y

Quo vadis ars?

In zahlreichen Interviews, Corona-Tagebüchern, Kommentaren und Berichten wurde in den letzten Wochen die Situation der Kulturbranche beschrieben und diskutiert. Unsere kommentierte Sammlung von mittlerweile 193 Quellen versammelt Stimmen aus unterschiedlichen Sparten und Medien. So entsteht ein Bild der Kulturlandschaft in der Krise, deren zeitliche Wandlung interaktiv über eine eigene Tag-Cloud erdkundet werden kann.


 

Kulturzeit extra: Theater im Lockdown

by Vivian Pekovic (Moderation) (18 Nov 2020)
Original source: Kulturzeit

In einem Schwerpunkt widmet sich die Kultursendung der Situation der Theater im Lockdown. In einem ersten Beitrag geht es an die Volksbühne in Berlin. Dort sollten in dem Projekt »Spielplanänderung« zu Unrecht vergessene Theaterstücke bedeutender Autor*innen wieder auf die Bühne gebracht werden. Doch nun kämpft das Haus nicht nur für die Autor*innen, sondern darum selbst nicht in Vergessenheit zu geraten. Die Schauspieler*innen spielen nicht nur, sondern diskutieren auch die Rolle des Theaters. Was sie an der politischen Diskussi on stört, ist der missachtende Grundton, denn sie sind sich alle einig, dass das Theater ein wichtiges Ventil für die Gesellschaft bietet. Hier werden Themen verhandelt, die von einem breiten Publikum diskutiert werden. Sie empfinden es als Luxus, proben zu dürfen, dennoch kostet die aktuelle Situation sehr viel Energie – zumal für viele Schauspieler*innen, die keinen festen Vertag mit einem Haus haben, die Einnahmen wegbrechen. Die Forderung, dass die Theater bald wieder öffnen dürfen, das fordern aber nicht nur die Kulturschaffenden, sondern auch der Kultursenator Klaus Lederer.
Der Theaterkritiker und Autor Simon Strauß hat das Programm für die ›Spielplanänderung‹ entwickelt. Er weist darauf hin, dass es aktuell gefährlich ist, sich als Theater zu sehr anzupassen und den eigenen Status herunterzuspielen. Damit könnten Subventionen und der Status des Theaters als psychologische und humane Institution verloren gehen.
Eine wichtige Erfahrung war für den Schauspieler Lars Eidinger sieben Monate nicht spielen zu dürfen. In dieser Zeit hat er festgestellt, dass die Arbeit auf der Bühne für ihn das kreative Zentrum seines Schaffens ist. Das zentrale Merkmal des Theaters ist für ihn die Unmittelbarkeit, die kein anderes Medium erreichen kann. Allerdings sieht er im Theater keine moralische Anstalt, sondern vielmehr einen Freiraum, in dem man nicht zwischen Gut und Böse unterscheiden muss.  

Allerdings gibt es auch Stimmen, die von den Theaterschaffenden fordern, die Krise zur Reflexion der eigenen Position zu nutzen. Zu diesen Stimmen gehört auch Simon Strauß. Er wünscht sich, dass die Kreativen mit einer neuen Form des Bewusstseins aus der Krise herausgehen. Für die Theater bedeutet das, unter anderem Spielpläne zu revidieren, diverser zu werden machen. Neue Formate müssen aber auf der Bühne entwickelt werden. Das Streaming sieht er nur als einen Ersatz, ein Trostpflaster für die Zeit, bis an den Häusern wieder gespielt werden darf. Denn die Theater leisten mit der Unmittelbarkeit, mit ihrer Art und Weise Fragen aufzuwerfen, einen wichtigen Beitrag zur psychologischen Erbauung der Menschen. Dies muss gerade im Hinblick auf anstehende Etatkürzungen selbstbewusst der Politik gegenüber verteidigt werden. Theater – so formuliert es Strauß – ist mehr als systemrelevant, es ist »entscheidend«.
Neben den Theatern sind es aber auch andere Kultureinrichtungen, die von der Krise bedroht sind. In der Schweiz darf zwar noch gespielt werden, viele Einrichtungen überleben aber vor allem aufgrund ihres Kneipenbetriebs. Die wenigen Zuschauer*innen, die für eine Vorstellung zugelassen werden, machen ein wirtschaftliches Arbeiten kaum möglich.
Eine der wenigen Kultureinrichtungen, die in Deutschland geöffnet haben dürfen, sind die Galerien. Sie ermöglichen es den Künstler*innen zumindest nicht völlig vergessen werden – leiden sie doch nicht nur an der Bedrohung ihrer Existenz, sondern zugleich daran, ihre Werke nicht zeigen zu dürfen. Dennoch ist es auch für Galerien im Moment schwer sich auf dem Markt zu behaupten, denn neue Käuferschichten können aktuell nicht angesprochen werden. So ist auch hier die Frage, wie Kunst und Kultur als essentielles Gut für die Gesellschaft in Zukunft bewertet und entlohnt werden kann.

Mehr lesen Weniger lesen

tag November-Lockdown Theater Krise als Chance Unmittelbarkeit Streaming Simon Strauß Lars Eidinger Volksbühne Galerien Quo vadis ars
Darstellende Kunst Kultursendung

Ein Lebenszeichen aus der Szene, die am Abgrund tanzt . »Tag der Clubkultur« am 3. Oktober

by Jakob Bauer (02 Oct 2020)
Original source: rbb24

Am 3. Oktober wird in Berlin der »Tag der Clubkultur« gefeiert. Zu Live-Musik auf engstem Raum getanzt wird in Zeiten von Corona nicht, aber die Clubs haben sich kreative Konzepte ausgedacht, um auf ihre Lage aufmerksam zu machen. So gibt es im Schokoladen für 16 Besucher*innen zwei Live-Konzerte. Die Karten wurden auf Facebook verlost, die Besucher*innen sitzen auf Barhockern an Stehtische, um die Abstände kontrollieren zu können. Im Ritter Butzke erwartet die Gäste ein Dinner mit musikalischer Begleitung. Bei allen Veranstaltungen wird k onsequent auf die Einhaltung der Hygienekonzepte geachtet. Damit möchte die Clubkommission gemeinsam mit dem Berliner Kultursenator Klaus Lederer ein Zeichen setzen: Aktuell entsteht oft der Eindruck, dass in Clubs die Gefahr der Ansteckung besonders hoch sei – ohne diese belegen zu können. Da auch in den Clubs Hygienekonzepte vorliegen, sind die Veranstalter einig, dass die Gefahr der Ansteckung bei Feiern im Park wesentlich höher ist, als in ihren Räumen. Und so ist der »Tag der Clubkultur« ein Lebenszeichen einer Branche, die zu den großen Verlierern der Corona-Krise gehört. In Berlin kämpft Klaus Lederer für ihr Überleben, in anderen Städten erhalten die Clubs weniger Unterstützung.

Mehr lesen Weniger lesen

tag Clubszene Hygienekonzepte Klaus Lederer
Musik Bericht

»Was in Berlin passiert, ist ziemlich einmalig« . Corona-Hilfe für Klubkultur

by Laura Aha (20 Jul 2020)
Original source: Spiegel

Klubs waren die ersten Kultureinrichtungen, die schließen mussten, und sie werden aller Voraussicht nach auch die letzten sein, die wieder öffnen dürfen. Alleine in Berlin sind in 140 Klubs und ebenso vielen Klub-Veranstaltungsagenturen rund 9000 Menschen beschäftigt. In Berlin hat Kultursenator Klaus Lederer ein Hilfspaket in Höhe von 30 Millionen Euro für Klubs aufgelegt. Das hilft zumindest den größeren Einrichtungen, kurzfristig die Existenz zu sichern – lange werden sie aber auch mit dieser Unterstützung nicht dur chhalten können.
In den großen Metropolen sieht es ganz ähnlich aus. In Hamburg und Köln wurden ebenfalls von der Stadtverwaltung Programme aufgelegt, um die Klubszene zu unterstützen. Das ist auch insofern nötig, als die Klubs in der Regel nicht von der Kulturförderung des Bundes profitieren können. Andererseits haben die Klubs bislang selten Förderung von den Ländern erhalten, weshalb sie jetzt durch das Raster fallen, da sie um ihre Anerkennung als Kulturort kämpfen müssen. Wo es keine Lobbyverbände gibt, gibt es in der Regel auch keine Förderung. Das ist vor allem in den ostdeutschen Bundesländern der Fall. So fürchtet die lebendige Clubszene in Leipzig und Dresden um ihre Existenz. Aktuell ermöglicht die Open-Air-Saison, die Umsatzeinbrüche etwas auszugleichen. Die Szene bedarf aber einer langfristigen Strategie, um der Krise nicht zum Opfer zu fallen.

Mehr lesen Weniger lesen

tag Clubszene Berlin Soforthilfe Konjunkturpaket Klaus Lederer
Musik Bericht

Es fehlt die Angemessenheit der Mittel . Gesangsverbot für Chöre in Berlin

by Maria Ossowski (29 Jun 2020)
Original source: rbb24

Berlin hat seine Corona-Verordnung aktualisiert und darin das Singen in geschlossenen Räumen grundsätzlich verboten. Ausnahmen von dieser Regelung gibt es keine. Bis zum 24. Oktober sollen die Regelungen gelten.
Die Chöre, die vorab nicht informiert wurden, sind verärgert. In den letzten Wochen wurde bereits wieder in kleinen Gruppen unter Einhaltung großer Abstände geprobt, um im Herbst nicht nur an den drei Berliner Opern wieder mit neuen Programmen unter Einhaltung strenger Hygieneregelungen in die neue Spielzeit zu starten. Diese Pläne sind nun obsolet. Vom Gesangslehrer bis zur Primadonna ist ein Berufsverbot erteilt worden. Da es keinerlei Ausnahmeregelungen gibt und keinerlei Hygieneregeln akzeptiert werden, ist die Angemessenheit dieser Maßnahme zweifelhaft. Es bleibt zu hoffen, dass die betroffenen Chöre eine einstweilige Verfügung erwirken und wieder singen dürfen, denn ein angemessener und sorgfältiger Umgang mit Corona-Verordnungen ist notwendig, um nicht einzelne Berufsgruppen über Gebühr zu belasten und die Unterstützung der Bevölkerung dauerhaft zu erhalten.

Mehr lesen Weniger lesen

tag Chöre Oper Berufsverbot Berlin Verhältnismäßigkeit
Musik Kommentar

News

Twitter


The signet of facing arts joining the faces of STORM.

Bei facing arts handelt es sich um ein non-profit-Projekt, das Sie gerne unterstützen können. Nutzen Sie dazu unser Kontaktformular – wir setzen uns gerne mit Ihnen in Verbindung!

Das Team

Facing arts ist ein Projekt von STORM.

STORM spielt als Akronym mit den Namen Miriam Seidler und Tim Otto Roth, die wie viele anderen Freischaffende von der Corona-Krise betroffen sind. Miriam Seidler ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie publizierte u.a. ein Übersichtswerk zum Alter in der zeitgenössischen Literatur und ist Herausgeberin der Buchreihe Ästhetische Signaturen. Neben ihrer freien wissenschaftlichen Forschung arbeitet sie aktuell als Lektorin und Fachfrau für Öffentlichkeitsarbeit. Tim Otto Roth ist promovierter Kunst- und Wissenschaftshistoriker, Konzeptkünstler und Komponist. In seiner künstlerischen Arbeit ist er vor allem bekannt durch Großprojekte im öffentlichen Raum, Kooperationen mit führenden Wissenschaftseinrichtungen und seine immersiven Licht- und Klanginstallationen.
Miriam Seidler und Tim Otto Roth arbeiten schon seit vielen Jahren immer wieder in unterschiedlichen Projekten zusammen. Neben gemeinsam kuratierten Ausstellungen hat Miriam Seidler das Projektmanagement für Roths immersive Licht- und Klanginstallation [aiskju:b] und die Pressearbeit für verschiedene Projekte übernommen. Mit facing arts realisieren sie ihr erstes künstlerisches Werk.
Weitere Informationen zu den beiden Projektinitiatoren erhalten Sie unter www.miriamseidler.de bzw. www.imachination.net.

Ein besonderer Dank gilt Paco Croket für die Programmierung der Tag Cloud!

Kont@kt

Kontakt

Schreiben Sie eine Email an
oder senden Sie uns eine Nachricht über das Kontaktformular:

Impressum


Adresse

Privacy Notice

Content
The content of this website has been carefully prepared and reviewed. However, it does not guarantee the accuracy, completeness or quality of the information provided, or that it is up-to-date. Liability claims against the publisher in respect of material or immaterial damage caused by the use or non-use of the information offered or by inaccurate or incomplete information are in principle ruled out provided that there is no provable culpable intent or gross negligence on the institute's part.
The publisher reserves the right to alter, amend or delete parts of the site or the entire offering, or to cease publication, without prior notice.

Links
Where the publisher provides direct or indirect references (i.e. links) to external websites, it is liable only if the publisher has precise knowledge of the content and if it is technically possible and reasonable for it to prevent use in the event that they contain unlawful content.
The publisher expressly states that the linked websites had no illegal content when the links were set up. It has no influence whatsoever on the current and future design of the linked sites and hereby distances itself expressly from any alterations to the content that were made after the links to those sites were set up.
The Publisher is not responsible for the content, availability, correctness or accuracy of the linked sites or of the offerings, links or advertisements therein. It is not liable for illegal, incorrect or incomplete content or in particular for damages arising from the use or non-use of the information provided on linked sites.

Copyright
In all publications, the publisher endeavours to comply with applicable copyrights. If, in spite of this, an infringement of copyright should occur, the publisher will after notification remove the relevant object from its publication or indicate the appropriate copyright. All brand names and trademarks mentioned within the Internet offering that are possibly protected by third parties are without limitation subject to the provisions of the law on trademarks and related signs and the property rights of the registered owners. The mere fact that they have been mentioned should not be taken to mean that trademarks are not protected by third-party rights.

Privacy Policy
The use of the internet pages of www.facingscience.net is possible without any indication of personal data; however, if a data subject wants to use the contact form or image upload form of our website, processing of personal data could become necessary. If the processing of personal data is necessary and there is no statutory basis for such processing, we generally obtain consent from the data subject.