benennt sind sein Streben nach Wissen, seinen Sinn für Solidarität und eine Idee von gesellschaftlichem Zusammenhang. Das liest sich, als würde Faust mit Gretchen gekreuzt. Der neue Kriminalroman sollte auch Zeitzeuge sein und neben dem Zustand der Krise das Aushalten der Krise dokumentieren.  
Schafft sich das Genre damit selbst ab?, fragt sich die erfahrene Krimiautorin am Ende ihres Traums vom neuen Kriminalroman. Wir werden es erfahren, wenn ihr neuer Roman erscheint.

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tag Corona-Roman Kriminalroman Neuausrichtung von der Krise erzählen Quo vadis ars
Wort Reflexion

Was braucht es, um wieder Kontrolle über die Pandemie zu bekommen?

by Gunter Gebauer, Julius Stucke (24 Oct 2020)
Original source: Deutschlandfunk

Der Philosoph Gunter Gebauer stellt im Gespräch mit dem Deutschlandfunk die Frage, welchen Stellenwert die Kultur heute noch hat. In den eigenen vier Wänden kann viel abgerufen und konsumiert werden. Der Weg nach draußen ist daher gar nicht mehr so wichtig. Die Krise könnte damit auch einen Kahlschlag zur Folge haben, der auf einer reduzierten Nachfrage basiert. Bereits jetzt müssen viele Kulturschaffende schauen, wie sie ihren Lebensunterhalt verdienen. Gebauer berichtet beispielsweise von einer Opernregisseurin, die Rhetorikkurse gibt. Die Sor ge, die Gebauer formuliert, ist nun nicht nur, dass diese vielen Aussteiger*innen nicht mehr zurückkommen, sondern das die Nachfrage an Kultur grundsätzlich zurückgeht, weil die Menschen sich an den Alltag ohne Kulturveranstaltungen gewöhnt haben. Welche Auswirkungen das für unsere Wirtschaft haben wird, stellt Gebauer interessanterweise nicht, widerspricht er doch der These von Julian Nida-Rümelin, dass wir uns in einer Lage ähnlich der von 1945 befänden, in der sich das Land klar in Richtung Deutsche Mark und Wirtschaft orientiert hätte.
Thema ist auch der Auftritt der Punkband »Die Ärzte« in den Tagesthemen am Samstagabend. Julius Stucke, der das Gespräch mit Gebauer moderiert, kritisiert, dass bei dem Fernsehauftritt die Dramatik der Lage der Branche nicht wirklich ernsthaft vermittelt werden konnte, weil alles so »nett« wirkte. Dem widerspricht Gebauer, da er die Power der Punkkultur, die die drei Musiker auf die Bühne brachten, wichtig fand, um die Ernsthaftigkeit der Situation zu vermitteln. Gerade das Eintreten der ›alten Hasen‹ für alle Mitarbeiter im Hintergrund empfand der Philosoph als wichtig, um auf deren Situation hinzuweisen.

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The signet of facing arts joining the faces of STORM.

Bei facing arts handelt es sich um ein non-profit-Projekt, das Sie gerne unterstützen können. Nutzen Sie dazu unser Kontaktformular – wir setzen uns gerne mit Ihnen in Verbindung!

Das Team

Facing arts ist ein Projekt von STORM.

STORM spielt als Akronym mit den Namen Miriam Seidler und Tim Otto Roth, die wie viele anderen Freischaffende von der Corona-Krise betroffen sind. Miriam Seidler ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie publizierte u.a. ein Übersichtswerk zum Alter in der zeitgenössischen Literatur und ist Herausgeberin der Buchreihe Ästhetische Signaturen. Neben ihrer freien wissenschaftlichen Forschung arbeitet sie aktuell als Lektorin und Fachfrau für Öffentlichkeitsarbeit. Tim Otto Roth ist promovierter Kunst- und Wissenschaftshistoriker, Konzeptkünstler und Komponist. In seiner künstlerischen Arbeit ist er vor allem bekannt durch Großprojekte im öffentlichen Raum, Kooperationen mit führenden Wissenschaftseinrichtungen und seine immersiven Licht- und Klanginstallationen.
Miriam Seidler und Tim Otto Roth arbeiten schon seit vielen Jahren immer wieder in unterschiedlichen Projekten zusammen. Neben gemeinsam kuratierten Ausstellungen hat Miriam Seidler das Projektmanagement für Roths immersive Licht- und Klanginstallation [aiskju:b] und die Pressearbeit für verschiedene Projekte übernommen. Mit facing arts realisieren sie ihr erstes künstlerisches Werk.
Weitere Informationen zu den beiden Projektinitiatoren erhalten Sie unter www.miriamseidler.de bzw. www.imachination.net.

Ein besonderer Dank gilt Paco Croket für die Programmierung der Tag Cloud!

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