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Quo vadis ars?

In zahlreichen Interviews, Corona-Tagebüchern, Kommentaren und Berichten wurde in den letzten Wochen die Situation der Kulturbranche beschrieben und diskutiert. Unsere kommentierte Sammlung von mittlerweile 193 Quellen versammelt Stimmen aus unterschiedlichen Sparten und Medien. So entsteht ein Bild der Kulturlandschaft in der Krise, deren zeitliche Wandlung interaktiv über eine eigene Tag-Cloud erdkundet werden kann.


 

Leipziger Buchmesse abgesagt

by Martin Hoferick (29 Jan 2021)
Original source: Kulturzeit

Eine Großveranstaltung ist aktuell kaum planbar und so verwundert es nicht, dass der Direktor der Buchmesse Leipzig, Oliver Zille, in dieser Woche schweren Herzens die Absage der diesjährigen Messe bekannt gab. Gerade weil man in Leipzig auf so viele Formen der Begegnung setzt, ist die Messe dieses Jahr kaum gefahrlos durchzuführen. Eine Verlagerung ins Digitale kommt für die Veranstalter nicht in Frage, da hier die persönliche Begegnung als zentrales Moment der Leipziger Messe nicht angemessen umgesetzt werden kann. Das Format selbst, werde man auf jeden Fall in den kommenden Jahren beibehalten, die Lage auf dem Buchmarkt ist trotz der Absage gut. Dennoch fordert Andreas Rötzer vom Verlag Matthes und Seitz, dass über Unterstützungen für die Branche nachgedacht werden muss, wenn weitere Großveranstaltungen im Lauf des Jahres ausfallen werden. In den Messehallen wird nun erst einmal ein Impfzentrum eingerichtet. 

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tag Buchmesse Buchbranche Digitalisierung Begegnung Großveranstaltungen
Wort Bericht

Aus der Zauber . Arbeiten in Corona-Zeiten

by Sarah Schaschek (15 May 2020)
Original source: Zeit

Wann wieder Großveranstaltungen möglich sein werden, ist nach wie vor unklar. Dass trifft vor allem die Eventbranche hart. Julius Frack ist Illusionist oder umgangssprachlich professioneller Zauberer. In abendfüllenden Bühnenshows lässt er Menschen schweben oder einen Helikopter samt Pilotin erscheinen. Er berichtet im Interview von seinem – eigentlich gut laufenden – Unternehmen und den Folgen, die die Krise für ihn und seine Familie hat.
In den letzten zwanzig Jahren hat sich Julius Frack als Solo-Selbständiger ein kleines Unternehmen aufgebaut. Neben einer festangestellten Bürokraft arbeitet er mit rund 20 Freiberuflern zusammen. Seine Shows bereitet er in einer 400 Quadratmeter großen Produktionshalle vor. Vor allem im Herbst und Winter hat Franck einen dicht gefüllten Terminkalender. Seine Kunden finden sich nicht nur im Kulturbereich, sondern sind auch Großunternehmen, für die er eigene Events konzipiert. Seine internationale Tätigkeit führte ihn und sein Team alleine im letzten Jahr mit Liveshows nach China, Singapur, Kolumbien, Monaco, Schweden, Spanien.
Grundsätzlich würde Frack kein Problem darin sehen, sich ein neues Aufgabenfeld zu suchen, online-Shows für Drive-in-Bühnen oder das Netz entwerfen, um die Folgen der Krise abfedern zu können. Da er aber gemeinsam mit seiner Frau ihre fünf Kinder betreut und das Homeschooling organisiert, ist er im Moment völlig ausgelastet.
Da die Corona-Soforthilfe nicht einmal ausreicht, um die laufenden Kosten der Firma zu decken, und er im Frühjahr für das Unternehmen noch eine ganze Reihe an Investitionen getätigt hat, bleibt dem erfolgreichen Unternehmer nun nur die Beantragung von Grundsicherung, um über die Runden zu kommen. Wann für ihn die Krise vorbei sein wird, kann er noch nicht absehen. Neue Aufträge gibt es kaum. Die Schuld hierfür sieht er in der Politik. Fehlende Exitstrategien und unterschiedliche Regelungen in den einzelnen Bundesländern lähmen die Branche, da keine belastbaren Planungen möglich sind.

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tag Zauber Event-Branche Großveranstaltungen Berufsverbot
Darstellende Kunst Bericht

Kultur in der Corona-Krise . Erwacht endlich aus der Schockstarre!

by Marco Frei, Christian Wildhagen (01 May 2020)
Original source: Neue Züricher Zeitung

»Die Stimmung kippt.« Wie ein Warnruf an die Politik klingt der Auftakt des Artikels von Marco Frei und Christian Wildhagen. Sie registrieren Unmut in der Kulturbranche, fragen nach den Ursachen des langen Stillhaltens und ermutigen Musiker*innen und Veranstalter nicht länger der Politik das Zepter zu überlassen. Die Lage ist bekannt: Zahlreiche Kulturschaffende fallen durch das Raster der aufgelegten Hilfsprogramme und müssen Grundsicherung beantragen. Zwar geben getroffene politische Entscheidungen zum Verbot von Großveranstaltungen Pla nungssicherheit, lassen aber auch die Aussichten auf die zweite Jahreshälfte als wenig erfolgversprechend erscheinen, da viele weitere Festivals und Veranstaltungen Ende April abgesagt werden mussten. Hat die Branche die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie bislang klaglos mitgetragen, regt sich nun Widerstand gegen den Kahlschlag. In Deutschland ist dieser schon etwas länger zu beobachten, nachdem die Landesregierungen über Lockerungen für Biergärten und Pediküre nicht aber für die Musikbranche gesprochen haben. In einem Offenen Brief haben Anne-Sophie Mutter, Matthias Goerne, Christian Thielemann und andere Klassik-Größen nun ihren Unmut kundgetan. Dass der Protest erst so spät kommt, führen die Autoren Marco Frei und Christian Wildhagen auf ein »mangelndes Selbstwertgefühl der Künstler« zurück. Diese sind sich weder bewusst, dass sie in der Gesellschaft selbst ihre größte Lobby haben und mit der Kreativbranche als »wirtschaftlich signifikante Grösse« punkten können. Um sich Gehör zu verschaffen, bedarf es aber auch eines »Konzepts für Kultur unter den Bedingungen der Pandemie«. Das, so die Autoren, gibt es bislang nicht. Online-Angebote wie live-Konzerte oder das Streamern von Archivmaterial sind nicht nur in dem Zahl der Zugriffe von der Prominenz der Beteiligten abhängig, sie haben auch rückläufige Zugriffszahlen. Dass dem so ist und dass ein Onlineangebot weder klangtechnisch noch atmosphärisch ein Live-Kulturerlebnis ersetzen kann, ist auch den Veranstaltern bewusst. So haben sich nun vierzig Musikfestivals in Deutschland an die Bundesregierung gewandt, nicht nur mit der Bitte differenzierte Maßnahmen für unterschiedliche Veranstaltungsformen und -größen zu erlassen, sondern zugleich mit der Mahnung der »Gleichbehandlung von Kultur mit Sport, Religionsgemeinschaften und Wirtschaft«. Statt auf die Rechtsunsicherheiten und die fehlende Entscheidungsfreude der Politik mit einer Schockstarre zu reagieren, empfehlen die Autoren sich ein Vorbild an der Fußball-Bundesliga zu nehmen und selbst mit Experten Hygienekonzepte zu entwickeln. Wichtig wäre aber auch hierfür, dass die Akteure gemeinsam agieren und nicht jedes Haus an seinem eigenen Konzept arbeitet. Einzelne Orchester spielen bereits wieder. Am 1. Mai fand das traditionelle Europakonzert der Berliner Philharmoniker in reduzierter Besetzung und ohne Publikum statt. Auch das Musikkollegium Winterthur, die Münchner Philharmoniker und das Tonhalle-Orchester Zürich arbeiten an Hygienekonzepten. Dazu gibt es vor und auf der Bühne vieles zu bedenken – vor allem aber stellt sich die Frage, ob sich eine Veranstaltung unter solchen Bedienungen rechnet. So komplex die Probleme sind, sollten die Kultureinrichtungen sich nun nicht von der Politik das Heft aus der Hand nehmen lassen, sondern im Blick auf andere gesellschaftliche Bereiche die Nischen suchen, in denen Kulturarbeit möglich ist. Wenn Gottesdienste und Fußballspiele wieder möglich sind, warum sollten es Kammerkonzerte nicht sein? Zur Not müsste unter Berufung auf den rechtsstaatlichen Grundsatz der Gleichbehandlung die Öffnung von Kulturveranstaltungen eingefordert werden. Für den Erfolg einer Klage sieht der deutsche FDP-Politiker Wolfgang Kubicki gute Chancen: »Meine Prognose ist: In einigen Wochen wird auch bei den Gerichten der Geduldsfaden reissen. Dann wird es rechtlich nicht mehr möglich sein, bestimmte Veranstaltungen zu verbieten, obwohl sie die gleichen Voraussetzungen erfüllen wie andere.«

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tag Klassische Musik Konzerthäuser Gleichbehandlung Bundesliga Großveranstaltungen Onlineangebote Hygieneregeln
Musik Beitrag

Die Aussichten: grau bis düster . Künstler und die Corona-Krise

by Eva-Maria Magel (22 Apr 2020)
Original source: Frankurter Allgemeine Zeitung

Der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir hat sich in einem Schreiben an Bundeswirtschafsminister Peter Altmeier gewandt. Ihm bereitet nicht nur Sorgen, dass viele Künstlerinnen und Künstler aktuell durch das Raster der Soforthilfen fallen, sondern auch dass keine einheitlichen Regelungen für die Branche in den einzelnen Bundesländern besteht. Das ist umso dramatischer, als gerade die Kultur- und Kreativwirtschaft am längsten von den Auswirkungen der Krise betroffen sein werden. Legt man die kursierende Größe von 100 Personen al s Grenze zur Großveranstaltung zugunde, dann werden viele Theater und Kinos in absehbarer Zeit geschlossen bleiben.
Enttäuscht zeigen sich viele darüber, dass in der Politik wenig Kenntnis und Interesse an den Abläufen in der Kulturbranche besteht. Solange diese aber nicht bekannt sind, kann auch keine effektive Hilfe angeboten werden. Derweil gibt es auf kommunaler und privater Ebene erste Stiftungen und Spendenaktionen, um den Künstlerinnen und Künstlern unter die Arme zu greifen und die freie Szene zu unterstützen. Das ist auch dringend notwendig, denn die Unzufriedenheit in der Branche wächst.

 

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tag Hessen Soforthilfe Hartz IV Großveranstaltungen Tarek Al-Wazir Peter Altmaier
Alle Sparten Bericht

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Bei facing arts handelt es sich um ein non-profit-Projekt, das Sie gerne unterstützen können. Nutzen Sie dazu unser Kontaktformular – wir setzen uns gerne mit Ihnen in Verbindung!

Das Team

Facing arts ist ein Projekt von STORM.

STORM spielt als Akronym mit den Namen Miriam Seidler und Tim Otto Roth, die wie viele anderen Freischaffende von der Corona-Krise betroffen sind. Miriam Seidler ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie publizierte u.a. ein Übersichtswerk zum Alter in der zeitgenössischen Literatur und ist Herausgeberin der Buchreihe Ästhetische Signaturen. Neben ihrer freien wissenschaftlichen Forschung arbeitet sie aktuell als Lektorin und Fachfrau für Öffentlichkeitsarbeit. Tim Otto Roth ist promovierter Kunst- und Wissenschaftshistoriker, Konzeptkünstler und Komponist. In seiner künstlerischen Arbeit ist er vor allem bekannt durch Großprojekte im öffentlichen Raum, Kooperationen mit führenden Wissenschaftseinrichtungen und seine immersiven Licht- und Klanginstallationen.
Miriam Seidler und Tim Otto Roth arbeiten schon seit vielen Jahren immer wieder in unterschiedlichen Projekten zusammen. Neben gemeinsam kuratierten Ausstellungen hat Miriam Seidler das Projektmanagement für Roths immersive Licht- und Klanginstallation [aiskju:b] und die Pressearbeit für verschiedene Projekte übernommen. Mit facing arts realisieren sie ihr erstes künstlerisches Werk.
Weitere Informationen zu den beiden Projektinitiatoren erhalten Sie unter www.miriamseidler.de bzw. www.imachination.net.

Ein besonderer Dank gilt Paco Croket für die Programmierung der Tag Cloud!

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