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Quo vadis ars?

In zahlreichen Interviews, Corona-Tagebüchern, Kommentaren und Berichten wurde in den letzten Wochen die Situation der Kulturbranche beschrieben und diskutiert. Unsere kommentierte Sammlung von mittlerweile 193 Quellen versammelt Stimmen aus unterschiedlichen Sparten und Medien. So entsteht ein Bild der Kulturlandschaft in der Krise, deren zeitliche Wandlung interaktiv über eine eigene Tag-Cloud erdkundet werden kann.


 

Es fehlt die Angemessenheit der Mittel . Gesangsverbot für Chöre in Berlin

by Maria Ossowski (29 Jun 2020)
Original source: rbb24

Berlin hat seine Corona-Verordnung aktualisiert und darin das Singen in geschlossenen Räumen grundsätzlich verboten. Ausnahmen von dieser Regelung gibt es keine. Bis zum 24. Oktober sollen die Regelungen gelten.
Die Chöre, die vorab nicht informiert wurden, sind verärgert. In den letzten Wochen wurde bereits wieder in kleinen Gruppen unter Einhaltung großer Abstände geprobt, um im Herbst nicht nur an den drei Berliner Opern wieder mit neuen Programmen unter Einhaltung strenger Hygieneregelungen in die neue Spielzeit zu starten. Diese Pläne sind nun obsolet. Vom Gesangslehrer bis zur Primadonna ist ein Berufsverbot erteilt worden. Da es keinerlei Ausnahmeregelungen gibt und keinerlei Hygieneregeln akzeptiert werden, ist die Angemessenheit dieser Maßnahme zweifelhaft. Es bleibt zu hoffen, dass die betroffenen Chöre eine einstweilige Verfügung erwirken und wieder singen dürfen, denn ein angemessener und sorgfältiger Umgang mit Corona-Verordnungen ist notwendig, um nicht einzelne Berufsgruppen über Gebühr zu belasten und die Unterstützung der Bevölkerung dauerhaft zu erhalten.

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tag Chöre Oper Berufsverbot Berlin Verhältnismäßigkeit
Musik Kommentar

Was möglich ist . Die Münchner Philharmoniker spielen wieder vor Publikum

by Egbert Tholl (25 Jun 2020)
Original source: Süddeutsche Zeitung

In Bayern sind die Hygieneregeln so restriktiv wie in keinem anderen Bundesland. In der Münchner Philharmonie werden nicht nur maximale Abstände zwischen den Besucher*innen eingehalten, auch die Masken dürfen während des Konzerts nicht abgenommen werden. Ob das an dem »offenkundig nutzlosesten Kunstminister« liegt, der dem Hochkulturpublikum keine Disziplin zutraut, sei dahingestellt. Die rund 40 Musiker*innen unter der Leitung von Valery Gergiev lassen sich von den Restriktionen nicht beeinträchtigen. Das symphonische Live-Erlebnis p asst zur Stimmung und verbindet Prokofjew, Schostakowitsch und Schubert.  Die interessanten Umbaupausen zwischen den einzelnen Stücken sind der Tatsache geschuldet, dass das Stück auch fürs Netz aufgezeichnet wird. So werden noch weitere Musikliebhaber in den Genuß des Abends kommen. 

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tag Klassische Musik Münchner Philharmoniker Hygieneregeln Kulturminister Konzert
Musik Kurzkritik

»Literatur ist ein Lebensmittel!« . Erste Lesungen nach der Corona-Krise

by Börsenblatt Online (19 Jun 2020)
Original source: Börsenblatt

Auch wenn Kulturveranstaltungen wieder erlaubt sind, so ist die Organisation von Lesungen für Buchhandlungen aufgrund der zu berücksichtigenden Hygieneregeln eine Herausforderung. Die Zusammenarbeit mit Kirchen, die bereits ein Hygienekonzept herausgearbeitet haben, ist daher eine Möglichkeit, um bereits geplante Veranstaltungen doch durchführen zu können. So hat die Christlichen Buch- und Kunsthandlung C. Strecker in Mühlhausen eine Lesung mit Robert Scheuer im Kirchensaal abgehalten. Die Karten für die 50 Plätze waren kurz nach e iner Rundmail an die Stammkunden ausverkauft. Die Veranstalterin Heike Strecker zeigt sich begeistert von der Dankbarkeit der Zuhörer. Ganz ähnlich sind die Erfahrungen bei einer Lesung von Sandra Lüpke in Oerlinghausen. Auch wenn die Resonanz auf die Lesungen großartig war, wollen die Buchhändlerinnen erst einmal den Herbst abwarten, bevor sie neue Lesungen organisieren, denn ökonomisch sind sie ein Wagnis. Trotz guter Verkaufszahlen am Büchertisch und ausverkaufter Lesungen müssen große Räume angemietet werden und die Betreuung der Veranstaltung ist aufgrund des Hygienekonzepts personalintensiv.

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tag Literatur Lesung Hygieneregeln
Wort Bericht

Interne Anweisung: »Schauspieler über 60 bitte eliminieren«

by Stefan Grund (17 Jun 2020)
Original source: Welt

In den letzten Tagen wurde ein Schreiben bekannt, dass die Produktionsfirma Saxonia Media an die Drehbuchautoren der beliebten ARD-Serie »In aller Freundschaft« versendet hat. Darin wurden diese aufgefordert, Schauspieler über 60 sehr reduziert bzw. gar nicht einzusetzen. Das liest sich ganz anders als die Presseerklärung, die der Sender zur Wiederaufnahme der Dreharbeiten verfasst hatte. Dort war lediglich davon die Rede, dass eine »neue Bildsprache« entwickelt werden müsse, die die Hygieneregel am Set berücksichtige. Gerade für die beliebte Krankenhausserie sollte die Umsetzung der Hygieneregeln am Set kaum ein Problem darstellen. Ärzte und Pflegepersonal können problemlos in  Schutzkleidung gezeigt werden; Kussszenen und enger Körperkontakt sind für die Krankenhausserie weniger wichtig als für eine Liebesserie und können problemlos umgeschrieben werden. Selbst für den Einsatz des 85-jährige Rolf Becker wurde eine Lösung gefunden, indem dieser von Zuhause aus zugeschaltet wird und somit die Dreharbeiten nicht am Set stattfinden müssen. 
Umso irritierter ist man nun beim Berufsverband Schauspiel von der bekannt gewordenen Email. Bislang kursierten zwar auch Gerüchte, dass die Besetzung von Rollen zum Nachteil von älteren Schauspieler*innen führen könnte, ein konkreter Fall war aber bislang nicht gekannt. So warnt Heinrich Schafmeister vom Bundesverband nun vor Altersdiskriminierung. Verdachtsfällen wird vom Verband nachgegangen, nicht nur um diese zu klären, sondern auch um vor einem solchen Vorgehen zu warnen.

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tag Fernsehserien ARD Schauspieler*innen Berufsverband Schauspiel Drehbuch Altersdiskriminierung
Darstellende Kunst Bericht

Das Eine-Milliarde-Euro-Baby

by Dirk Peitz (05 Jun 2020)
Original source: Zeit

Dirk Peitz geht der Frage nach, wie die Krise der Kultur in Deutschland genau zu beschreiben ist und wer aktuell die Kosten trägt, die in der Kulturbranche entstehen.
In den ersten Monaten der Krise hat die öffentliche Hand mit Soforthilfen Solo-Selbständigen und bislang nicht subventionierten Einrichtungen über die Krise hinweggeholfen. Im Kulturpaket sind nun Hilfen für Kultureinrichtungen vorgesehen. Eine Milliarde wird aber nicht ausreichen, um die Kulturszene und das Kulturangebot wie wir es aus Vor-Corona-Zeiten kennen, aufrecht zu erha lten.
Aber: Der Bund kann nicht alle Verluste von Privatunternehmen auffangen – zumal Länder und Kommunen die zentralen Kulturförderer in Deutschland sind. So sind die Gelder aus dem Kulturpaket vor allem für Kosten für die Einhaltung von Hygieneregeln, Privattheater, Kinos und Filmproduktion vorgesehen.
Die entscheidende Frage: Was kann man und was will man erhalten, wurde bislang nicht gestellt. Beantwortet werden kann sie erst, wenn absehbar ist, wie langanhaltend die Wirtschaftskrise die öffentlichen Kassen beeinträchtigen wird. Da die Kulturbranche in Unterschied zur Lufthansa keine überragende strategische Bedeutung hat, wird sie nie solch hohe Fördersummen erhalten, wie sie anderen Branchen und Unternehmen zugestanden wird.
Die »latent fehlende Systemrelevanz« wird nun zum Problem, kann die Kultur doch nicht nachweisen, dass sie als »Lebensmittel« oder »Wirtschaftsfaktor« von zentraler Bedeutung für unsere Gesellschaft ist. Was aktuell nicht ins Wohnzimmer gestreamt werden kann, spielt keine Rolle. Und so zeigt Peitz auf, warum Kultur nun gerade keine vegetative Grundbedürfnisse befriedigt, ihren Konsument nicht einmal zu einem besseren Staatsbürger macht.
Aber – so erläutert er das Paradox – obwohl die Kultur ein »totales Luxusprodukt« ist, ist sie auch zugleich ein elementares Medium. Sie ermöglicht es dem Gemeinwesen, sich über elementare Werte zu verständigen.
Noch gibt es keine belastbaren Zahlen, wie stark wiedereröffnete Museen, Kinos, Konzerthallen und Clubs nachgefragt sind. Auch bislang waren es nur rund 10 Prozent der Bevölkerung, die mindestens einmal im Monat eine Kultureinrichtung besucht haben. Allerdings zählt die Kulturbranche rund 1,7 Millionen Beschäftigt. Die Zahl findet Dirk Peitz so überzeugend, dass er am Ende doch für eine pragmatische Kulturpolitik plädiert. Die schiere Menge scheint auch zu gewährleisten, dass ab und an gute Kunst entstehen kann. Noch stehen die Karten gut, dass die Kulturbranche weiterhin unterstützt wird – wenn der Druck der Wirtschaftskrise zu groß wird, könnte es aber durchaus sein, dass die Karten neu gemischt werden….
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tag Monika Grütters Konjunkturpaket Kulturförderung Systemrelevanz
Alle Sparten Analyse

»Es gab keine Kommunikation zwischen Theater und Politik« . Öffnung von Theatern und Opernhäusern

by Barbara Behrendt, Michael Schmitz-Aufterbeck (31 May 2020)
Original source: Deutschlandfunk

Rund 30 Mitarbeiter*innen und Generalintendant Michael Schmitz-Aufterbeck waren am Theater Aachen im März an Corona erkrankt. Der Intendant selbst musste einige Wochen im Krankenhaus behandelt werden. So ist man sich der Gefahr, die eine Erkrankung bedeutet, sehr bewusst. Umso irritierter war er über den Plan der Landesregierung, die Theater und Opernhäuser am 31. Mai wieder zu öffnen. Enttäuscht zeigt sich Schmitz-Aufterbeck über das Verhalten der Politik. Die Öffnung traf die Theater völlig überraschend mitten in der Abwickl ung der Saison. In die Klage Ulrich Khuons, des Präsidenten des Deutschen Bühnenvereins, über die fehlende Kommunikation der Politik mit den Kulturschaffenden, kann er daher nur einstimmen, denn Gespräche mit den Kulturschaffenden fanden vorab keine statt.
Problem bei der Öffnung sieht er weniger in der Umsetzung der Abstandsregeln für die Besucher*innen, sondern für die Mitarbeiter*innen am Theater. Auf dem aktuellen Spielplan finden sich keine Produktionen, die unter Coronabedingungen gespielt werden könnten. Alles, was jetzt aufgeführt werden könnte, muss neu produziert werden. Andererseits sind hinter der Bühne die Räumlichkeiten teilweise sehr begrenzt. So ist es für die Bühnen in Aachen fast unmöglich unter den aktuell geltenden Abstandsregeln einen Probenraum für den Opernchor zu finden. Sei es auf den Fluren oder in der Maske für jeden Raum muss ein eigenes Konzept erarbeitet werden, damit die Mitarbeiter*innen geschützt werden. Das kostet nicht nur unheimlich viel Zeit, sondern führt den Verantwortlichen auch vor Augen, wie unsinnlich das ist, was gerade passiert. Auch Auftritte im Freien gestalten sich in Abstimmung mit dem Ordnungsamt in Aachen schwierig, da sie nur in abgetrennten Bereichen möglich sind. So ist eine Aufführung im Freibad angedacht, wo aber auch nur 70 Besucher pro Vorstellung zugelassen werden können.
Die rasche Öffnung der Theater sieht Schmitz-Aufterbeck eher problematisch. Zwar versucht man auch in Aachen durch kostenlose Aktionen im Freien den Publikumskontakt zu halten, ein normaler Spielbetrieb ist aktuell aber nicht denkbar. Für die kommende Spielzeit werden erst einmal kleiner Produktionen geplant, bei denen die körperliche Nähe nicht zwangsläufig notwendig ist, damit der Probenbetrieb problemlos anlaufen kann. 
Der Tausch mit kleineren Häusern ist in Aachen nicht im Gespräch, da Arbeiten, die normalerweise während der Sommerpause durchgeführt werden, vorgezogen werden. Auch würden Gastspiele ein technisches Team benötigen. Der Kontakt mit anderen Theatern in Aachen ist sehr locker, da alle gerade mit ihren eigenen Problemen kämpfen. Um die kleinen, freien Theater zu retten, braucht es staatliche oder städtische Hilfe. Selbst für die subventionierten Häuser ist die Kurzarbeit im Moment ein Mittel, um die Einnahmeausfälle zumindest etwas zu kompensieren. Auf Dauer werden sie aber auch Unterstützung benötigen.

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tag Theater Oper Öffnung Hygieneregeln Kommunikation Spielplan Ulrich Khuon
Darstellende Kunst Interview

Überraschung oder Enttäuschung . Was steckt drin im Kulturpaket?

by Felicitas Twickel (29 May 2020)
Original source: Aspekte

In der kommenden Woche soll von der Bundesregierung ein Konjunkturpaket für die Kultur- und Kreativbranche verabschiedet werden. Die Hoffnungen auf Unterstützung sind groß. Für Aspekte hat Felicitas Twickel mit Vertretern der Branche gesprochen, die von der Pandemie besonders betroffen sind.
Markus Ossevorth ist Mitglied der Leitung des alternativen Freiluft-Musikfestivals für elektronische Musik »The Nation of Godwana« in Brandenburg. Das Verbot von Großveranstaltungen im Sommer trifft auch dieses Festival. Damit verlie ren viele Zulieferer, Subunternehmer, Musiker, DJs, Techniker, Kleinkünstler und Artisten die Haupteinnahmequellen für ihren Jahresumsatz. Diese Unternehmen benötigen dringend Unterstützung, um das Jahr zu überstehen, denn so Ossevorth: »Wir opfern unsere wirtschaftliche Existenz an vorderster Front der Pandemiebekämpfung. Es kommt kein Ausgleich. Wir haben ein echtes Berufsverbot.«
In einer vergleichbaren Situation sind Tanzensembles. Zwar sind die Häuser aktuell geschlossen, festangestellte Tänzer*innen sind in Kurzarbeit, dennoch müssen sie Vollzeit trainieren, um ihren Körper in Form zu halten. Unter den bestehenden Hygieneauflagen ist das nur einzeln möglich. Der Leiter des Ensembles »cie. toula limnaios« Ralf Ollertz verweist darauf, dass Deutschland weltweit um seine Kulturlandschaft beneidet werde. Diese gilt es nun zu retten. Wie, so fragen sich viele, überlebt die Kulturszene das Virus?
Ebenfalls von einem Arbeitsverbot betroffen, ist der Dirigent Noam Zur: Er denkt über die Systemrelevanz von Kunst nach. Mit Blick auf die jährliche Bruttowertschöpfung steht in Deutschland die Kulturbranche an zweiter Stelle. Während Unternehmen Unterstützung erhalten, sind viele Künstler*innen aus dem ersten Soforthilfeprogramm herausgefallen, weil sie keine Betriebskosten absetzen konnten. Jeder vierte Solo-Selbständige fürchtet um seine Existenz – das ist nicht nur menschlich bedrohlich, sondern stellt auch eine Gefahr für die Vielfalt von Kunst und Musik in Deutschland dar. Wäre die Kulturbranche ein großes Unternehmen, wäre ihm die staatliche Unterstützung fraglos sicher. 3 Millionen, so sind sich die Kulturschaffenden sicher, sind #TooManytoFail.

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tag Konjunkturpaket Berufsverbot Soforthilfe Hygieneregeln Solo-Selbständige Existenzangst
Alle Sparten Beitrag

In Zeiten der Abstandsästhetik . Theater unter Corona-Bedingungen

by Stefan Grund (26 May 2020)
Original source: Welt

Auch für die Theater im Land gelten unterschiedliche Regelungen. Während in Rheinland-Pfalz die ersten Häuser Ende Mai wieder öffnen durften, bleiben die Bühnen in Hamburg is Ende Juni geschlossen. Damit werden die ersten Aufführungen erst mit Beginn der neuen Spielzeit zu sehen sein. Die Proben hierfür haben sowohl am Deutschen Schauspielhaus als auch am Thalia Theater wieder begonnen. Hierfür hat sich einiges verändert. Abstandsregeln werden eingehalten, Handschuhe und Desinfektionsmittel sind jederzeit verfügbar, es wird regelmäßig gelüftet und die Einhaltung der Hygieneregeln wird von Bühnenmeistern überwacht. Am Schauspielhaus wurde die Spielfläche um die Hinterbühne erweitert, das technische Team sitzt hinter Plexiglas und die Schauspieler halten Abstand. Im Thalia Theater wird die Mediensatire „Network“ eingeübt. Das Bühnenbild zeigt ein Fernsehstudio, das corona-bedingt in kleine Räume geteilt ist. Meist bleiben die Schauspieler in ihren Räumen, nur in wenigen Szenen sind sie gemeinsam in einem Raum zu sehen. So lassen sich Abstandsregeln gut umsetzen. Da auch die Schauspieler*innen durch die Krise verunsichert sind und einige von ihnen zur Risikogruppe zählen, gibt die Einhaltung der Hygieneregeln allen ein Gefühl der Sicherheit. 
Die nicht selbst gewählte Verfremdung, die durch die Einhaltung der Hygieneregel in der einen oder anderen Szene entsteht, stört Regisseur Jan Bosse nicht. Er macht während der Proben die Erfahrung, dass die Phantasie auf eine ganz eigene Weise angeregt wird und so Regieeinfälle entwickelt werden, auf die man vor Corona nicht gekommen wäre. Andererseits versteht er »Corona eine kollektive Erzählung«, die einen gemeinsamen Erfahrungshorizont der Zuschauer eröffnet. Auf diesen kann man auf ganz verschiedene Weise zugreifen, ohne befürchten zu müssen, dass eine Anspielung nicht verstanden wird. Auf Dauer kann er sich die corona-bedingte Spielweise nicht vorstellen, da er davon ausgeht, dass sich schnell Langeweile ausbreitet. Aktuelle Aufführungen dürfen aber den Riss in sich tragen, den die Gegenwart mit sich bringt. 

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tag Theater Probenbetrieb Hygieneregeln Hamburg Jan Bosse
Darstellende Kunst Bericht

Corona-Chronik (10, die letzte) . Siege der Frechheit und Impfstoffe der Phantasie

by Nicolas Stemann (25 May 2020)
Original source: Neue Züricher Zeitung

Auf kritische und unterhaltsame Weise hat der Co-Intendant am Schauspielhaus Zürich Nicolas Stemann in den letzten zehn Wochen in der Neuen Züricher Zeitungen seine Erfahrungen und Reflexionen über das Leben in Zeiten der Pandemie in einer Corona-Chronik zusammengefasst. Die Bühne, die ihm die Zeitung bot, möchte er nun wieder gegen die reale Bühne im Schauspielhaus tauschen. Die Viren, so ist er sich sicher, werden schnell einsehen, dass es ihnen auf vollen Caféterrassen oder in distanzlos gefüllten Warenhäusern wesentlich besser geht, als im Theater. Dieses muss wohl auch mit seinen Waffen gegen ganz andere Gefahren kämpfen, nämlich gegen all diejenigen, die nichts wissen, aber doch so tun, als wüssten sie Bescheid: »Ein Fall für Satire, Kunst und tiefere Bedeutung, kurz: für ein säkulares Passionsspiel.« Im Innenhof des Schiffbaus werden die Passionsspiele über die Absurditäten des Corona-Alltags ab Ende Juni zu sehen sein. Fraglich ist nur, wie viele Zuschauer*innen wohl zu den Aufführungen zugelassen werden. Leere Reihen aus Verantwortung für die Gesundheit der Gäste – dieses Bild führt Stemann zum eigentlichen Kritikpunkt seines Chronikbeitrags: Während die Kultureinrichtungen sich mit Hygienekonzepten zum Schutz der Besucher*innen und Mitarbeiter*innen beschäftigen, verkünden die Fluggesellschaften, »dass sie den mittleren Sitzplatz nicht freilassen, weil . . . nun, weil sie dann ja weniger Sitzplätze verkaufen können, ist doch logisch!« Gegen die Vorsicht und für die schwarzen Zahlen – so skrupellos möchten die Theater nicht entscheiden und doch schütteln die Leser*innen über soviel Rücksichtslosigkeit der Fluggesellschaften den Kopf. Der Theatermann hingegen, holt zum Schlag aus, denn das Theater, so ist er sich sicher, liefert zwar keinen Impfstoff gegen das Virus, aber einen gegen »Verhärtungen und Verspinnungen im Kopf«. Wie schade, wird sich der eine oder die andere NZZ-Leser*in gesagt haben, dass Stemann mit diesem Beitrag die Corona-Chronik schließt.

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tag Theater Passionsspiele Corona-Chronik Fluggesellschaften Hygieneregeln Impfstoff Satire
Darstellende Kunst Corona-Chronik

Kultur-Sofortprogramm: »Das reicht nicht aus«

by Olaf Zimmermann, Jürgen Deppe (25 May 2020)
Original source: NDR Kultur

Die Wiederaufnahme ihres Programms unter Beachtung der Hygieneregeln ist für kleiner und mittlere Kultureinrichtungen mit Ausgaben verbunden. Hierfür kann Unterstützung aus dem von der Kulturstaatsministerin Monika Grütters aufgelegten Sofortprogramm »Neustart« beantragt werden. In der vergangenen Woche kündigte Grütters an, dass die ursprünglich veranschlagten Gelder verdoppelt werden mussten, weil die Nachfrage so groß war. Olaf Zimmermann begrüßt diese Initiative der Kulturstaatsminister und die langsame Rückkehr zur Normalität im Kulturbetrieb, zeigt im Interview mit dem NRD aber auch auf, dass dieses Programm nicht ausreicht. Einerseits handelt es sich dabei lediglich um umgewidmete Mittel aus dem Etat der Kulturstaatsministerin, die an anderer Stelle aktuell nicht gebraucht werden, andererseits bedarf es aber auch eines spezifischen Kulturtopfes, der die Branche stützt. Hier sieht er den Bund in der Pflicht. In den einzelnen Bundesländern haben die freischaffenden Künstler*innen auf sehr unterschiedliche Weise Unterstützung erfahren, die aber Ende Juni auslaufen wird. Hier ist es dringend notwendig, über neue Konzepte nachzudenken, denn für den Kulturbereich ist die Krise noch lange nicht vorbei.

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tag Kulturförderung Monika Grütters Neustart Kultur
Alle Sparten Interview

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The signet of facing arts joining the faces of STORM.

Bei facing arts handelt es sich um ein non-profit-Projekt, das Sie gerne unterstützen können. Nutzen Sie dazu unser Kontaktformular – wir setzen uns gerne mit Ihnen in Verbindung!

Das Team

Facing arts ist ein Projekt von STORM.

STORM spielt als Akronym mit den Namen Miriam Seidler und Tim Otto Roth, die wie viele anderen Freischaffende von der Corona-Krise betroffen sind. Miriam Seidler ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie publizierte u.a. ein Übersichtswerk zum Alter in der zeitgenössischen Literatur und ist Herausgeberin der Buchreihe Ästhetische Signaturen. Neben ihrer freien wissenschaftlichen Forschung arbeitet sie aktuell als Lektorin und Fachfrau für Öffentlichkeitsarbeit. Tim Otto Roth ist promovierter Kunst- und Wissenschaftshistoriker, Konzeptkünstler und Komponist. In seiner künstlerischen Arbeit ist er vor allem bekannt durch Großprojekte im öffentlichen Raum, Kooperationen mit führenden Wissenschaftseinrichtungen und seine immersiven Licht- und Klanginstallationen.
Miriam Seidler und Tim Otto Roth arbeiten schon seit vielen Jahren immer wieder in unterschiedlichen Projekten zusammen. Neben gemeinsam kuratierten Ausstellungen hat Miriam Seidler das Projektmanagement für Roths immersive Licht- und Klanginstallation [aiskju:b] und die Pressearbeit für verschiedene Projekte übernommen. Mit facing arts realisieren sie ihr erstes künstlerisches Werk.
Weitere Informationen zu den beiden Projektinitiatoren erhalten Sie unter www.miriamseidler.de bzw. www.imachination.net.

Ein besonderer Dank gilt Paco Croket für die Programmierung der Tag Cloud!

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