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Quo vadis ars?

In zahlreichen Interviews, Corona-Tagebüchern, Kommentaren und Berichten wurde in den letzten Wochen die Situation der Kulturbranche beschrieben und diskutiert. Unsere kommentierte Sammlung von mittlerweile 193 Quellen versammelt Stimmen aus unterschiedlichen Sparten und Medien. So entsteht ein Bild der Kulturlandschaft in der Krise, deren zeitliche Wandlung interaktiv über eine eigene Tag-Cloud erdkundet werden kann.


 

»Kurz einknicken und dann wieder aufbäumen«

by Karin Beier, Hans-Jürgen Mende (29 Sep 2020)
Original source: NDR Kultur

Der November stellt die Psyche des Hamburgers grundsätzlich vor eine große Herausforderung. Wenn der Novemberblues auch noch mit einem Lockdown verbunden ist, wird es schwierig, den Optimismus zu behalten. Karin Beier, Intendantin des Schauspielhauses in Hamburg berichtet im Interview mit dem NDR davon, dass sie sich im Moment vor allem um das Seelenleben ihrer Mitarbeiter kümmern muss. In der kommenden Woche stand eine Premiere an, die Mitarbeiter*innen haben den Sommer über hoch motiviert an Aufführungen und Hygienekonzepten gearbeitet – mit der Entscheidung von Bund und Ländern alle Kultureinrichtungen im November zu schließen ist die Enttäuschung groß und die Luft erst einmal raus.
Angesprochen auf die Möglichkeit, Premieren und weitere Aufführungen zu streamen, reagiert die Intendantin zögerlich. Das Theater lebt von seinem Live-Charakter. Sie selbst schaut sich äußert ungern Aufzeichnungen an. Eine Möglichkeit, die aktuell am Haus diskutiert wird, ist die Live-Übertragung der Aufführungen. Allerdings bezweifelt Beier, dass die Internetverbindung das zulässt.
Die Folgen des Lockdowns für die Kulturszene sind aktuell noch nicht absehbar. Da sie ein staatlich subventioniertes Haus führt, weiß Beier, dass sie auf hohem Niveau jammert. Im Unterschied zu vielen Gastronomen oder privaten Theatern, die in ihrer Existenz bedroht sind, steht ihr Haus nicht vor der Insolvenz. Allerdings kann sie die freie Szene auch nur ideell unterstützen. Aufgrund der Folgen der Pandemie für die öffentlichen Kassen, geht sie davon aus, dass sich die Theater in den nächsten Jahren verändern werden.

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tag Theater Deutsches Schauspielhaus Hamburg November-Lockdown psychische Belastung Novemberblues
Darstellende Kunst Interview

»Es muss etwas passieren. Sonst gehen alle pleite« . Live-Konzerte

by Daniel Gerhardt (21 Sep 2020)
Original source: Die Zeit

Popgrößen nehmen gegenwärtig ihre Veranstaltungen vor leeren Hallen auf und scheuen für Aufzeichnungen oder Streaming keine Kosten. Für das Gros der Sängerinnen und Sänger und vor allem für die Veranstalter bleiben in Corona-Zeiten die Kassen leer. Lediglich einige wenige Veranstaltungen in Autokinos oder in kaum besetzten Hallen sind möglich. Die Besucher*innen, die bei Popkonzerte normalerweise in einer schwitzenden Menge stehen und lauthals mitsingen, sind für solche Veranstaltungen kaum zu haben. Während fü r andere Veranstaltungsformate in den letzten Monaten Alternativkonzepte entworfen wurden, hoffen die Veranstalter von Popshows auf das Jahr 2021. Der Veranstaltungskalender quillt bereits jetzt über – aber solange nicht klar ist, ob wieder Großveranstaltungen möglich sein werden, verkaufen die Veranstalter kaum Karten.
Ein Problem, mit dem die Veranstalter von Popevents in den letzten Monaten zu kämpfen hatten, war die Unkenntnis der Politik. Nicht nur die hohen Umsätze der Branche, sondern auch deren Alltag war vielen Politikern völlig fremd. Dass hier Unterstützung von Nöten ist, um die Unternehmen während des Berufsverbots vor der Insolvenz zu schützen, ist erst langsam bei den Entscheidungsträgern angekommen. Das Förderprogramm Neustart Kultur sieht nun zwar auch für die Musikclubs und Konzertstätten, sowie für andere Mitglieder der Veranstaltungsbranche Unterstützung vor, dennoch scheint das große Club- und Veranstaltersterben kaum mehr aufhaltbar zu sein. Die Folge? Einige wenige großen Firmen werden die Krise überstehen und dann werden die Veranstaltungen stromlinienförmig nach einem Konzept durchgeführt. Der Spaß, so fürchten Mitglieder der Branche, wird dabei auf der Strecke bleiben, ungewöhnliche Formate keine Chance mehr haben.
Das Branchenbündnis #AlarmstufeRot macht derweil auf die Situation der Veranstalter aufmerksam und formuliert Forderungen. Bei einer Demonstration am 9. September wurde auf die Situation der Branche aufmerksam gemacht. Viele legten symbolisch ihr letztes Hemd vor dem Reichstag ab – dennoch waren auch hier die Veranstalter gespalten: »Jede Aktion, mit der sie um Hilfe wirbt, könnte gleichzeitig zur Verlängerung der Pandemie beitragen.«

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tag Popkonzerte Konzertveranstalter Streaming #AlarmstufeRot Neustart Kultur
Musik Bericht

Coronaregeln in Theatern . Gute Chancen für weitere Lockerungen

by Ulrich Khuon, Vladimir Balzer (07 Sep 2020)
Original source: Deutschlandfunk Kultur

Die Theater, Opern und Konzerthäuser sind die sichersten Räume in der Öffentlichkeit. Ulrich Khuon, Leiter des Deutschen Theater in Berlin und Präsident des Deutschen Bühnenvereins, ist davon überzeugt, dass Ansteckungen in Theatern weitgehend ausgeschlossen sind. Die Lüftungsanlagen sind in den meisten Häusern hervorragend, die Auf die Einhaltung der Hygieneregeln bei Publikum und Personal wird streng geachtet. Selbst im Falle einer Ansteckung ist die Nachverfolgung der Personen im Unterschied zu Bus und Bahn kein Problem. Und so plädiert Ulrich Khuon – auch im Hinblick auf die erfolgreich durchgeführten Salzburger Festspiele – für weitere Lockerungen im Veranstaltungsbereich, die für alle Bundesländer möglichst einheitlich sein sollten: ein Meter Abstand ist aufgrund der aktuellen Erfahrungen vertretbar. Das Vertrauen bei den Besucher*innen ist in den letzten Wochen auch soweit gewachsen, dass die Neuerungen angenommen werden.

Eine Gefahr sieht Khuon in der Tendenz vieler Häuser, die Spielzeit mit kurzen Stücken zu Beginnen. Schnell genießbare Formate, die keine Probleme bereiten, sollten den Spielplan nicht dominieren. Auch über Pausen könnte man aktuell wieder nachdenken.
Kritisch nimmt Khuon Bezug auf ein aktuelles Statement des bayrischen Ministerpräsidenten Söder Bezug, der eine klare Hierarchie der Lockerungen entworfen hat: An erster Stelle steht das Wirtschaftsleben, dann die Schulen und Kitas. Wenn hier der Betrieb wieder reibungslos und ohne Ansteckungen läuft, könnte man sich auch um Sport und Kultur kümmern. Dass auch nach einem halben Jahr bei einem der wichtigen Persönlichkeiten in der Krisenbewältigung noch nicht angekommen ist, dass die Kultur in Deutschland ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist, empört den Vorsitzenden des Deutschen Bühnenvereins.

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tag Theater Abstandsregeln Schachbrettmuster Salzburger Festspiele Deutscher Bühnenverein
Alle Sparten Interview

»Das ist kein Neustart, das ist der Tod auf Raten« . Konzertveranstalter und Corona

by Benjamin Fischer (17 Aug 2020)
Original source: Frankfurter Allgemeine Zeitung

Stephan Thanscheidt ist Ko-Chef von FKP Scorpio. Die Firma mit rund 350 Mitarbeitern in 11 Ländern gehört nicht nur zu den größten Festivalorganistatoren Europas, das Unternehmen hat im vergangenen Jahr rund 3000 Konzerte von mehr oder weniger bekannten Musiker*innen – darunter Superstars wie Ed Sheeran oder David Guetta – ausgerichtet. Thanscheidt ist vor allem für die Ausrichtung der Festivals verantwortlich. So verbringt er im Sommer normalerweise mehr Zeit auf Festivals denn am Schreibtisch. Das ist wichtig, um das Gespür f& uuml;r die Wünsche und Erwartungen der Besucher*innen zu behalten.
Im März und April liefen bei FKP Scorpio die Planungen für die Sommerevents weiter. Zwar hatte man schon während des Lockdown ein ungutes Gefühl, aber ohne eine längerfristige Absage durch die Behörden, hatte das Unternehmen keine andere Wahl, als die Festivals erst einmal zu verschieben, um den Versicherungsschutz nicht zu verlieren. Das war ein enormer Aufwand, mussten doch immer wieder Veranstaltungen und die entsprechenden Karten umgebucht werden. Die Werbung wurde neu aufgelegt, nur um dann die nächste Verschiebung anzukündigen.
Die Branche, die selbst in der Wirtschaftskrise 2009 kaum Einnahmeausfälle hatte, sieht sich nun vor völlig neuen Herausforderungen. Kurzarbeit und Homeoffice waren bislang völlig fremd. Zwar finden regelmäßige digitale Treffen statt, aber die gemeinsame kreative Arbeit lässt sich nur schwer realisieren. Vor allem für die zehn Auszubildenden ist die Situation mehr als unbefriedigend, lernen sie doch aktuell nur Teile der geplanten Aufgabenbereiche kennen.
Im Sommer hat man sich in der Branche auf Stillstand bis Weihnachten eingerichtet. Sollten auch im kommenden Jahr keine Veranstaltungen möglich sein, stehen viele Unternehmen vor dem Aus. Zwar entsteht im Moment in der Öffentlichkeit und der Politik der Eindruck, dass durch Autokino-Konzerte oder andere Veranstaltungen wieder Geld in die Kassen komme, dabei handelt es sich nach Aussage von Thanscheidt aber nicht um ernst zu nehmende Einnahmen, sondern vielmehr um einen »Tod auf Raten«. FKP Scorpio hat in den letzten Jahren solide gewirtschaftet und kann noch auf Rücklagen zurückgreifen. Sollten aber auch im kommenden Jahr keine Festivals mit normaler Kapazität stattfinden können, wird es auch für FKP Scorpio eng.

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tag Konzertveranstalter Festivals Versicherung Planungssicherheit Exit-Strategie Auszubildende
Musik Beitrag

»Auch Kunst ist systemrelevant« . Kultur in der Corona-Krise

by Katharina von Tschurtschenthaler (13 Aug 2020)
Original source: tagesschau

Seit 6 Wochen spielt das Hamburger Tivoli-Theater an der Reeperbahn wieder. Allerdings ist vieles anders als in Vor-Corona-Zeiten. Jedes Haus muss sein eigenes Hygienekonzept vorlegen und genehmigen lassen. Im Tivoli dürfen aktuell nur 250 statt 630 Tickets pro Vorstellung verkauft werden. Doch im Unterschied zu den erfolgreichen Hamburger Musicals, die nach wie vor nicht spielen können, ist hier zumindest der Betrieb gesichert. Unterstützung von der Hamburger Kulturbehörde macht es möglich, dass das Tivoli trotz der fehlenden Einnahmen über die Runden kommt. Dennoch zeigt sich der Theater-Chef Corny Littmann enttäuscht, dass die Bedeutung der Kultur in Corona-Zeiten nicht wirklich diskutiert wurde. Im Fokus standen Lufthansa und Kitas. 
Das Team ist froh, wieder auftreten zu dürfen. Sänger machen Einlasskontrolle oder übernehmen die Moderation des Abends. Nach vier Monaten ohne Engagement wird jeder Job angenommen. Was allerdings nach wie vor fehlt, ist die Interaktion mit den Zuschauern. Diese sind froh, dass sie wieder Kulturveranstaltungen besuchen dürfen.

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tag Tivoli-Theater Hygieneregeln Bilanz Kulturförderung Hamburg Musical
Darstellende Kunst Bericht

Durchs Raster gefallen . Kulturschaffende in Coronakrise

by Sabine Seifert (29 Jul 2020)
Original source: taz

Drei Monate nach einem ersten Gespräch zu ihrer persönlichen Situation als Künstler*innen während des Lockdowns trifft sich Sabine Seifert wieder mit einem Sänger, einer bildenden Künstlerin, einem Schauspieler und einer Museumspädagogin, um mit ihnen über ihre Erfahrungen während der Corona-Krise zu sprechen.
Die Arbeitsbedingungen sind für die Künstler*innen nach wie vor alles andere als optimal. Der Tenor Wilko Reinhold gibt nach wie vor kein Präsenzunterricht, weil die Corona-Auflagen ihn unheimlich v iel Zeit kosten würden. Der Schauspieler und Regisseur Sascha Oliver Bauer finanziert sich überwiegend durch Synchronsprechen. Er hat die letzten Monate von der Grundsicherung gelebt und hat jetzt den ersten längerfristigen Auftrag erhalten. Das soziale Netz, das es ihn Deutschland gibt, weiß er sehr zu schätzen. Soforthilfe und Grundsicherung haben ihm geholfen, die letzten Monate finanziell zu überstehen. So einfach aufgefangen wurden leider nicht alle Antragsstellenden, da die Sachbearbeiter*innen die vereinfachte Antragsstellung recht unterschiedlich verstanden. Hinzu kommt, dass die Anträge auf Grundsicherung sich lediglich um rund ein Viertel erhöht haben. Aufgrund des schlechten Nimbus von Hartz IV schreckten viele vor einem Antrag zurück.
Auch die Anträge für Solo-Selbständige berücksichtigen die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Künstler*innen auch nach drei Monaten nicht, beklagt  Veronika Mirschel vom Referat „Selbstständige“ bei der Gewerkschaft Verdi. Nicht nur dass in vielen Bundesländern die Lebenshaltungskosten nicht als Betriebskosten angesehen werden dürfen, ist ihr ein Dorn im Auge, auch die Tatsache, dass in der zweiten Antragsrunde die Anträge nur noch von Steuer- oder Wirtschaftsprüfern gestellt werden dürfen, gehe völlig an der Realität kleiner und mittlerer Unternehmen vorbei. Die Aufteilung der Hilfen durch die Bundesregierung empfindet auch Heidi Sill, Sprecherin des bbk berlin, als ungerecht. Während für Kurzarbeiter die Hilfen aufgestockt werden, fühlen sich die Solo-Selbständigen alleine gelassen.
Zwar ist der Beruf des Künstlers/der Künstlerin grundsätzlich mit Unsicherheit verbunden, aber aktuell haben sich die Rahmenbedingungen radikal geändert. Niemand kann mit Sicherheit voraussagen, wie sich die Pandemie entwickelt. Wann wieder welch Veranstaltungsformate möglich sein werden.
Eine besonders schlechte Stellung haben in dieser Zeit die Museumspädagog*innen. Sie wurden in den letzten Jahren zunehmend in die Solo-Selbständigkeit abgedrängt, da die Häuser keine festen Stellen mehr vergeben. Da ihr Beruf als Gewerbe gilt, sind sie nicht nur umsatzsteuerpflichtig, sie können auch nicht in die Künstlersozialkasse aufgenommen werden. Wann wieder Führungen angeboten werden können, ist in vielen Bundesländern nach wie vor unklar. Größere Gruppenführungen wird es in absehbarer Zeit wohl keine geben.
Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, verweist darauf, dass sich die Arbeitsstrukturen auf den Kulturmarkt in den letzten Jahren verändert haben. Es gibt zwar weniger Künstler*innen, aber mehr Solo-Selbständige im Bereich kultureller Bildung, Management und in der Technik. Die Kulturpolitik hat es versäumt den prekären Strukturen, die hier entstanden sind, entgegen zu wirken. Grundsätzlich müsste man darüber nachdenken, so Olaf Zimmermann, ob der klassische Unternehmerbegriff auf Kunst- und Kulturschaffenden noch zutrifft – zumal sie einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leisten.
Wie kann Solidarität unter Künstler*innen – nicht nur in der Corona-Krise – aussehen? Das ist eine Fragestellung, mit der sich das Sheshepop Kollektiv schon länger beschäftigt, die nun aber drängender wird. Das Kollektiv wird in die neue Spielzeit mit einer Produktion im HAU (Hebbel am Ufer) starten. Bis dahin sind alle Rücklagen aufgebraucht, aber die Begeisterung über die einmaligen Probebedingungen auf der Originalbühne lässt über die finanzielle Misere hinweg positiv in die Zukunft blicken.

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tag Soforthilfe Grundsicherung Solidarität Verdi bbk Elisabeth Anschütz Sascha Oliver Bauer Ka Bomhardt Wilko Reinhold Olaf Zimmermann
Alle Sparten Bericht

»Was in Berlin passiert, ist ziemlich einmalig« . Corona-Hilfe für Klubkultur

by Laura Aha (20 Jul 2020)
Original source: Spiegel

Klubs waren die ersten Kultureinrichtungen, die schließen mussten, und sie werden aller Voraussicht nach auch die letzten sein, die wieder öffnen dürfen. Alleine in Berlin sind in 140 Klubs und ebenso vielen Klub-Veranstaltungsagenturen rund 9000 Menschen beschäftigt. In Berlin hat Kultursenator Klaus Lederer ein Hilfspaket in Höhe von 30 Millionen Euro für Klubs aufgelegt. Das hilft zumindest den größeren Einrichtungen, kurzfristig die Existenz zu sichern – lange werden sie aber auch mit dieser Unterstützung nicht dur chhalten können.
In den großen Metropolen sieht es ganz ähnlich aus. In Hamburg und Köln wurden ebenfalls von der Stadtverwaltung Programme aufgelegt, um die Klubszene zu unterstützen. Das ist auch insofern nötig, als die Klubs in der Regel nicht von der Kulturförderung des Bundes profitieren können. Andererseits haben die Klubs bislang selten Förderung von den Ländern erhalten, weshalb sie jetzt durch das Raster fallen, da sie um ihre Anerkennung als Kulturort kämpfen müssen. Wo es keine Lobbyverbände gibt, gibt es in der Regel auch keine Förderung. Das ist vor allem in den ostdeutschen Bundesländern der Fall. So fürchtet die lebendige Clubszene in Leipzig und Dresden um ihre Existenz. Aktuell ermöglicht die Open-Air-Saison, die Umsatzeinbrüche etwas auszugleichen. Die Szene bedarf aber einer langfristigen Strategie, um der Krise nicht zum Opfer zu fallen.

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tag Clubszene Berlin Soforthilfe Konjunkturpaket Klaus Lederer
Musik Bericht

Vorhang auf! . Spielstart: Anti-Corona-Konzepte deutscher Theater

by Verena Greb, Nadine Wojcik (19 Jul 2020)
Original source: Deutsche Welle

Demontierte Sitze, Plexiglasscheiben, Handdesinfektion, getrennte Ein- und Ausgänge: Der Betrieb an den Theatern soll wieder losgehen, doch dafür sind Hygienekonzepte notwendig, die das Publikum vor einer Ansteckung durch Tröpfcheninfektion schützen sollen. Jedes Haus entwickelt aktuell seine eigenen Konzepte. Gemeinsam wird wohl allen sein, dass maximal ein Viertel der bisherigen Karten angeboten werden kann.
Besondere Tests wurden in Augsburg und Berlin durchgeführt. Mithilfe von Maschinen und Ventilatoren wird in den Sälen gro&szli g;flächig Wasserstoffperoxid vernebelt. Das Berliner Ensemble meldet, dass mittels des natürlich abbaubaren Desinfektionsmittels 99 Prozent der Viren und Bakterien abgetötet werden können. Die Technik soll daher in Zukunft nicht nur für die Säle, sondern auch für Toiletten und Eingangsbereich Verwendung finden.
Im Münchner Residenztheater hat man unterdessen einen Theaterparcours entwickelt. Die Besucher*innen werden in Gruppen zu vier Personen durch verschiedene Stationen im Gebäude geführt, wo die einzelnen Szenen gespielt werden. Problematisch ist allerdings, dass nicht nur das Publikum auf Abstand gehalten werden muss, auch die Schauspieler*innen dürfen sich nicht zu nahe kommen.
Die Spielpläne für die neue Spielzeit wurden daher in allen Häusern überarbeitet, extrem körperliche Inszenierungen ebenso gestrichen, wie diejenigen mit vielen verschiedenen Rollen.
Auch wenn die Theater langsam aus der Schockstarre erwachen, bleiben doch grundsätzliche Zweifel an der Kulturpolitik: Warum gelten für die Theater andere Regelungen als für die deutsche Luftfahrt? Welchen Stellenwert hat Kultur? Das Überleben der großen Häuser ist durch Corona-Kulturhilfen gesichert. Reichen diese nicht aus, werden die Bundesländer langfristig aushelfen. Für die kleinen Bühnen, die sich mit den wenigen Sitzplätzen nicht über Wasser halten können, sieht es nicht so rosig aus. Sie müssen nun entscheiden, ob sie die Corona-Pause verlängern. Eventuell ist der Vorhang hier auch schon für immer gefallen.

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tag Spielzeit Theater Hygieneregeln Wasserstoffperoxid Freie Szene Kulturförderung
Darstellende Kunst Bericht

Nach dem Stillstand die Besinnung?

by Till Briegleb (07 Jul 2020)
Original source: Süddeutsche Zeitung

Die coronabedingten Schließungen bedeuten für die großen deutschen Museen in Dresden, Berlin, Hamburg, München oder Köln Einnahmeverluste in Millionenhöhe. Auch die schnelle Wiedereröffnung der Häuser kann daran wenig ändern. Wenn in einer Woche so viele Besucher*innen kommen, wie vor dem Lockdown an einem Tag, sind die Museen schon glücklich. Nach wie vor fürchten sich die Menschen vor Räumen mit großer Anziehungskraft. Dazu kommt, dass die Zahl der Städtereisenden noch sehr gering ist. Da sie bis zu 75 Prozent der Museumsbesucher ausmachen, haben viele Häuser nach wie vor reduzierte Öffnungszeiten und leere Kassen. Alarmiert sind die Leitungen der Museen allerdings bislang nicht. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass sie aktuell das Gefühl haben, vom Staat unterstützt zu werden. Im Gegensatz zur Entlassungswelle in Amerika können zumindest die fest angestellten Mitarbeiter*innen sich auf die staatliche Unterstützung verlassen. Selbst auf das Mittel der Kurzarbeit haben nur wenige Häuser zurückgegriffen. Stattdessen sucht man nach anderen Mitteln der Einsparung: Auf abendliche Beleuchtung wird beispielsweise am Kunstmuseum Stuttgart verzichtet, um das Defizit im Haus zu verringern.
So sicher der Alltag für die Festangestellten ist, umso bedrohlicher ist die Lage für Solo-Selbständige vom Grafiker über Autorinnen und Autoren bis zu externen Aufbauhelfern. Wurden sie bislang nur mit Niedrigstlöhnen entlohnt, so bleibt ihnen nur der Hartz-IV-Antrag, um über die Runden zu kommen. So ist es nicht nur der Ruf nach Ausstellungshonoraren für Künstler*innen, sondern auch die Unterstützung für die abhängig Beschäftigten, die dringend diskutiert werden muss. Der Ruf nach einer Tourismusabgabe für die Museen ist nur eine Forderung, die es ermöglichen könnte, hier Abhilfe zu schaffen.
Aber nicht nur die Frage der Finanzierung treibt die Mitarbeiter in den Museen aktuell um, sondern es scheint vielmehr ein strategischer Nachdenkprozess angestoßen zu sein, denn die Häuser müssen auf die geänderten Rahmenbedingungen reagieren. Marion Ackermann, Direktorin der Staatlichen Kunstsammlung zu Dresden betont, dass die hauseigene Forschung, der Ruf nach staatlichen Ankaufsetats, die Entwicklung digitaler Formate sowie die Konzentration auf die eigenen Sammlungen  positive Impulse für die Arbeit in den Museen geben. Bereits vor dem Lockdown hatte Ackermann für ihre Häuser ein » Museums-Sabbatical « für das Jahr 2023 ausgerufen, in dem die Dresdner Museen sich aus dem Hamsterrad befreien und neue Konzepte entwickeln sollten. Die positive Kraft, die sich Ackermann von dieser Auszeit versprochen hat, ist jetzt bereits zu spüren. Der Blick auf das Konstruktive ermöglicht es, von der Frage der Finanzierung abzulenken. Und so werden viele Häuser aus der Not eine Tugend machen und sich wieder mehr auf Inhalte konzentrieren als auf große Namen.

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tag Museen Finanzen Marion Ackermann Hartz IV Neuausrichtung Sammlung
Bildende Kunst/Design Bericht

Ein bisschen Event geht immer . Klassik & Corona

by Manuel Brug (20 Jun 2020)
Original source: Welt

Die Freunde der klassischen Musik würden sich aktuell auf einen aufregenden Festivalsommer vorbereiten, würde Corona nicht so ziemlich alles verhindern, was die Klassikwelt beflügelt. Manuel Brug gibt in seinem Beitrag einen Überblick über die Planungen für den Sommer und den Beginn der Spielzeit. 
Der Festivalsommer ist weitgehend abgesagt. Verschiedene Initiativen und Veranstalter haben mit kleineren Konzerten und Veranstaltungen im Netz ein neues Programm entwickelt, das aber kaum unter wirtschaftlichen Bedingungen angeboten werden kann. Die großen Häuser haben sich inzwischen alle in die Sommerpause verabschiedet. In Amerika wurde sogar bereits bekannt gegeben, dass ein regulärer Spielbetrieb erst wieder im Januar aufgenommen wird. Ein Großteil der Orchestermusiker und Chormitglieder wurden bereits entlassen. Für freie Künstler*innen und Ensembles stehen erst einmal keine Jobs in Aussicht. 
Dramatisch ist auch die Lage an den Pariser Opern. Diese waren schon von der Streikwelle im Winter schwer gebeutelt und haben bereits ein Defizit von 40 Millionen Euro angehäuft. Der scheidende Indendant Stéphane Lissner hat sich frühzeitig aus dem Staub gemacht und sein Nachfolger, Alexander Neef, steht noch nicht zur Verfügung, um das Chaos zu beseitigen. 
In Zürich hat man sich eine neue Aufführungspraxis ausgedacht, um möglichst viele Sitzplätze anbieten zu können: Das Orchester wird von einem großen Probenraum aus live zugeschaltet. Auf der Bühne sind höchstens Gesangssolisten und gegebenenfalls kleinere Chorensembles zu erleben. Das Konzerterlebnis aus der Konzerve, um den Business-as-usual-Anschein aufrecht zu erhalten, kann Manuel Brug nicht überzeugen. 
Auch an den deutschen Häusern führt Corona zu großen Spielplanumstellungen. Es werden kleinere Produktionen gezeigt, nur bereits verpflichtete Gäste werden eingesetzt. Lediglich die Bayerische Staatsoper  möchte die Premiere von »7 Deaths of Maria Callas« mit Marina Abramovic zeigen. Dieses Event möchte man sich doch nicht nehmen lassen. 
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tag Klassische Musik Oper Konzerthäuser Spielplan Festivals USA Paris Streaming Marina Abramovic
Musik Bericht

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Bei facing arts handelt es sich um ein non-profit-Projekt, das Sie gerne unterstützen können. Nutzen Sie dazu unser Kontaktformular – wir setzen uns gerne mit Ihnen in Verbindung!

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Facing arts ist ein Projekt von STORM.

STORM spielt als Akronym mit den Namen Miriam Seidler und Tim Otto Roth, die wie viele anderen Freischaffende von der Corona-Krise betroffen sind. Miriam Seidler ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie publizierte u.a. ein Übersichtswerk zum Alter in der zeitgenössischen Literatur und ist Herausgeberin der Buchreihe Ästhetische Signaturen. Neben ihrer freien wissenschaftlichen Forschung arbeitet sie aktuell als Lektorin und Fachfrau für Öffentlichkeitsarbeit. Tim Otto Roth ist promovierter Kunst- und Wissenschaftshistoriker, Konzeptkünstler und Komponist. In seiner künstlerischen Arbeit ist er vor allem bekannt durch Großprojekte im öffentlichen Raum, Kooperationen mit führenden Wissenschaftseinrichtungen und seine immersiven Licht- und Klanginstallationen.
Miriam Seidler und Tim Otto Roth arbeiten schon seit vielen Jahren immer wieder in unterschiedlichen Projekten zusammen. Neben gemeinsam kuratierten Ausstellungen hat Miriam Seidler das Projektmanagement für Roths immersive Licht- und Klanginstallation [aiskju:b] und die Pressearbeit für verschiedene Projekte übernommen. Mit facing arts realisieren sie ihr erstes künstlerisches Werk.
Weitere Informationen zu den beiden Projektinitiatoren erhalten Sie unter www.miriamseidler.de bzw. www.imachination.net.

Ein besonderer Dank gilt Paco Croket für die Programmierung der Tag Cloud!

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