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Quo vadis ars?

In zahlreichen Interviews, Corona-Tagebüchern, Kommentaren und Berichten wurde in den letzten Wochen die Situation der Kulturbranche beschrieben und diskutiert. Unsere kommentierte Sammlung von mittlerweile 193 Quellen versammelt Stimmen aus unterschiedlichen Sparten und Medien. So entsteht ein Bild der Kulturlandschaft in der Krise, deren zeitliche Wandlung interaktiv über eine eigene Tag-Cloud erdkundet werden kann.


 

Geld allein reicht nicht . Coronafolgen im ärmsten Bundesland

by Felicitas Boeselager (02 Oct 2020)
Original source: Deutschlandfunk

Wie geht es der Kunstszene? Zum Ende der Freiluftsaison ist die Journalistin Felicitas Boeselager in Bremen unterwegs, um mit verschiedenen Akteuren aus der Freien Szene zu sprechen. Im Rahmen des Programms »Bremer Kultursommer« werden Aktivitäten im Freien gefördert. So kann das » Bremer Tourneetheater« mit dem Stück »An der Corona-Bar« erstmals wieder vor Zuschauern spielen – allerdings nicht auf einer Bühne, sondern im Fußballstadion. Auch wenn die Bedingungen teilweise abenteuerlich sind, freuen sich die Ensemblemitglieder endlich wieder vor Publikum spielen zu dürfen. Das Berufsverbot hat sie doch schwer getroffen, weil damit die eigene Identität, das Selbstverständnis als Schauspieler*in in Frage gestellt wurde.
Gemeinsam mit Rebekka Kronsteiner und Francisco Valenca Vaz besucht Felicitas Boeselager zwei Ausstellungen, die die beiden Kunststudenten kuratiert bzw. mit eigenen Arbeiten während der Corona-Krise entwickelt haben. Die Arbeitssituation für die Kunststudierenden war während des Lockdowns schwierig. Sie konnten nicht in ihren Ateliers in der Kunsthochschule arbeiten und erhielten aufgrund ihres Studierendenstatus auch keine Soforthilfe. So ist die Ausstellung in der Bremer »Galerie Mitte« für sie ein doppelter Glücksfall. Zum einen konnten sie in den Galerieräumen ihre Ausstellung vorbereiten. Zum anderen haben sie zur Eröffnung eine Edition angeboten, die ihnen nun hilft, die ihnen zumindest ein kleines Einkommen beschwert hat.
Der Club »Lila Eule« ist nach wie vor geschlossen. Kleine Clubs mit wenigen Mitarbeitern fallen aktuell durch viele Förderraster bzw. bekommen auch in Programmen wie »Neustart Kultur« nur so minimale Förderungen in Aussicht gestellt, dass damit ein weiterer Betrieb kaum möglich erscheint. Mit der »Lila Laube« haben die Chefs auf einer Insel in der Weser eine Möglichkeit zu Open-Air-Konzerten gefunden. Die generierten Einnahmen decken nur die am Abend selbst entstandenen Kosten und helfen nicht, den Club zu sichern. Dennoch war es den Inhabern wichtig, ein Zeichen für die Clubkultur in Bremen zu setzen.

Das Publikum bei allen Veranstaltungen war begeistert und dankbar, endlich wieder Kultur erleben zu können. Die Freie Szene ist durch die Pandemie eng verbunden, gegenseitige Unterstützung, der Austausch über neue Formate wird von den Betroffenen sehr geschätzt. Dennoch kommen alle Akteure ohne Kulturförderung aktuell nicht über die Runden.
Stephan Behrmann, freischaffender Schauspieler und Dramaturg sowie Sprecher der »Allianz der Freien Künste«, betont, dass die Kulturförderung in Bremen sowohl für die Solo-Selbständigen als auch für die Freie Szene gut waren. Er bemängelt aber, dass die Hilfe nicht in allen Bundesländern so gut funktioniert hat. Als gut empfindet er aktuell laufende Stipendienprogramme, die den Künstler*innen ergebnisoffen die Arbeit an Projekten finanziert. Auch die Unterstützung durch das Programm »Neustart Kultur« bewertet er positiv – auch wenn eine Milliarde in Anbetracht der Größe der Branche nicht wirklich ausreichend scheint. Ob das Geld tatsächlich den einzelnen Künstler*innen hilft, dass kann aktuell noch nicht abgesehen werden – zumal der Verwaltungsaufwand bei der Vergabe recht hoch ist. Wie viele »stille Tode«, d.h. Künstler*innen die sich einen Job in einer anderen Branche gesucht haben, zu verzeichnen sind, ist aktuell noch nicht absehbar. Auch in den nächsten Jahren wird die Situation nicht besser werden. Da die Kommunen sehr gebeutelt sind, können diese die Kulturförderung nicht leisten. Daher sieht Behrmann es als zwangsläufige Folge, dass der Bund eintritt.

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tag Bremen Kultursommer Bremen Freie Szene Clubszene Kulturförderung Neustart Kultur stiller Tod Insolvenz
Alle Sparten Feature und Interview

»Viele Kollegen von uns mussten Hartz IV beantragen«

by Wiebke Eymess, Jörg Burger (23 Sep 2020)
Original source: Die Zeit

Mit 80 Auftritten pro Jahr konnten sich das Kabarettduo "Das Geld liegt auf der Fensterbank, Marie" bestehend aus Wiebke Eymess und Friedolin Müller vor Corona gut finanzieren. Gemeinsam mit ihren beiden Kindern lebt das Paar auf dem Land und hat daher sehr reduzierte laufende Ausgaben. Dennoch war die Corona-Krise ein Schock. War das Paar für zwei Jahre im Voraus ausgebucht, reagierte Wiebke Eymess im März auf die Absagen mit einer Panikattacke. Erst langsam fand sie sich in die neue Situation. In einem Blog beschrieb sie ihre Gefühle und & Auml;ngste. Dass der SWR3 diese nun zwei Mal die Woche als Kolumne druckt, hilft der Familie finanziell über die Runden zu kommen. Daneben sind es Spenden treuer Fans und handwerkliche Arbeiten, mit denen sie sich über Wasser halten. Die staatliche Unterstützung, die die beiden aus den Soforthilfeprogrammen erhalten haben, war minimal. Auch wenn in der Öffentlichkeit der Eindruck entsteht, dass viel für die Kultur getan wird, kommt davon bei den Betroffenen kaum etwas an. Zwar wird im Moment das Berufsverbot etwas gelockert, erste Theater und Veranstaltungsstätten sind wieder geöffnet, doch aufgrund der geltenden Hygieneregeln kann man das aufgrund der minimalen Honorare eher von einem Hobby denn von einem Job sprechen. Auch die Unvorsichtigkeit der Politiker bei ihrer Sprachwahl, kann verheerende Folgen haben. Warnte der Gesundheitsminister Jens Spahn doch vor kurzen vor Veranstaltungen, meinte aber eigentlich Familienfeste. Die Folge: Der Kartenverkauf für Kulturveranstaltungen brach schlagartig ein. Ein sicherer Job wurde mit dem Berufsverbot zur Sackgasse. Nun muss sich das Paar neu erfinden, hofft aber darauf, bald wieder auftreten zu können.

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tag Kabarett Berufsverbot Kulturförderung Soforthilfe Panikattacke
Darstellende Kunst Interview

Große Säle, wenig Plätze: Lohnt sich das ganze Theater? . Corona-Schutzbedingungen

by Marc Grandmontagne, Anne Schneider, Karin Fischer (05 Sep 2020)
Original source: Deutschlandfunk

Das Format "Streitkultur" im Deutschlandfunk stellt zwei konträre Positionen gegenüber, die im Dialog vertreten werden. Ziel ist dabei den Zuhörer*innen die Möglichkeit zu geben, ein komplexes Thema von unterschiedlichen Seiten zu beleuchten und sich dann selbst eine Meinung zu bilden. Die Frage nach der aktuellen Situation der Theater in Deutschland bot für die beiden Gäste der Sendung – Anne Schneider, Geschäftsführerin des Bundesverbands freie Darstellende Künste, Theaterregisseurin und Festivalmacherin, und Marc Grandmontagne, geschäftsführender Direktor des Deutschen Bühnenvereins – wenig Potential für ein Streitgespräch. Beide waren sich einige, dass die deutschen Bühnen im Moment den Schulterschluss üben müssen, um gemeinsam auf ihre Lage hinzuweisen und öffentliche Unterstützung zu unterhalten.
So bot das Gespräch Einblicke in die aktuelle Situation an den Häusern. Die Forderung des Bühnenvereins die Besetzung nach dem Schachbrettmuster in den Theatern zu ermöglichen, da die Infektionsgefahr nachweislich bei Kulturveranstaltungen mit festen Sitzplätzen sehr gering ist, wurde ebenso vorgetragen, wie auf die Misere der privat geführten Häuser hingewiesen. Die im Rahmen des Programms Neustart Kultur zu verteilenden Gelder werden vor allem den nicht öffentlich geführten Einrichtungen zugute kommen – allerdings sind viele Programmbereiche noch nicht ausgeschrieben, da die Mittelvergabe und die haushaltsrechtliche Prüfung ihres Einsatzes noch geklärt werden muss.
Marc Grandmontagne wies darauf hin, dass man sich nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass Corona kaum neue Probleme geschaffen hat, sondern vielmehr als Katalysator wirkt, der die prekären Verhältnissen in vielen Theatern und Veranstaltungshäusern ans Licht gebracht hat. Die Situation wird in den nächsten Jahren nicht einfacher werden, wenn die öffentlichen Kassen leer sind. Dennoch darf man nicht vergessen, dass Kultur eine zentrale Aufgabe des Staates ist. Es dürfen nicht öffentliche Einrichtungen wie Kitas, Schwimmbäder oder Stadttheater gegeneinander ausgespielt werden, weil alle wichtig für die Gesellschaft, ihre Entwicklung und ihren Zusammenhalt sind. Hinzu kommt, dass auf Kosten der Kultur kann kein Haushalt saniert werden kann. Vielmehr sollte das Potential genutzt werden, dass diese Einrichtungen bieten und auch ungewöhnliche Ansätze verfolgt werden, um die Zukunft zu gestalten.

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tag Theater Schachbrettmuster Streaming Neustart Kultur Kulturförderung Systemrelevanz
Darstellende Kunst Interview

»Auch Kunst ist systemrelevant« . Kultur in der Corona-Krise

by Katharina von Tschurtschenthaler (13 Aug 2020)
Original source: tagesschau

Seit 6 Wochen spielt das Hamburger Tivoli-Theater an der Reeperbahn wieder. Allerdings ist vieles anders als in Vor-Corona-Zeiten. Jedes Haus muss sein eigenes Hygienekonzept vorlegen und genehmigen lassen. Im Tivoli dürfen aktuell nur 250 statt 630 Tickets pro Vorstellung verkauft werden. Doch im Unterschied zu den erfolgreichen Hamburger Musicals, die nach wie vor nicht spielen können, ist hier zumindest der Betrieb gesichert. Unterstützung von der Hamburger Kulturbehörde macht es möglich, dass das Tivoli trotz der fehlenden Einnahmen über die Runden kommt. Dennoch zeigt sich der Theater-Chef Corny Littmann enttäuscht, dass die Bedeutung der Kultur in Corona-Zeiten nicht wirklich diskutiert wurde. Im Fokus standen Lufthansa und Kitas. 
Das Team ist froh, wieder auftreten zu dürfen. Sänger machen Einlasskontrolle oder übernehmen die Moderation des Abends. Nach vier Monaten ohne Engagement wird jeder Job angenommen. Was allerdings nach wie vor fehlt, ist die Interaktion mit den Zuschauern. Diese sind froh, dass sie wieder Kulturveranstaltungen besuchen dürfen.

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tag Tivoli-Theater Hygieneregeln Bilanz Kulturförderung Hamburg Musical
Darstellende Kunst Bericht

DOV: In der Klassik fallen viele durch alle Förderraster . Corona-Hilfen für die Musik

by Gerald Mertens, Jörg Biesler (02 Aug 2020)
Original source: Deutschlandfunk

Förderbedingungen für die Sparte Musik wurden vom Bund aufgestockt. Auch Lebenshaltungskosten können nun berücksichtigt werden. Dennoch reicht die Unterstützung bei weitem nicht, die Milliardenverluste in der Branche aufzufangen – zumal für Musiker*innen alle Beschäftigungsstrecken gleichzeitig weggebrochen sind.
 Gerald Mertens, Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung (DOV) schildert im Interview die aktuelle Lage der Künstler*innen und Orchester.
Die Länder haben unterschiedlich viele Dinge gemacht. Die Programme des Bundes setzen an den unterschiedlichen Stellen an. Mertens geht perspektivisch davon aus, dass noch 12 Monate mit einem Notplan gearbeitet werden muss. Die Lage ist aktuell in den Orchestern so, dass im Festanstellungsbereich rund 70 Prozent der Musiker*innen in Kurzarbeit sind. Die Orchester selbst werden so wohl über die Runden kommen. In geschlossenen Räumen gibt es nach wie vor große Probleme mit den Abstandsregeln auf der Bühne und der Umsetzung der Hygieneregeln. Die neue Spielzeit ist noch immer nicht sicher planbar.
Die Unterstützung des Bundes ist nicht für die klassische Musik vorgesehen: Die 10 Millionen der Initiative Musik helfen dem Rock-, Pop- und Jazzbereich, sowie Hip-Hop und Metall, 10 weitere Millionen, die an den Musikfonds gegangen sind, unterstützen den Bereich der Neuen Musik und dem Jazz. Die klassische Musik fällt aktuell durch das Raster. Das hat zur Folge, dass erste Künstler*innen bereits jetzt darüber nachdenken, den Beruf zu wechseln. Ein ganzes Jahr können die Musiker*innen ohne Einnahmen nicht überstehen. Deutliche Lücken in der klassischen Musik und im Kulturbetrieb zeichnen sich bereits ab. Ein Apell ging beispielsweise an die großen Kirchen mehr Musiker*innen in den Gottesdiensten einzusetzen. Die öffentliche Förderung muss hier weiter unter die Arme greifen, weil kleinere privat organisierte Häuser mit den wenigen zugelassenen Besucher*innen nicht kostendeckend arbeiten können. Die Forderung an den Bund ist, die Finanzierungslücke zu schließen und eine Brücke zu schlagen, bis wieder unter Normalbedingungen Konzerte durchgeführt werden können.

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tag klassische Musik Orchester Berufsverbot Initiative Musik Umsatzeinbruch Kulturförderung
Musik Interview

Der verzögerte Kulturinfarkt . Resilienz des Kulturbetriebs

by Dieter Haselbach, Pius Knüsel (27 Jul 2020)
Original source: Kulturmanagement

Die Corona-Krise macht die Zweiklassengesellschaft im Kulturbetrieb sichtbar. Während die öffentlich finanzierten Einrichtungen zwar Einnahmeverluste hinnehmen müssen, sind die Jobs der teilweise in Kurzarbeit befindlichen Mitarbeitern sicher. Die öffentlichen Kassen übernehmen die auflaufenden kosten. Anders sieht es im privat finanzierten Bereich aus. Vom Theater über Kinos bis zu Klubs stellt sich die Frage, wie lange die Kapitaldecke ausreichen wird und ob die öffentlichen Hilfen ausreichen, um über die Krise zu kommen. Die Ple itewelle wird nicht ausbleiben. Selbständige Künstler*innen und ihre Hilfsberufe sind die Leidtragende der Krise, vor allem wenn ihre Tätigkeit Publikum voraussetzt: Live-Musiker*innen, Schauspieler*innen, Tontechniker*innen, Festivalmitarbeiter*innen, Kulturpädagog*innen, Honorarkräfte in Musikschulen und Puppenspieler*innen. Diese »unerschöpfliche Reservearme für die Institutionen« war bereits vor der Krise schlecht bezahlt. Da das Einkommen nur für die laufenden Lebenskosten ausreichte, führt dessen Wegfall direkt in eine existentielle Krise.
In Anbetracht der Tatsache, dass bereits vor der Krise über den Publikumsschwund in Kultureinrichtungen und den Bedeutungsverlust der Museen diskutiert wurden, sind die Verfasser über einen Beitrag von Tobias J. Knobloch, Präsident der Kulturpolitischen Gesellschaft, irritiert, der anmahnte, die öffentliche Finanzierung auszuweiten, um die Krisenfolgen für den Kulturbetrieb abzuwenden. In diesem Zusammenhang spricht er auch von Resilienz.
Hierbei darf nicht vergessen werden, dass in der Krise die große Zeit der Kulturverbände ist. Sie versuchen nun, einen Teil von den öffentlichen Geldern abzubekommen. Anders sieht es bei den Solo-Selbständigen aus, die durch die Förderraster der Bundes- und Landesregierungen fallen. Die Kulturverbände wehren sich in dieser Situation dagegen, dass der Zugang zum ALG II der einzige Ausweg aus dieser Misere sein soll. Lediglich Olaf Zimmermann vom Deutschen Kulturrat mahnte, dass der Zugriff auf das soziale Sicherungssystem ein Segen sein, der seit vielen Jahren vier Millionen Menschen zugemutet wurde. Warum also nicht als Künstler*in in Krisenzeiten auf das soziale Netz zugreifen?
Hier kommen die Autoren zum Hauptpunkt ihres Beitrags: Viele Künstler*innen verfügen nicht über ein Geschäftsmodell, das tragfähig wäre und Rücklagen und eine sinnvolle Alterssicherung vorsieht. Krisen- und Altersvorsorge auf später zu verschieben, ist kein Modell mit Zukunft. Auch wenn der Staat aktuell freigiebig ist, muss im Kulturbereich nachhaltiges Wirtschaften Einzug halten.
Aber auch in den öffentlichen Einrichtungen offenbart die Krise des Systems. Da im öffentlichen Bereich keine Rücklagen gebildet werden dürfen, operieren die Einrichtungen immer am Rande der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Andererseits folgt man den Null-Imperativ. Es werden keine Risiken eingegangen, d.h. aber im Umkehrschluss auch, dass keine Veränderungen möglich sind.
Aktuell wird jeglicher Kritik mit dem Hinweis auf die Corona-Krise begegnet. Dennoch stellt sich die Frage, ob die gewählten Förderinstrumente zielführend sind.
In ihrem Ausblick gehen die Autoren davon aus, dass die großen staatlich finanzierten Häuser die Krise überstehen werden, viele Soloselbständige und privat finanzierte Häuser aufgeben werden. Auch der Kulturtourismus wird 2021 wieder einsetzen. Die einzige Chance der Akteur*innen besteht darin, sich neue Handlungsspielräume zu erarbeiten. Einen Kulturinfarkt vermeiden kann man aktuell nur, wenn die Förderinstrumente und Organisationsprinzipien überdacht werden und die Digitalisierung vorangetrieben wird.

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tag Museen Kulturförderung Soforthilfe Solo-Selbständige Hartz IV Olaf Zimmermann Tobias J. Knobloch
Alle Sparten Bericht

Vorhang auf! . Spielstart: Anti-Corona-Konzepte deutscher Theater

by Verena Greb, Nadine Wojcik (19 Jul 2020)
Original source: Deutsche Welle

Demontierte Sitze, Plexiglasscheiben, Handdesinfektion, getrennte Ein- und Ausgänge: Der Betrieb an den Theatern soll wieder losgehen, doch dafür sind Hygienekonzepte notwendig, die das Publikum vor einer Ansteckung durch Tröpfcheninfektion schützen sollen. Jedes Haus entwickelt aktuell seine eigenen Konzepte. Gemeinsam wird wohl allen sein, dass maximal ein Viertel der bisherigen Karten angeboten werden kann.
Besondere Tests wurden in Augsburg und Berlin durchgeführt. Mithilfe von Maschinen und Ventilatoren wird in den Sälen gro&szli g;flächig Wasserstoffperoxid vernebelt. Das Berliner Ensemble meldet, dass mittels des natürlich abbaubaren Desinfektionsmittels 99 Prozent der Viren und Bakterien abgetötet werden können. Die Technik soll daher in Zukunft nicht nur für die Säle, sondern auch für Toiletten und Eingangsbereich Verwendung finden.
Im Münchner Residenztheater hat man unterdessen einen Theaterparcours entwickelt. Die Besucher*innen werden in Gruppen zu vier Personen durch verschiedene Stationen im Gebäude geführt, wo die einzelnen Szenen gespielt werden. Problematisch ist allerdings, dass nicht nur das Publikum auf Abstand gehalten werden muss, auch die Schauspieler*innen dürfen sich nicht zu nahe kommen.
Die Spielpläne für die neue Spielzeit wurden daher in allen Häusern überarbeitet, extrem körperliche Inszenierungen ebenso gestrichen, wie diejenigen mit vielen verschiedenen Rollen.
Auch wenn die Theater langsam aus der Schockstarre erwachen, bleiben doch grundsätzliche Zweifel an der Kulturpolitik: Warum gelten für die Theater andere Regelungen als für die deutsche Luftfahrt? Welchen Stellenwert hat Kultur? Das Überleben der großen Häuser ist durch Corona-Kulturhilfen gesichert. Reichen diese nicht aus, werden die Bundesländer langfristig aushelfen. Für die kleinen Bühnen, die sich mit den wenigen Sitzplätzen nicht über Wasser halten können, sieht es nicht so rosig aus. Sie müssen nun entscheiden, ob sie die Corona-Pause verlängern. Eventuell ist der Vorhang hier auch schon für immer gefallen.

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tag Spielzeit Theater Hygieneregeln Wasserstoffperoxid Freie Szene Kulturförderung
Darstellende Kunst Bericht

Künstler schweigen für faire Bezahlung

by Lukas Möschl (17 Jun 2020)
Original source: ORF

Schweigend standen am Mittwochabend Salzburger Künstler*innen auf dem Residenzplatz. Mit ihrer Demonstration möchten sie auf die Situation der Branche in der Corona Krise hinweisen. Statt lautem Protest wählt man die Form, die der Lage der Kultur aktuell angemessen ist. Im Unterschied zu Deutschland und Frankreich sehen sich die Künstler*innen in Österreich von der schwarz-grünen Bundesregierung im Stich gelassen, da es für Freischaffende aktuell kaum möglich ist, ein Arbeitslosengeld oder eine Mindestsicherung zu erhalten.
Zur Demonstration aufgerufen hat die Kampagne Fair Pay. Diese wurde bereits im Jahr 2011  von der IG Kultur in Österreich ins Leben gerufen. Bereits vor der Krise haben sie die Arbeitsbedingungen vieler Kulturschaffender kritisiert und eine faire Bezahlung von Kulturarbeit gefordert. Wie wichtig diese ist, zeigt die Corona Krise. Aufgrund kaum vorhandener Rücklagen kommen viele Freischaffende nun schnell in eine Notsituation, aus der sie sich aktuell kaum selbst befreien können.

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tag Honorar Kulturförderung Solo-Selbständige
Alle Sparten Bericht

Kommunen, Verbände, Künstler - der »Kulturpolitische Salon« im DLF Kultur diskutiert verschiedene Sichtweisen auf das Kulturpaket. Fazit: Die langfristigen Folgen der Krise sind noch nicht absehbar. . Kann das Milliardenpaket des Bundes die Kultur retten?

by Skadi Jennicke, Ulrich Khuon, Dagmar Schmidt, Wolfgang Schmidt, Olaf Zimmermann, Hans Dieter Heimendahl (12 Jun 2020)
Original source: Deutschlandfunk Kultur

Die Bundesregierung hat im Kulturpaket eine Milliarde Euro für die Kultur- und Kreativbranche vorgesehen. Die Gelder sind in erster Linie dafür gedacht, die Strukturen der Branche zu sichern. Im neuen Format des Deutschlandfunk, dem »Kulturpolitischen Salon« diskutieren Vertreter*innen aus verschiedenen Bereichen darüber, welche Bedeutung das Kulturpaket der Regierung in der aktuellen Situation hat und wie der Weg aus der Krise für die Branche aussehen kann.
Dr. Skadi Jennicke ist Bürgermeisterin und Beigeordneten für Kult ur der Stadt Leipzig und vertritt als solche die Perspektive der Kommunen. An der Basis war man in den letzten Wochen vor allem mit Krisenbewältigung beschäftigt, sieht große Einnahmeausfälle durch geringere Gewerbesteuereinnahmen auf sich zukommen und ist etwas irritiert darüber, dass die Bundesregierung das Gespräch mit den Kommunen nicht gesucht hat.
Wolfgang Schmidt ist als Staatssekretär im Bundesfinanzministerium zum Gespräch geladen. Er ist sehr optimistisch, dass das Konjunkturpaket seine Wirkung entfalten wird und dass bereits ab 2021 wieder mit einer leichten Erholung der Wirtschaft zu rechnen sein wird. Die Diskussionsteilnehmer*innen sind etwas irritiert, dass er die Langzeitfolgen der Krise erst im Rahmen der Bundestagswahl 2021 entschieden sieht. Gerade für den Kulturbereich ist die Diskussion für diese Richtungsentscheidung jetzt bereits notwendig und – so Skadi Jennicke – die Situation ist nach wie vor zu ernst, um jetzt an den Wahlkampf zu denken.
Als Vertreterin der Künstler*innen ist die Vorsitzende des Bundesverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler Dagmar Schmidt am Gespräch beteiligt. Im Unterschied zu den Positionen der Mitdiskutanten bleibt sie sehr im Hintergrund und liefert lediglich ein Stimmungsbild aus dem Kreis der Kreativen und Informationen zur Abwicklung von Antragsverfahren durch den Bundesverband.
Wie bereits seit Beginn der Krise überzeugt Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, durch seine realistische Sicht auf die Krise. Die im Programm »Neustart Kultur« der Bundesregierung festgeschriebene Verteilung der Gelder über die Kulturverbände, die lange erprobte Strukturen und Verfahren zur inhaltlichen Bewertung von Anträgen haben, geht auf seine Anregung zurück. Mit dem erreichten Zwischenziel zeigt er sich sehr zufrieden. Allerdings dämpft er die Hoffnung, dass mit einer Milliarde Euro die Branche gerettet ist. Er versteht diese nach wie vor als Form der Nothilfe, die der Branche wieder die Rückkehr zu einer »neuen Normalität« verhelfen kann. So lange aber den Kultureinrichtungen Besucherbeschränkungen auferlegt sind, werden sie nicht zum Alltag zurückkehren können.
Die Sendung bietet keine kontroversen Diskussionen, sondern vor allem ein Stimmungsbild und Einschätzungen aus der Branche. Einig sind sich die Gesprächsteilnehmer darüber, dass das Programm »Neustart Kultur« ein wichtiges, positives Signal an die Branche ist. Dennoch bedarf es es in Zukunft besserer Abstimmung zwischen Bund und Ländern gibt. Olaf Zimmermann zeigt wenig Verständnis für die aktuellen Soforthilferegelungen, wo es von Bundesland zu Bundesland andere Regelungen gibt.
Aktuell wird der Branche die Aufgabe zugewiesen, zur Selbstvergewisserung und -verständigung als Gesellschaft beizutragen. Dazu gehört auch, dass man sich gemeinsam ein Bild von der Krise macht. Skadi Jennicke  fasst die aktuelle Lage wie folgt zusammen: »Wir sind immer noch im Realisieren, noch nicht mal wirklich im Reflektieren und geschweige denn im aktiven Handeln und offensiv Gestalten.«  Was sie sich für die kommenden Wochen wünscht, ist nicht mehr nur zu reagieren, sondern die Zukunft wieder mitzugestalten. Diese Aufgabe kommt aber nicht alleine der Politik zu, sie muss vor allem auch von der Kunst übernommen werden: Diese muss Mittel bereitstellen, mit denen die Angst, die aktuell in der Gesellschaft herrscht, überwunden werden kann. Erst dann wird ein wirklicher Neustart möglich sein.

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tag Konjunkturpaket Neustart Kultur Kulturförderung Bundesregierung Verbände Kommunen
Alle Sparten Diskussion

How we can save our theatres . Britain’s powerhouse cultural sector needs investment, not charity

by Sam Mendes (05 Jun 2020)
Original source: Financial Times

Im Hinblick auf die ernste Situation der Theater im Vereinigten Königreich glaubt Sir Sam Mendes einen Plan zu haben, wie dieser reichen Kultur zum Überleben verholfen werden kann. Der britische Film- und Bühnenregisseur unterstreicht den Wirtschaftsfaktor für das Vereinigte Königreichs als kulturelle »soft super power«: Hier generiert das Live-Theater nicht nur Karteneinnahmen, sondern bringt auch neue Talente für die Filmindustrie hervor. Um den "facettenreichen Organismus" des Live-Theaters zu retten, schlägt er eine Mixtur verschiedener Rezepte vor. Zunächst einmal plädiert er dafür, die Belegschaft zu erhalten. Vor allem schlägt er eine von 20 Prozent auf 50 Prozent erhöhte Steuererleichterung für die nächsten drei Jahre vor. Schließlich bringt er ein neues Modell für eine staatliche Unterstützung ins Spiel:  Er schlägt vor, dass der Staat als "Engel" fungiert, ähnlich wie ein privater Investor, der neue Programme mitproduziert. Die Regierung gewährt also keine Subventionen, sondern fungiert als öffentlicher Investor, der im Falle einer erfolgreichen Produktion auch einen Anteil an den Einnahmen erhält.

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tag Theater Sam Mendes Steuererleichterung Kulturförderung
Darstellende Kunst Statement

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Bei facing arts handelt es sich um ein non-profit-Projekt, das Sie gerne unterstützen können. Nutzen Sie dazu unser Kontaktformular – wir setzen uns gerne mit Ihnen in Verbindung!

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Facing arts ist ein Projekt von STORM.

STORM spielt als Akronym mit den Namen Miriam Seidler und Tim Otto Roth, die wie viele anderen Freischaffende von der Corona-Krise betroffen sind. Miriam Seidler ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie publizierte u.a. ein Übersichtswerk zum Alter in der zeitgenössischen Literatur und ist Herausgeberin der Buchreihe Ästhetische Signaturen. Neben ihrer freien wissenschaftlichen Forschung arbeitet sie aktuell als Lektorin und Fachfrau für Öffentlichkeitsarbeit. Tim Otto Roth ist promovierter Kunst- und Wissenschaftshistoriker, Konzeptkünstler und Komponist. In seiner künstlerischen Arbeit ist er vor allem bekannt durch Großprojekte im öffentlichen Raum, Kooperationen mit führenden Wissenschaftseinrichtungen und seine immersiven Licht- und Klanginstallationen.
Miriam Seidler und Tim Otto Roth arbeiten schon seit vielen Jahren immer wieder in unterschiedlichen Projekten zusammen. Neben gemeinsam kuratierten Ausstellungen hat Miriam Seidler das Projektmanagement für Roths immersive Licht- und Klanginstallation [aiskju:b] und die Pressearbeit für verschiedene Projekte übernommen. Mit facing arts realisieren sie ihr erstes künstlerisches Werk.
Weitere Informationen zu den beiden Projektinitiatoren erhalten Sie unter www.miriamseidler.de bzw. www.imachination.net.

Ein besonderer Dank gilt Paco Croket für die Programmierung der Tag Cloud!

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