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Quo vadis ars?

In zahlreichen Interviews, Corona-Tagebüchern, Kommentaren und Berichten wurde in den letzten Wochen die Situation der Kulturbranche beschrieben und diskutiert. Unsere kommentierte Sammlung von mittlerweile 193 Quellen versammelt Stimmen aus unterschiedlichen Sparten und Medien. So entsteht ein Bild der Kulturlandschaft in der Krise, deren zeitliche Wandlung interaktiv über eine eigene Tag-Cloud erdkundet werden kann.


 

Kultur in Krisenzeiten: Mit Vernunft!

by Axel Brüggemann (27 Oct 2020)
Original source: SWR 2

Wo bleibt das Vertrauen in der aktuellen Kulturpolitik? Diese Frage stellt Axel Brüggemann in den Fokus seines Kommentar zur Lage der Bühnen in Deutschland. Trotz verschiedener von Wissenschaftlern begleiteter Veranstaltungsreihen, in denen keine Infizierung mit Corona nachgewiesen werden konnte, sind die Theater und andere Kulturveranstalter aktuell die Leidtragenden des politischen Schlingerkurses. Sinn kann er in den Regelungen keinen mehr erkennen: Mit nur noch 50 Besuchern, wie es die aktuelle Coronaverordnung in Bayern bei Überschreitung des Inzidenz wertes von 100 Infizierten pro 100.000 Einwohnern vorsieht, steht auch ein hochsubventioniertes Haus vor dem Ruin. Nachdem sich einige Intendanten bereits während des Frühjahrs wenig erfolglos gegen die Schließung ihrer Häuser zur Wehr gesetzt hatten, scheint aktuell ein letztes Aufbäumen der Kulturschaffenden zu verzeichnen zu sein. Das ist gefährlich. Einerseits werden sich die Kulturschaffenden andere Bühnen suchen, die eventuell auch von Coronaleugnern zur Verfügung gestellt werden. Andererseits sind gerade die Bühnen wichtige Orte, des demokratischen Diskurses und des faktenbasierten Streites. Sie sind Vordenker, Experimentierfelder und innovative Anstalten. Wenn sie nur noch das Stück »Überlebenskampf« spielen können, dann werden sie nicht nur ihrer Funktion nicht mehr gerecht, sondern kämpfen auch stellvertretend um unsere offene und aufgeklärte Gesellschaft.
Und sollte es doch unvermeidbar werden, die Theater zu schließen, dann fordert Brüggemann, ihnen eine andere Plattform für den Diskurs zur Verfügung zu stellen. Kostenloses Streaming lässt nicht nur die Wertschätzung der künstlerischen Arbeit vermissen, sondern ist auch nicht das richtige Format, um in einer aufgeklärten Gesellschaft zu diskutieren.

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tag Theater Hygieneregeln Bühne als Diskursraum Streaming Inzidenzwert Wertschätzung
Darstellende Kunst Kolumne

»Die virtuelle Welt hilft uns leider nicht« . Star-Geigerin Anne-Sophie Mutter über Corona

by Anne-Sophie Mutter, Gero Schließ (20 Oct 2020)
Original source: Deutsche Welle

Bereits im Sommer hat die Geigerin Anne-Sophie Mutter gemeinsam mit Kolleg*innen in einem offenen Brief die Unterstützung der Gesellschaft für Musiker*innen angemahnt. Nun nutzt sie die Verleihung des Opus Klassik, um auf die prekäre Situation vieler Künstler*innen in der Corona-Krise hinzuweisen. Im Gespräch mit der Deutschen Welle bringt sie ihre Postion noch einmal zum Ausdruck. Dabei ist sie selbst zweifach von der Pandemie betroffen. Nicht nur sind die meisten ihrer Konzerte für 2020 abgesagt, im März musste sie ihre Tournee abbrec hen, da sie selbst am Coronavirus erkrankt war.
Die Geigerin reagiert mit Unverständnis auf das aktuelle Agieren der Politik. Bei Konzerten und Kulturveranstaltungen gibt es extrem strenge Hygieneregeln, während in Restaurants die Menschen ohne Abstand feiern dürfen. Dass dadurch nicht nur ein einzelner Berufsstand diskriminiert wird, sondern eine umsatzstarke Branche und mithin die gesamte deutsche Kulturlandschaft vor dem Kollaps steht, schmerzt sie sehr. Dabei möchte sie ihre Bedenken nicht als Kritik an der Arbeit der Kulturstaatsministerin verstanden wissen, mit der sie in engem Austausch steht. Vielmehr hofft sie auf neue Hilfsmaßnahmen für alle Solo-Selbständigen in der Kulturbranche, damit diese über die Krise gerettet werden kann. Sollte dies nicht geschehen, dann müsse die Branche ihre Stimme in Demonstrationen erheben.
Dass Kunst und Kultur gerade in der Krise als Trostspender wichtig sind, steht für Mutter außer Frage. In dieser Zeit nur auf Streaming als Selbstausbeutung der Künstler*innen zu setzen, ist gesamtgesellschaftliche keine Lösung. Auch wenn aktuell Konzerte stattfinden, dann verzichten die Musiker*innen in der Regel auf einen Teil ihrer Gage, da sie in der Regel jeweils zwei Konzerte vor einem maximal zur Hälfte besetzten Saal geben. Mutter schlägt vor, man sollte dem Beispiel aus Salzburg folgen, wo mit dem Schachbrettmuster und konsequenten Tests die Festspiele wie gewohnt durchgeführt werden konnten. Die Dankbarkeit des Publikums, die sie im Herbst erlebt hat, zeigt ihr, wie wichtig Musik in der Krise ist.

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tag Klassik Streaming Schachbrettmuster Salzburger Festspiele Honorar Gleichbehandlung Monika Grütters
Musik Interview

Ein Lebenszeichen aus der Szene, die am Abgrund tanzt . »Tag der Clubkultur« am 3. Oktober

by Jakob Bauer (02 Oct 2020)
Original source: rbb24

Am 3. Oktober wird in Berlin der »Tag der Clubkultur« gefeiert. Zu Live-Musik auf engstem Raum getanzt wird in Zeiten von Corona nicht, aber die Clubs haben sich kreative Konzepte ausgedacht, um auf ihre Lage aufmerksam zu machen. So gibt es im Schokoladen für 16 Besucher*innen zwei Live-Konzerte. Die Karten wurden auf Facebook verlost, die Besucher*innen sitzen auf Barhockern an Stehtische, um die Abstände kontrollieren zu können. Im Ritter Butzke erwartet die Gäste ein Dinner mit musikalischer Begleitung. Bei allen Veranstaltungen wird k onsequent auf die Einhaltung der Hygienekonzepte geachtet. Damit möchte die Clubkommission gemeinsam mit dem Berliner Kultursenator Klaus Lederer ein Zeichen setzen: Aktuell entsteht oft der Eindruck, dass in Clubs die Gefahr der Ansteckung besonders hoch sei – ohne diese belegen zu können. Da auch in den Clubs Hygienekonzepte vorliegen, sind die Veranstalter einig, dass die Gefahr der Ansteckung bei Feiern im Park wesentlich höher ist, als in ihren Räumen. Und so ist der »Tag der Clubkultur« ein Lebenszeichen einer Branche, die zu den großen Verlierern der Corona-Krise gehört. In Berlin kämpft Klaus Lederer für ihr Überleben, in anderen Städten erhalten die Clubs weniger Unterstützung.

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tag Clubszene Hygienekonzepte Klaus Lederer
Musik Bericht

Geld allein reicht nicht . Coronafolgen im ärmsten Bundesland

by Felicitas Boeselager (02 Oct 2020)
Original source: Deutschlandfunk

Wie geht es der Kunstszene? Zum Ende der Freiluftsaison ist die Journalistin Felicitas Boeselager in Bremen unterwegs, um mit verschiedenen Akteuren aus der Freien Szene zu sprechen. Im Rahmen des Programms »Bremer Kultursommer« werden Aktivitäten im Freien gefördert. So kann das » Bremer Tourneetheater« mit dem Stück »An der Corona-Bar« erstmals wieder vor Zuschauern spielen – allerdings nicht auf einer Bühne, sondern im Fußballstadion. Auch wenn die Bedingungen teilweise abenteuerlich sind, freuen sich die Ensemblemitglieder endlich wieder vor Publikum spielen zu dürfen. Das Berufsverbot hat sie doch schwer getroffen, weil damit die eigene Identität, das Selbstverständnis als Schauspieler*in in Frage gestellt wurde.
Gemeinsam mit Rebekka Kronsteiner und Francisco Valenca Vaz besucht Felicitas Boeselager zwei Ausstellungen, die die beiden Kunststudenten kuratiert bzw. mit eigenen Arbeiten während der Corona-Krise entwickelt haben. Die Arbeitssituation für die Kunststudierenden war während des Lockdowns schwierig. Sie konnten nicht in ihren Ateliers in der Kunsthochschule arbeiten und erhielten aufgrund ihres Studierendenstatus auch keine Soforthilfe. So ist die Ausstellung in der Bremer »Galerie Mitte« für sie ein doppelter Glücksfall. Zum einen konnten sie in den Galerieräumen ihre Ausstellung vorbereiten. Zum anderen haben sie zur Eröffnung eine Edition angeboten, die ihnen nun hilft, die ihnen zumindest ein kleines Einkommen beschwert hat.
Der Club »Lila Eule« ist nach wie vor geschlossen. Kleine Clubs mit wenigen Mitarbeitern fallen aktuell durch viele Förderraster bzw. bekommen auch in Programmen wie »Neustart Kultur« nur so minimale Förderungen in Aussicht gestellt, dass damit ein weiterer Betrieb kaum möglich erscheint. Mit der »Lila Laube« haben die Chefs auf einer Insel in der Weser eine Möglichkeit zu Open-Air-Konzerten gefunden. Die generierten Einnahmen decken nur die am Abend selbst entstandenen Kosten und helfen nicht, den Club zu sichern. Dennoch war es den Inhabern wichtig, ein Zeichen für die Clubkultur in Bremen zu setzen.

Das Publikum bei allen Veranstaltungen war begeistert und dankbar, endlich wieder Kultur erleben zu können. Die Freie Szene ist durch die Pandemie eng verbunden, gegenseitige Unterstützung, der Austausch über neue Formate wird von den Betroffenen sehr geschätzt. Dennoch kommen alle Akteure ohne Kulturförderung aktuell nicht über die Runden.
Stephan Behrmann, freischaffender Schauspieler und Dramaturg sowie Sprecher der »Allianz der Freien Künste«, betont, dass die Kulturförderung in Bremen sowohl für die Solo-Selbständigen als auch für die Freie Szene gut waren. Er bemängelt aber, dass die Hilfe nicht in allen Bundesländern so gut funktioniert hat. Als gut empfindet er aktuell laufende Stipendienprogramme, die den Künstler*innen ergebnisoffen die Arbeit an Projekten finanziert. Auch die Unterstützung durch das Programm »Neustart Kultur« bewertet er positiv – auch wenn eine Milliarde in Anbetracht der Größe der Branche nicht wirklich ausreichend scheint. Ob das Geld tatsächlich den einzelnen Künstler*innen hilft, dass kann aktuell noch nicht abgesehen werden – zumal der Verwaltungsaufwand bei der Vergabe recht hoch ist. Wie viele »stille Tode«, d.h. Künstler*innen die sich einen Job in einer anderen Branche gesucht haben, zu verzeichnen sind, ist aktuell noch nicht absehbar. Auch in den nächsten Jahren wird die Situation nicht besser werden. Da die Kommunen sehr gebeutelt sind, können diese die Kulturförderung nicht leisten. Daher sieht Behrmann es als zwangsläufige Folge, dass der Bund eintritt.

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tag Bremen Kultursommer Bremen Freie Szene Clubszene Kulturförderung Neustart Kultur stiller Tod Insolvenz
Alle Sparten Feature und Interview

Debatte um Künstler in Not . Corona-Soforthilfe gefloppt

by Peter Jungblut (28 Sep 2020)
Original source: BR24

Wieder eine Diskussionsrunde zur Lage der Kultur: Im Münchner Volkstheater musste sich der bayrische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Bernd Sibler den Fragen der Kulturschaffenden stellen. Der Unmut ist groß. In Bayern wird die Besucherzahl nach wie vor nicht nach Größe der Veranstaltungsräume, sondern nach Veranstaltungsgrößen gemessen. Lediglich drei Häuser dürfen in einem Modellversuch 500 Zuschauer zulassen. Die Angst der Kulturbegeisterten ist nach wie vor groß, so dass auch diese Plätze nicht ausverkauft sind.
Ebenso erfolglos wie der Modellversuch war das zum Ende des Quartals auslaufende Soforthilfeprogramm für Solo-Selbständige. Statt der erwarteten 60.000 Anträge hat der Freistaat nur 10.000 erhalten, von denen wiederum 8.000 bewilligt wurden. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Haben die einen bereits aus anderen Fördertöpfen Geld erhalten oder Hartz IV beantragt, hält sich der eine oder andere mit anderen Jobs über Wasser, wenn er nicht bereits in einem anderen Beruf sein Glück versucht. In der Kulturbranche geht inzwischen die Angst vor dem »point of no return« um. Was, wenn im kommenden Jahr bereits zu viele Kulturschaffende sich umorientiert haben und eine Rückkehr zur Situation vor dem Lockdown nicht mehr möglich sein wird? Die Ratlosigkeit ist groß. Bernd Sibler verweist auf die Zufriedenheit der Bayern mit den strengen Corona-Maßnahmen, während der SPD-Landtagsabgeordnete Volkmar Halbleib seinen Kollegen von der CSU heftig angreift: Gesittete Kulturveranstaltungen sind keine Infektionsherde. Das ist inzwischen allen bewusst. Daher muss nun endlich etwas für die Kultur getan werden, um die Künstler*innen aus ihrer hoffnungslosen Situation zu befreien.

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tag Soforthilfe Bayern Bernd Sibler Münchner Volkstheater point of no return Sitzplätze
Alle Sparten Bericht

»Es muss etwas passieren. Sonst gehen alle pleite« . Live-Konzerte

by Daniel Gerhardt (21 Sep 2020)
Original source: Die Zeit

Popgrößen nehmen gegenwärtig ihre Veranstaltungen vor leeren Hallen auf und scheuen für Aufzeichnungen oder Streaming keine Kosten. Für das Gros der Sängerinnen und Sänger und vor allem für die Veranstalter bleiben in Corona-Zeiten die Kassen leer. Lediglich einige wenige Veranstaltungen in Autokinos oder in kaum besetzten Hallen sind möglich. Die Besucher*innen, die bei Popkonzerte normalerweise in einer schwitzenden Menge stehen und lauthals mitsingen, sind für solche Veranstaltungen kaum zu haben. Während fü r andere Veranstaltungsformate in den letzten Monaten Alternativkonzepte entworfen wurden, hoffen die Veranstalter von Popshows auf das Jahr 2021. Der Veranstaltungskalender quillt bereits jetzt über – aber solange nicht klar ist, ob wieder Großveranstaltungen möglich sein werden, verkaufen die Veranstalter kaum Karten.
Ein Problem, mit dem die Veranstalter von Popevents in den letzten Monaten zu kämpfen hatten, war die Unkenntnis der Politik. Nicht nur die hohen Umsätze der Branche, sondern auch deren Alltag war vielen Politikern völlig fremd. Dass hier Unterstützung von Nöten ist, um die Unternehmen während des Berufsverbots vor der Insolvenz zu schützen, ist erst langsam bei den Entscheidungsträgern angekommen. Das Förderprogramm Neustart Kultur sieht nun zwar auch für die Musikclubs und Konzertstätten, sowie für andere Mitglieder der Veranstaltungsbranche Unterstützung vor, dennoch scheint das große Club- und Veranstaltersterben kaum mehr aufhaltbar zu sein. Die Folge? Einige wenige großen Firmen werden die Krise überstehen und dann werden die Veranstaltungen stromlinienförmig nach einem Konzept durchgeführt. Der Spaß, so fürchten Mitglieder der Branche, wird dabei auf der Strecke bleiben, ungewöhnliche Formate keine Chance mehr haben.
Das Branchenbündnis #AlarmstufeRot macht derweil auf die Situation der Veranstalter aufmerksam und formuliert Forderungen. Bei einer Demonstration am 9. September wurde auf die Situation der Branche aufmerksam gemacht. Viele legten symbolisch ihr letztes Hemd vor dem Reichstag ab – dennoch waren auch hier die Veranstalter gespalten: »Jede Aktion, mit der sie um Hilfe wirbt, könnte gleichzeitig zur Verlängerung der Pandemie beitragen.«

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tag Popkonzerte Konzertveranstalter Streaming #AlarmstufeRot Neustart Kultur
Musik Bericht

„Wo ist die Empathie des Herrn Spahn?“ . "Where is the empathy of Mr. Spahn?"

by Matthias Goerne, Manuel Brug (13 Sep 2020)
Original source: Welt

Im Interview mit der Welt macht der erfolgreiche Liedsänger Matthias Goerne seinem Unmut über die Behandlung der Konzertwelt in der Corona-Krise Luft. Vor kurzem nahm er an einer Diskussionsrunde mit dem Gesundheitsminister Jens Spahn teilnahm. Die Enttäuschung über das Verhalten des Ministers ist groß. Seine Antworten waren nur ausweichend, die Kultur als Wirtschaft wird nach wie vor nicht anerkannt. Zwar gibt es Zuschüsse für Institutionen, aber die vielen Solo-Selbständigen blicken noch immer bang in die Zukunft. Das Hauen und Stechen unter den Konzertveranstaltern hat bereits begonnen, da auch die Agenturen um ihr Überleben kämpfen. Vor allem für die Berufsanfänger*innen ist die Situation im Moment schwer. Vielen wird es nicht gelingen, auf dem Markt Fuß zu fassen. Andererseits gibt es Kolleg*innen, die in die Grundsicherung abgerutscht sind, und sich nun nach einem neuen Job umsehen. Eine gemeinsame Stimme gibt es auf dem Musikmarkt nicht. Selbst von den Vertretungen zeigt sich Goerne enttäuscht, da sie wenig schlagkräftig argumentieren. Wer frei tätig ist, bekommt immer häufiger unmoralische Angeboten, weil die öffentlichen Häuser an den Gästen sparen können. Dabei sind es gerade diese Gäste, die das Publikum anlocken.
Besonders wenig Verständnis zeigt Goerne dafür, dass in öffentlichen Verkehrsmitteln Abstandsregeln nicht gelten, in den Konzerthäusern aber große Abstände zwischen den Besucherplätzen gefordert werden. Die Festspielsaison und vor allem die erfolgreich und ohne Ansteckungen verlaufenden Salzburger Festspiele haben gezeigt, dass das Publikum der Konzertveranstaltungen absolut diszipliniert ist und eine Sitzordnung im Schachbrettmuster gefahrlos umgesetzt werden kann. Aus Freude daran, wieder Konzerte besuchen zu dürfen, unterhalten sich die Besucher*innen im Saal nicht. Außerdem verfügen viele Konzerthäuser über hervorragende Lüftungen, die die Ansteckungsgefahr minimieren. Dass hier nicht die Wirtschaftskraft der Branche berücksichtigt und dieser wieder eine Chance auf Einnahmen gegeben wird, kann Goerne nicht nachvollziehen. Stattdessen nimmt die Politik ein Theater- und Opernsterben in großem Ausmaß in Kauf.

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tag Konzerte Konzerthäuser Konzertagenturen Solo-Selbständige Studierende stiller Tod Salzburger Festspiele Schachbrettmuster Jens Spahn
Musik Interview

Buchhandel setzt auf Digitalpräsenz . Frankfurter Buchmesse ohne Aussteller

by Alexander Skipis, Britta Bürger (08 Sep 2020)
Original source: Deutschlandfunk Kultur

Auf einer Pressekonferenz gab der Direktor der Frankfurter Buchmesse Juergen Boos die Absage der Präsenzmesse in den Messehallen in Frankfurt bekannt. Die Entscheidung ist gemeinsam mit allen Verlagen und den Vertretern der nationalen Stände gefallen. Die Restriktionen, vor allem die Reisebeschränkungen waren letztendlich zu groß, um an der Präsenzveranstaltung festzuhalten.
Für die Buchbranche ist die Messe ein wichtiges Standbein. Da von vornherein auch ein digitales Angebot geplant war, geht Alexander Skipis, Hauptgeschäftsf& uuml;hrer des Börsenvereins des deutschen Buchhandels, davon aus, dass die Präsenz des Buches erhalten bleibt. Nach wie vor wird es in Frankfurt auch physische Veranstaltungen geben, bei denen Autor*innen live zu erleben sind.
Als weiteres Standbein werden auf einer digitalen Rechtehandelsplattform die Verlage die Möglichkeit haben, das bislang auf der Messe wichtige Rechtegeschäft abzuwickeln. Der persönliche Austausch wird an dieser Stelle aber nicht möglich sein.
Ein weiteres wichtiges Standbein der Buchmesse ist aber auch der der intellektuelle Austausch und die Meinungs- und Pressefreiheit. Diese Themen werden auch online und in Präsenzveranstaltungen behandelt werden. Mit solchen Online-Angebot werden sicher nicht so viele Leser*innen erreicht, wie mit einer Präsenzmesse. Die intensive Begegnung wird daher 2021 eine große Rolle spielen.
Eine Reihe von physischen Veranstaltungen wird es in Frankfurt geben. Neben den Preisverleihungen – Buchpreis und Friedenspreis – werden Lesungen in der Festhalle stattfinden. Medial werden sie gleichzeitig verbreitet und sind weltweit abrufbar. Dennoch darf nicht übersehen werden, dass die fehlende Aufmerksamkeit für das Buch dem Buchmarkt schaden wird. Die Verkäufe werden wohl auch im Bücherherbst 2020 nicht wirklich befriedigend sein.

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tag Buchbranche Buchmesse Frankfurt Lesung Alexander Skipis virtuelles Angebot
Wort Interview

»Das ist kein Neustart, das ist der Tod auf Raten« . Konzertveranstalter und Corona

by Benjamin Fischer (17 Aug 2020)
Original source: Frankfurter Allgemeine Zeitung

Stephan Thanscheidt ist Ko-Chef von FKP Scorpio. Die Firma mit rund 350 Mitarbeitern in 11 Ländern gehört nicht nur zu den größten Festivalorganistatoren Europas, das Unternehmen hat im vergangenen Jahr rund 3000 Konzerte von mehr oder weniger bekannten Musiker*innen – darunter Superstars wie Ed Sheeran oder David Guetta – ausgerichtet. Thanscheidt ist vor allem für die Ausrichtung der Festivals verantwortlich. So verbringt er im Sommer normalerweise mehr Zeit auf Festivals denn am Schreibtisch. Das ist wichtig, um das Gespür f& uuml;r die Wünsche und Erwartungen der Besucher*innen zu behalten.
Im März und April liefen bei FKP Scorpio die Planungen für die Sommerevents weiter. Zwar hatte man schon während des Lockdown ein ungutes Gefühl, aber ohne eine längerfristige Absage durch die Behörden, hatte das Unternehmen keine andere Wahl, als die Festivals erst einmal zu verschieben, um den Versicherungsschutz nicht zu verlieren. Das war ein enormer Aufwand, mussten doch immer wieder Veranstaltungen und die entsprechenden Karten umgebucht werden. Die Werbung wurde neu aufgelegt, nur um dann die nächste Verschiebung anzukündigen.
Die Branche, die selbst in der Wirtschaftskrise 2009 kaum Einnahmeausfälle hatte, sieht sich nun vor völlig neuen Herausforderungen. Kurzarbeit und Homeoffice waren bislang völlig fremd. Zwar finden regelmäßige digitale Treffen statt, aber die gemeinsame kreative Arbeit lässt sich nur schwer realisieren. Vor allem für die zehn Auszubildenden ist die Situation mehr als unbefriedigend, lernen sie doch aktuell nur Teile der geplanten Aufgabenbereiche kennen.
Im Sommer hat man sich in der Branche auf Stillstand bis Weihnachten eingerichtet. Sollten auch im kommenden Jahr keine Veranstaltungen möglich sein, stehen viele Unternehmen vor dem Aus. Zwar entsteht im Moment in der Öffentlichkeit und der Politik der Eindruck, dass durch Autokino-Konzerte oder andere Veranstaltungen wieder Geld in die Kassen komme, dabei handelt es sich nach Aussage von Thanscheidt aber nicht um ernst zu nehmende Einnahmen, sondern vielmehr um einen »Tod auf Raten«. FKP Scorpio hat in den letzten Jahren solide gewirtschaftet und kann noch auf Rücklagen zurückgreifen. Sollten aber auch im kommenden Jahr keine Festivals mit normaler Kapazität stattfinden können, wird es auch für FKP Scorpio eng.

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tag Konzertveranstalter Festivals Versicherung Planungssicherheit Exit-Strategie Auszubildende
Musik Beitrag

Berliner Künstler: Jetzt gehen sie für mehr Corona-Hilfe auf die Straße

by Florian Thalmann (08 Aug 2020)
Original source: Berliner Kurier

Die Künstler*innen waren die ersten, die nicht mehr arbeiten durften. Sie werden die letzten sein, die wieder in einen normalen Alltag zurückkehren werden. Dennoch gibt es für die Berufsgruppe der selbständigen Künstler*innen und alle abhängigen Beschäftigen keine Unterstützung. Zwar wurde in Berlin zu Beginn der Krise ein Soforthilfe in Höhe von 5.000 € ausbezahlt, seither gibt es aber für diese Berufsgruppe nur die Möglichkeit, Hilfe für laufende Betriebsausgaben zu beantragen. Lebenshaltungskosten kö ;nnen nur über Hartz IV beantragt werden. So haben sich viele Künstler*innen bereits nach anderen Jobs umgesehen, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. So ist das kritische Potential der Berufsgruppe gebunden. Mit einer Demonstration am Sonntag, den 9. August 2020 haben die Berliner Künstler*innen auf ihre Situation hingewiesen. Sie fordern ein Existenz-Geld, das es ihnen ermöglicht, die Krise zu bewältigen, bis sie wieder in ein normales Leben zurückkehren können.

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tag Künstler Hilfe Jetzt Demonstration Existenz-Geld Hartz IV
Alle Sparten Bericht

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The signet of facing arts joining the faces of STORM.

Bei facing arts handelt es sich um ein non-profit-Projekt, das Sie gerne unterstützen können. Nutzen Sie dazu unser Kontaktformular – wir setzen uns gerne mit Ihnen in Verbindung!

Das Team

Facing arts ist ein Projekt von STORM.

STORM spielt als Akronym mit den Namen Miriam Seidler und Tim Otto Roth, die wie viele anderen Freischaffende von der Corona-Krise betroffen sind. Miriam Seidler ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie publizierte u.a. ein Übersichtswerk zum Alter in der zeitgenössischen Literatur und ist Herausgeberin der Buchreihe Ästhetische Signaturen. Neben ihrer freien wissenschaftlichen Forschung arbeitet sie aktuell als Lektorin und Fachfrau für Öffentlichkeitsarbeit. Tim Otto Roth ist promovierter Kunst- und Wissenschaftshistoriker, Konzeptkünstler und Komponist. In seiner künstlerischen Arbeit ist er vor allem bekannt durch Großprojekte im öffentlichen Raum, Kooperationen mit führenden Wissenschaftseinrichtungen und seine immersiven Licht- und Klanginstallationen.
Miriam Seidler und Tim Otto Roth arbeiten schon seit vielen Jahren immer wieder in unterschiedlichen Projekten zusammen. Neben gemeinsam kuratierten Ausstellungen hat Miriam Seidler das Projektmanagement für Roths immersive Licht- und Klanginstallation [aiskju:b] und die Pressearbeit für verschiedene Projekte übernommen. Mit facing arts realisieren sie ihr erstes künstlerisches Werk.
Weitere Informationen zu den beiden Projektinitiatoren erhalten Sie unter www.miriamseidler.de bzw. www.imachination.net.

Ein besonderer Dank gilt Paco Croket für die Programmierung der Tag Cloud!

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