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Quo vadis ars?

In zahlreichen Interviews, Corona-Tagebüchern, Kommentaren und Berichten wurde in den letzten Wochen die Situation der Kulturbranche beschrieben und diskutiert. Unsere kommentierte Sammlung von mittlerweile 193 Quellen versammelt Stimmen aus unterschiedlichen Sparten und Medien. So entsteht ein Bild der Kulturlandschaft in der Krise, deren zeitliche Wandlung interaktiv über eine eigene Tag-Cloud erdkundet werden kann.


 

New New Deal . Toward a New Era of Social Imagination

by Hans Ulrich Obrist (05 May 2020)
Original source: artnet news

In diesem Essay erinnert Kurator Hans Ulrich Obrist an Gespräche mit der Fotografin und Filmemacherin Helen Levitt (1913-2009) und reflektiert öffentliche Programme zur Unterstützung von Künstlern in den USA, die wenige Jahre nach der Großen Depression 1929 im Zusammenhang mit Präsident Roosevelts New Deal ins Leben gerufen wurden. Interessanterweise führt er auch ein frühes mexikanisches Programm aus dem Jahr 1926 an, bei dem Künstler von der Regierung für Wandgemälde an öffentlichen Gebäuden bezahlt wurd en. Eine ähnliche Ausrichtung hatte in den USA das Bundesprogramm Public Works of Art Project (PWAP) im Jahr 1934. Das bekannteste Programm in den Vereinigten Staaten war das Federal Art Project (FAP), das 1935 startete, um die bildende und praktische Kunst durch Aufträge zu unterstützen, aber auch um Kunstvermittlungsprogramme zu fördern, aus denen 107 neue Gemeindezentren hervorgingen, in denen Kunst- und Handwerkskurse für jedermann angeboten wurden. Alledings hatten Forderungen, wie sie 1935 von der American Society of Painters Sculptors and Gravers vorgebracht wurden, an lebende Künstler Leihgebühren für ausgestellte Kunstwerke zu entrichten, keinen Erfolg. Obrist fordert nicht nur einen New Deal für die Kunst in Zeiten der Pandemie, sondern verbindet ihn auch konzeptionell mit der ökologischen Frage, die sich auf Jeremy Rifkins Buch "Green New Deal" bezieht.

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tag New Deal Kunstvermittlung Stipendien Auftragsarbeit Ausstellungshonorar Kunst am Bau Ökologie USA
Bildende Kunst/Design Statement

Zurück zum Bettler-Status . Künstler in der Krise

by Helmut Mauró (02 May 2020)
Original source: Süddeutsche Zeitung

Es kann nur aus Verzweiflung geschehen, dass Musiker*innen in der Corona-Krise ihre Arbeit im Internet verschenken - so interpretiert es zumindest Herlmut Mauró in seinem Kommentar in der Süddeutschen Zeitung. Damit degradieren sie sich nicht nur selbst - Mauró fühlt sich an frühere Dirigenten erinnert, die nicht im Frack, sondern in der Dienstuniform ihres Arbeitgebers am Pult standen -, sondern können ihrer Forderung nach staatlicher Unterstützung nur wenig Nachdruck verleihen. Unser Wirtschaftssystem macht schließlich den W ert einer Leistung an seiner Vergütung fest. Und so ist es lediglich eine konsequente Folge, dass im Rahmen des Corona-Hilfsprogramm ein altes Förderprogramm umgewidmet wurde und nun vor allem neue Präsentationsformen von Musik gefördert werden und nicht die Arbeit von freischaffenden Musiker*innen, Ensembles und Orchestern. 

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tag Onlineangebote Künstlerförderung Gratiskultur
Musik Kommentar

Kultur in der Corona-Krise . Erwacht endlich aus der Schockstarre!

by Marco Frei, Christian Wildhagen (01 May 2020)
Original source: Neue Züricher Zeitung

»Die Stimmung kippt.« Wie ein Warnruf an die Politik klingt der Auftakt des Artikels von Marco Frei und Christian Wildhagen. Sie registrieren Unmut in der Kulturbranche, fragen nach den Ursachen des langen Stillhaltens und ermutigen Musiker*innen und Veranstalter nicht länger der Politik das Zepter zu überlassen. Die Lage ist bekannt: Zahlreiche Kulturschaffende fallen durch das Raster der aufgelegten Hilfsprogramme und müssen Grundsicherung beantragen. Zwar geben getroffene politische Entscheidungen zum Verbot von Großveranstaltungen Pla nungssicherheit, lassen aber auch die Aussichten auf die zweite Jahreshälfte als wenig erfolgversprechend erscheinen, da viele weitere Festivals und Veranstaltungen Ende April abgesagt werden mussten. Hat die Branche die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie bislang klaglos mitgetragen, regt sich nun Widerstand gegen den Kahlschlag. In Deutschland ist dieser schon etwas länger zu beobachten, nachdem die Landesregierungen über Lockerungen für Biergärten und Pediküre nicht aber für die Musikbranche gesprochen haben. In einem Offenen Brief haben Anne-Sophie Mutter, Matthias Goerne, Christian Thielemann und andere Klassik-Größen nun ihren Unmut kundgetan. Dass der Protest erst so spät kommt, führen die Autoren Marco Frei und Christian Wildhagen auf ein »mangelndes Selbstwertgefühl der Künstler« zurück. Diese sind sich weder bewusst, dass sie in der Gesellschaft selbst ihre größte Lobby haben und mit der Kreativbranche als »wirtschaftlich signifikante Grösse« punkten können. Um sich Gehör zu verschaffen, bedarf es aber auch eines »Konzepts für Kultur unter den Bedingungen der Pandemie«. Das, so die Autoren, gibt es bislang nicht. Online-Angebote wie live-Konzerte oder das Streamern von Archivmaterial sind nicht nur in dem Zahl der Zugriffe von der Prominenz der Beteiligten abhängig, sie haben auch rückläufige Zugriffszahlen. Dass dem so ist und dass ein Onlineangebot weder klangtechnisch noch atmosphärisch ein Live-Kulturerlebnis ersetzen kann, ist auch den Veranstaltern bewusst. So haben sich nun vierzig Musikfestivals in Deutschland an die Bundesregierung gewandt, nicht nur mit der Bitte differenzierte Maßnahmen für unterschiedliche Veranstaltungsformen und -größen zu erlassen, sondern zugleich mit der Mahnung der »Gleichbehandlung von Kultur mit Sport, Religionsgemeinschaften und Wirtschaft«. Statt auf die Rechtsunsicherheiten und die fehlende Entscheidungsfreude der Politik mit einer Schockstarre zu reagieren, empfehlen die Autoren sich ein Vorbild an der Fußball-Bundesliga zu nehmen und selbst mit Experten Hygienekonzepte zu entwickeln. Wichtig wäre aber auch hierfür, dass die Akteure gemeinsam agieren und nicht jedes Haus an seinem eigenen Konzept arbeitet. Einzelne Orchester spielen bereits wieder. Am 1. Mai fand das traditionelle Europakonzert der Berliner Philharmoniker in reduzierter Besetzung und ohne Publikum statt. Auch das Musikkollegium Winterthur, die Münchner Philharmoniker und das Tonhalle-Orchester Zürich arbeiten an Hygienekonzepten. Dazu gibt es vor und auf der Bühne vieles zu bedenken – vor allem aber stellt sich die Frage, ob sich eine Veranstaltung unter solchen Bedienungen rechnet. So komplex die Probleme sind, sollten die Kultureinrichtungen sich nun nicht von der Politik das Heft aus der Hand nehmen lassen, sondern im Blick auf andere gesellschaftliche Bereiche die Nischen suchen, in denen Kulturarbeit möglich ist. Wenn Gottesdienste und Fußballspiele wieder möglich sind, warum sollten es Kammerkonzerte nicht sein? Zur Not müsste unter Berufung auf den rechtsstaatlichen Grundsatz der Gleichbehandlung die Öffnung von Kulturveranstaltungen eingefordert werden. Für den Erfolg einer Klage sieht der deutsche FDP-Politiker Wolfgang Kubicki gute Chancen: »Meine Prognose ist: In einigen Wochen wird auch bei den Gerichten der Geduldsfaden reissen. Dann wird es rechtlich nicht mehr möglich sein, bestimmte Veranstaltungen zu verbieten, obwohl sie die gleichen Voraussetzungen erfüllen wie andere.«

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tag Klassische Musik Konzerthäuser Gleichbehandlung Bundesliga Großveranstaltungen Onlineangebote Hygieneregeln
Musik Beitrag

Hilferuf der Galeristen in NRW

by Rupert Pfab (28 Apr 2020)
Original source: WDR 3

Einen Brandbrief haben die zwei Düsseldorfer Galeristen, Daniela Steinfeld und Rupert Pfab, an die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen geschickt. Neben der Ministerin für Kultur und Wissenschaft Isabel Pfeiffer-Poensgen sprechen sie auch Ministerpräsident Armin Laschet und den Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart an.
In ihrem Schreiben machen sie auf die Lage der Galeristen aufmerksam. Diese sehen sie als wichtiges Bindeglied zwischen öffentlichen Institutionen, Sammlern, Künstlern und der Öffentlichkeit. Nicht nur die Schließ ;ung der Galerien während der Coronakrise trifft sie hart, sondern die kritische Phase wird länger anhalten, da viele ihrer Kunden von der Wirtschaftskrise betroffen sein werden. Um Galeristen und Künstler*innen als Wirtschaftsunternehmen anzuerkennen und diese vor der Insolvenz zu bewahren, schlagen sie der Landesregierung vor, den Kunstbetrieb mit einem Sonderankaufsetat für staatliche Museen und Stiftungen zu fördern. So könnten nicht nur Lücken in den Sammlungen geschlossen werden, sondern auch kleinere und mittlere Galerien zu stützen. Eine weitere Fördermöglichkeit der Galerien sehen sie zudem in der Absenkung des Mehrwertsteuersatzes auf 7 Prozent.
Eine Antwort haben die Verfasser*innen von der Ministerin für Kultur und Wissenschaft Isabel Pfeiffer-Poensgen erhalten. Sie spricht ihr grundsätzliches Wohlwollen aus, verweist aber auf die Sofortprogramme, die auch andere Unternehmen bekommen. Als kurzfristige Hilfen bewerten die Galeristen diese Hilfen durchaus als wichtig und sinnvoll, haben aber die Bedenken, dass die langfristigen Folgen der Coronakrise für den Kunstbetrieb von der Politik nicht berücksichtigt werden könnten.

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tag Galerien Kunstmarkt Kunstförderung Ankaufsetat Mehrwertsteuer
Bildende Kunst/Design Interview

Wie könnte ein New Deal für die Kunst aussehen? . Kulturpolitik nach Corona

by Kolja Reichert (25 Apr 2020)
Original source: Frankfurter Allgemeine Zeitung

Glaubt man den Verlautbarungen der Politik, so setzt diese gerade alles daran, eine »drohende Verarmung der Kunst- und Kulturlandschaft zu verhindern«. Monika Grütters feiert es als Erfolg, dass Künstler*innen auch als Soloselbständige angesehen werden und Förderinstrumente der Wirtschaft in Anspruch nehmen können. Diese Entwicklung ist erfreulich, konstatiert Kolja Reichert, reicht aber bei weitem nicht aus. Jetzt muss die Frage gestellt werden, wie eine Kunstförderung aussehen muss, wenn die Rezession zuschlägt und viele V eranstalter und Künstler*innen sich nicht mehr selbst finanzieren können. Hier bedarf es nicht eines Gießkannenprinzips, wie es die deutschen Soforthilfen darstellen, sondern einer nachhaltigen Förderung, die weniger vom Markt abhängig ist – ein New Deal also, der maximale Vielfalt und maximale Autonomie fördert, ohne Künstler*innen in die Beliebigkeit zu entlassen. Kolja Reichert schlägt ein Förderinstrumentarium vor, dass nicht nur Wertschätzung für die Arbeit von Künstler*innen bedeutet, sondern zugleich Kunstförderung als Wirtschaftsförderung begreift. Diese sollte folgende Punkte umfassen: 1. Honorare für Ausstellungen 2. Mehrwertsteuer auf 7 Prozent senken 3. Ankaufetats aufstocken, damit der Staat wieder die Möglichkeit hat, Kunstgeschichte mitzuschreiben. 4. Staatliche Arbeitsräume vergeben, damit die Künstlerförderung nicht in Form von Mieten an Privatinvestoren geht. 5. Stipendiensysteme entwickeln, die innovative Konzepte ebenso fördern wie freie Kunstkritiker*innen 6. Bürgerbeteiligung stärken 7. Über europäische Preise eine transnationale Kulturpolitik fördern.

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tag Kulturförderung Honorare Monika Grütters
Bildende Kunst/Design Beitrag

Die Aussichten: grau bis düster . Künstler und die Corona-Krise

by Eva-Maria Magel (22 Apr 2020)
Original source: Frankurter Allgemeine Zeitung

Der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir hat sich in einem Schreiben an Bundeswirtschafsminister Peter Altmeier gewandt. Ihm bereitet nicht nur Sorgen, dass viele Künstlerinnen und Künstler aktuell durch das Raster der Soforthilfen fallen, sondern auch dass keine einheitlichen Regelungen für die Branche in den einzelnen Bundesländern besteht. Das ist umso dramatischer, als gerade die Kultur- und Kreativwirtschaft am längsten von den Auswirkungen der Krise betroffen sein werden. Legt man die kursierende Größe von 100 Personen al s Grenze zur Großveranstaltung zugunde, dann werden viele Theater und Kinos in absehbarer Zeit geschlossen bleiben.
Enttäuscht zeigen sich viele darüber, dass in der Politik wenig Kenntnis und Interesse an den Abläufen in der Kulturbranche besteht. Solange diese aber nicht bekannt sind, kann auch keine effektive Hilfe angeboten werden. Derweil gibt es auf kommunaler und privater Ebene erste Stiftungen und Spendenaktionen, um den Künstlerinnen und Künstlern unter die Arme zu greifen und die freie Szene zu unterstützen. Das ist auch dringend notwendig, denn die Unzufriedenheit in der Branche wächst.

 

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tag Hessen Soforthilfe Hartz IV Großveranstaltungen Tarek Al-Wazir Peter Altmaier
Alle Sparten Bericht

Sehr geehrte Frau Staatsministerin Professor Monika Grütters

by Lisa Batiashvili, Matthias Goerne, Thomas Hengelbrock, Anne-Sophie Mutter, René Pape, Christian Thielemann (19 Apr 2020)
Original source: offener Brief

Stellvertretend für die alle bekannte und unbekannte Künstlerinnen und Künstler wenden sich die Unterzeichner*innen des offenen Briefs an die Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Sie nehmen Bezug auf deren Aussage in der FAZ, dass Künstler*innen es nicht gewohnt seien, »um Hilfe zu schreien«, verstehen ihren Brief nun aber genau als einen solchen Hilferuf. 
Bezugnehmend auf Grütters Angebot, die Künstler*innen können nun leichter Grundsicherung beantragen, führen die Autor*innen aus, was das kon kret bedeutet. Nicht nur müsste die eigene Alterssicherung dafür aufgewandt werden, sondern gerade bei den erfolgreicheren Künstler*innen würde das bedeuten, dass ein Kaskadeneffekt einsetzt, da die vielen von ihnen beschäftigen Menschen, ebenfalls aktuell nicht arbeiten dürfen. 
Dass die Hilfe für Künstler*innen aber lediglich im Verweis auf den leichteren Zugang zu Sozialleistungen besteht, verstehen die Autor*innen einerseits als Hinweis darauf, dass die Politik die Kunst als Luxus für gute Zeiten interpretiert, andererseits sehen sie darin eine Marginalisierung ihrer Berufsgruppe - schließlich gibt es für Adidas, Logo- und Ergotherapeuten oder Zahnärzte ganz andere Unterstützungsangebote. Aber nicht nur die Politik, auch von den hochsubventionierten Häusern zeigen sich nur wenige solidarisch. 
Der Brief endet mit der Forderung, dass staatlich subventionierte Institutionen den Künstler*innen Ausfallhonorare bezahlen und dass Veranstalter außerhalb des subventionierten Kulturbetriebs Unterstützung erhalten. 
 

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tag Grundsicherung Monika Grütters Kunst als Luxus Lisa Batiashvili Matthias Goerne Thomas Hengelbrock Anne-Sophie Mutter René Pape Christian Thielemann
Musik offener Brief

Kunst gehört zur Grundversorgung

by Marcus Woeller (19 Apr 2020)
Original source: Welt

Die Kultur- und Kreativbranche hat der Lockdown hart getroffen. Mit der Diskussion der ersten Lockerungen werden wohl auch Galerien und Ausstellungshäuser wieder öffnen können. Viele Galerien haben staatliche Zuschüsse erhalten, dennoch war das für viele nur ein Tropfen auf den heißen Stein, so Kristian Jarmuschek und Birgit Maria Sturm, der Vorsitzende und die Geschäftsführerin des Bundesverbandes Deutscher Galerien und Kunsthändler. Nicht nur können sie ihr Angebot weder im Showroom noch auf Messen präsentieren, a uch möchten Sammler die Arbeiten, für die sie sich interessieren, im Original sehen. Die Öffnung der Galerien bedeutet somit nicht nur für Galerist*innen einen Hoffnungsschimmer in der Krise, denn nicht nur Museen sind für die »Grundversorgung mit Kunst« zuständig, dazu leistet auch der Kunstmarkt einen wichtigen Beitrag.
Zwar sind viel Kultureinrichtungen in Deutschland staatlich subventioniert und somit auch während der Krise geschützt, dennoch werden auch hier die Einnahmeausfälle schmerzlich spürbar werden. Die Programmarbeit muss in den nächsten Monaten stark reduziert werden und auch die Zusammenarbeit mit freiberuflichen Mitarbeitern, wie z.B, Grafiker*innen, wird vorerst wohl eher eingeschränkt sein. Wenn keine neuen Ausstellungen gezeigt werden, gibt es keinen Bedarf an Printmedien und auch Kataloge werden keine produziert.
Sicher ist man sich aber in der Branche auch, dass die Öffnung der Häuser nicht zu Verhältnissen wie vor der Krise führen wird. Die soziale Nähe bei räumlicher Distanz wird einen größeren Stellenwert einnehmen als der Konsum von Kultur.

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tag Museen Galerien Kunstmarkt Einnahmeausfälle freie Mitarbeiter
Bildende Kunst/Design Bericht

Vor dem Ersticken

by Andreas Kilb (18 Apr 2020)
Original source: Frankfurter Allgemeine Zeitung

Die ersten Lockerungen hin zu einem normalen Alltag lassen die Bürger in Deutschland aufatmen, bieten sie doch ein Stück Normalität. Das gilt aber nicht für den Kulturbetrieb. Im »Namen der epidemiologischen Vernunft« wird der Kultur die Luft abgedrückt. Mit diesem eindrücklichen Bild beschreibt Andreas Kilb die Situation in der Kreativbranche seit Beginn des Lockdowns sehr eindrücklich. Das radikale Bild wählt der Korrespondent der FAZ, weil die Regelungen recht willkürlich erscheinen. Warum darf ein Warenhaus auf 800 Quadratmetern seine Dienstleistung anbieten, Museen müssen aber weiterhin geschlossen bleiben? Warum schwadroniert Markus Söder bei der Pressekonferenz darüber, dass die Biergärten trotz schönem Wetter nicht öffnen dürfen, erwähnt aber die Kultur mit keinem Wort. Kultur, das ist die Konsequenz aus der Pressekonferenz des Bundes, gehört nicht zu den »Lebensmitteln« - auch wenn Monika Grütters gerne das Gegenteil behauptet. Sie wird den Genussmitteln zugeordnet, auf die die Bürgerinnen und Bürgern nun noch eine Weile verzichten müssen. Für die vielen Beschäftigen der Branche bleibt nur die demütigende Prozedur des Hartz IV-Antrags und für die vielen kleinen Veranstaltungshäuer bleibt zu hoffen, dass sie den Würgegriff noch einige Zeit aushalten können.

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tag Hartz IV Lebensmittel Monika Grütters Markus Söder
Darstellende Kunst Debatte

Das romantische Genie, das gar nicht anders kann, also großartige Kunst zu schaffen, ist ein Modell, so Elke Buhr in ihrem Kommentar im @MonopolMagazin zur aktuellen Lage der Künster*innen. . Kunst ist und bleibt kein normaler Job

by Elke Buhr (08 Apr 2020)
Original source: Monopol

Das romantische Genie, das gar nicht anders kann, also großartige Kunst zu schaffen, ist ein Modell, so Elke Buhr in ihrem Kommentar zur aktuellen Lage der Künster*innen in der Coronakrise, das der New Yorker Großkritiker Jerry Saltz gerade aktualisiert: »Kreativität war schon in den Höhlen bei uns; es ist in jedem Knochen unserer Körper. Viren kommen und gehen. Arbeitet jeden Tag, so viel ihr könnt.« Diese Empfehlung ignoriert, dass auch Kunst einer ökonomische Basis bedarf. Dabei sind es nicht nur die großen, wie Unternehmen strukturierten Studios, die laufende Kosten decken müssen, sondern auch weniger erfolgreiche Künstler*innen müssen Lebensunterhalt und Material finanzieren können. In der Krise stellt sich nun vielen Künstler*innen die Frage, ob es sinnvoll ist, sich kostenlosen Initiativen und Projekten im Internet anzuschließen. Auf die Sichtbarkeit in der digitalen Sphäre zu verzichten, könnte gefährlich sein, will man nicht vergessen werden, wenn der Kunstbetrieb wieder anläuft. Andererseits dürfen sich Künstler*innen nun »auf die Rolle des armen Kreativen im stellen Kämmerlein festlegen lassen.« Das digitale Dauerfeuer führt zu einem Überdruss, einer Sehnsucht nach dem echten Kunsterlebnis. Das müssen Künstler*innen für sich nutzen. Nur wenn es ihnen gelingt klar zu machen, dass gute Kunst ein knappes Gut ist, das seinen Wert hat, werden sie sich nach der Krise wieder selbst finanzieren können.

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tag Onlineangebote Künstlerbild Unternehmer Jerry Saltz
Bildende Kunst/Design Kommentar

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The signet of facing arts joining the faces of STORM.

Bei facing arts handelt es sich um ein non-profit-Projekt, das Sie gerne unterstützen können. Nutzen Sie dazu unser Kontaktformular – wir setzen uns gerne mit Ihnen in Verbindung!

Das Team

Facing arts ist ein Projekt von STORM.

STORM spielt als Akronym mit den Namen Miriam Seidler und Tim Otto Roth, die wie viele anderen Freischaffende von der Corona-Krise betroffen sind. Miriam Seidler ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie publizierte u.a. ein Übersichtswerk zum Alter in der zeitgenössischen Literatur und ist Herausgeberin der Buchreihe Ästhetische Signaturen. Neben ihrer freien wissenschaftlichen Forschung arbeitet sie aktuell als Lektorin und Fachfrau für Öffentlichkeitsarbeit. Tim Otto Roth ist promovierter Kunst- und Wissenschaftshistoriker, Konzeptkünstler und Komponist. In seiner künstlerischen Arbeit ist er vor allem bekannt durch Großprojekte im öffentlichen Raum, Kooperationen mit führenden Wissenschaftseinrichtungen und seine immersiven Licht- und Klanginstallationen.
Miriam Seidler und Tim Otto Roth arbeiten schon seit vielen Jahren immer wieder in unterschiedlichen Projekten zusammen. Neben gemeinsam kuratierten Ausstellungen hat Miriam Seidler das Projektmanagement für Roths immersive Licht- und Klanginstallation [aiskju:b] und die Pressearbeit für verschiedene Projekte übernommen. Mit facing arts realisieren sie ihr erstes künstlerisches Werk.
Weitere Informationen zu den beiden Projektinitiatoren erhalten Sie unter www.miriamseidler.de bzw. www.imachination.net.

Ein besonderer Dank gilt Paco Croket für die Programmierung der Tag Cloud!

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