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Quo vadis ars?

In zahlreichen Interviews, Corona-Tagebüchern, Kommentaren und Berichten wurde in den letzten Wochen die Situation der Kulturbranche beschrieben und diskutiert. Unsere kommentierte Sammlung von mittlerweile 193 Quellen versammelt Stimmen aus unterschiedlichen Sparten und Medien. So entsteht ein Bild der Kulturlandschaft in der Krise, deren zeitliche Wandlung interaktiv über eine eigene Tag-Cloud erdkundet werden kann.


 

»Als ob Kultur nur Bespaßung wäre« . Louwrens Langevoort über Corona-Maßnahmen

by Louwrens Langevoort, Carsten Beyer (29 Oct 2020)
Original source: Deutschlandfunk Kultur

Der Intendant der Kölner Philharmonie muss für den November 30 Veranstaltungen absagen. Ob und wann er sein Haus wieder öffnen darf, steht noch in den Sternen. Da Konzerte Vorlauf benötigen, müsste er jetzt bereits wissen, ob er zum 1. Dezember wieder spielen darf, sonst ist ein Spielbetrieb organisatorisch nicht zu leisten. Grundsätzlich kommt im Gespräch ein gewisse Frustration zum Ausdruck: Auch wenn Langevoort als Leiter der Philharmonie mit dem schlimmsten rechnen muss, hatte er doch die Hoffnung, dass die intensive Werbung fü r die gut ausgearbeiteten Hygienekonzepte an Theatern, Opern und Konzerthäusern unter anderem durch den Deutschen Bühnenverein bei der Politik Gehör finden werden. Der zweite Lockdown für Kultureinrichtung scheint ihm übertrieben, zumal er den Eindruck hat, dass die Politik an den Stellen, wo sie konsequent durchgreifen müsste, genau das nicht tut. Dass die Bundeskanzlerin aufgrund der nicht mehr nachvollziehbaren Infektionsketten davon spricht, die Gesamtbegegnungsmasse reduzieren zu müssen, findet er in ihrer Position vollkommen nachvollziehbar. Dennoch ist die Enttäuschung groß – auch über die Aussage von Markus Söder, dass man niemanden vor den Kopf stoßen wolle, der sich Mühe gegeben hat. Vor den Kopf gestoßen fühlt sich die Branche aktuell.
Angesprochen auf die versprochenen Ausgleichszahlungen ist Langevoort skeptisch. Auch im Frühjahr wurde Unterstützung versprochen. Diese wurden nur sehr langsam umgesetzt und viele Unternehmen und Solo-Selbständige haben nicht davon profitiert. Zudem weist er darauf hin, dass Künstler*innen auftreten wollen und nicht zu Sozialhilfeempfängern werden. Hinzu kommt, dass die Häuser sich auch als Kultureinrichtungen mit einem Bildungsauftrag verstehen. Diesem möchten sie auch in Pandemiezeiten nachkommen.

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Musik Interview

Kultur ist nicht für alle da . Corona-Maßnahmen und Kultur

by Tobi Müller (29 Oct 2020)
Original source: Zeit

Mit Till Brönner und der Band ›Die Ärzte‹ haben sich prominente Vertreter der Musikbranche zur Wort gemeldet und über die Existenznöte vieler Musiker*innen aber auch der für die Branche wichtigen Zuarbeiter von der Veranstaltungstechnik bis zur Gastronomie gesprochen. Nicht zu Unrecht kritisiert Tobi Müller in seinem Beitrag die von Brönner und der Musikbranche immer wieder vorgebrachten Zahlen und die damit suggerierte Wirtschaftsmacht. Damit würde nun die eine Gruppe gegen eine andere ausgespielt, Verteilungskä mpfe befördert. Sein Vergleich mit Angestellten, denen es ja ebenfalls schlecht ginge, hinkt jedoch. Schließlich bekommen diese gegebenenfalls Kurzarbeiter- und schlimmstenfalls Arbeitslosengeld. Der Solo-Selbständige darf hingegen gleich Hartz IV beantragen.
Für Tobi Müller verschweigen die Beiträge von Musikern und Veranstaltern aber auch, dass es in der Kulturbranche Bereiche gibt, die mehr und welche die weniger betroffen sind. Die Musik gehört zweifellos zu den am schwersten gebeutelten Wirtschaftsbereichen. Allerdings – so das zentrale Argument Müllers – die Kultur, von denen die Beiträge sprechen, ist die des gehobenen Bürgertums, das sich lautstark für die Rechte der Künstler*innen einsetzen kann. Gerade im Hinblick darauf, dass die Punkband ›Die Ärzte‹  sich in die ›Tagesthemen‹ gewagt hat, um ihre Stimme zu erheben, ist der Kulturbegriff, den Müller in seinem Beitrag vertritt, interessant. Geht er doch damit vor allem von Konzerthäusern, Bühnen und Museen aus, für die der Jazztrompeter Till Brönner als Symbolfigur herhalten muss, und nicht von den der Kultur ebenso zuzurechnenden Bereichen wie Volksmusik, Schlager oder Punk.
Die Anregung, die Tobi Müller für die Branche hat, muten aktuell etwas skurril an: Nicht immer nur den Staat in die Verantwortung nehmen, sondern untereinander Solidarität üben. Warum nicht die großen Theatersäle auch für Konzerte öffnen oder Kooperationen mit Museen eingehen, die meist über große, luftige Räume verfügen. Und als Zeichen der Nächstenliebe könnten auch Kirchen die Türen für Theater- und Musikschaffende anbieten – das bringt leider im November recht wenig, wenn Theater und Museen geschlossen sind und jegliche Form von Konzert verboten ist.

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Musik Kommentar

Bildet Banden! . Warum der zweite Lockdown für Theater und Künstler*innen wie eine Ohrfeige wirkt

by Georg Kasch (28 Oct 2020)
Original source: Nachtkritik

Die Lage der Theater ist zum Verzweifeln. Nicht nur wird über sie ein zweiter Lockdown verhängt, sie werden zudem der Kategorie »Unterhaltung« zugeordnet, stehen in einer Reihe mit Fitnessstudios, Wettbüros und Bordellen. Und das, obwohl sich die Theater während des Lockdowns so vorbildlich verhalten haben. Mit Streamings haben sie ihr Publikum unterhalten, Hygienekonzepte erarbeitet, die neue Spielzeit drei Mal neu geplant. Und nun?, fragt Gerog Kasch in seinem Kommentar. Die Häuser müssen neuerlich ihre Tore schließen, ob wohl selbst Virolog*innen diese Schritt für nicht notwendig halten. Kann sich die Schließung tatsächlich damit begründen lassen, dass das Publikum sich nach der konsequenten Trennung im Parkett nach der Vorstellung zur Diskussion des Abends trifft?
Wenn die Kultur nun im Gegensatz zu vielen anderen Wirtschaftszweigen als Bauernopfer herhalten muss, dann sollte die Politik für die Bestandssicherung in der Branche aufkommen. Darauf müssen Intendanten, Veranstalter und alle Beteiligten pochen. Ein angemessener finanzieller Ausgleich für die Häuser und eine Art Grundeinkommen für die Solo-Selbständigen mit Verdienstausfall sollte die Branche über die Krise retten.
Währenddessen sollen sich die Kulturschaffenden aber nicht zurücklehnen, sondern das angehen, was im Frühjahr zu kurz kam: Sich mit anderen zusammenschließen, um gemeinsam die Stimme für die Kultur zu erheben. Streamen, denn wer nicht sichtbar ist, wird vergessen. Dabei darf aber nicht der Fehler gemacht werden, alles kostenlos anzubieten, es müssen intelligente Bezahlkonzepte entwickelt werden. Sein letzter Appell richtet sich direkt an die Theaterbranche: Entwerft das Theater von morgen! Wenn die Erfahrungen der letzten Monate produktiv für eine Neukonzeption genutzt werden, dann hat der Lockdown für die Kunst einen Sinn.

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Darstellende Kunst Kommentar

Kultur in Krisenzeiten: Mit Vernunft!

by Axel Brüggemann (27 Oct 2020)
Original source: SWR 2

Wo bleibt das Vertrauen in der aktuellen Kulturpolitik? Diese Frage stellt Axel Brüggemann in den Fokus seines Kommentar zur Lage der Bühnen in Deutschland. Trotz verschiedener von Wissenschaftlern begleiteter Veranstaltungsreihen, in denen keine Infizierung mit Corona nachgewiesen werden konnte, sind die Theater und andere Kulturveranstalter aktuell die Leidtragenden des politischen Schlingerkurses. Sinn kann er in den Regelungen keinen mehr erkennen: Mit nur noch 50 Besuchern, wie es die aktuelle Coronaverordnung in Bayern bei Überschreitung des Inzidenz wertes von 100 Infizierten pro 100.000 Einwohnern vorsieht, steht auch ein hochsubventioniertes Haus vor dem Ruin. Nachdem sich einige Intendanten bereits während des Frühjahrs wenig erfolglos gegen die Schließung ihrer Häuser zur Wehr gesetzt hatten, scheint aktuell ein letztes Aufbäumen der Kulturschaffenden zu verzeichnen zu sein. Das ist gefährlich. Einerseits werden sich die Kulturschaffenden andere Bühnen suchen, die eventuell auch von Coronaleugnern zur Verfügung gestellt werden. Andererseits sind gerade die Bühnen wichtige Orte, des demokratischen Diskurses und des faktenbasierten Streites. Sie sind Vordenker, Experimentierfelder und innovative Anstalten. Wenn sie nur noch das Stück »Überlebenskampf« spielen können, dann werden sie nicht nur ihrer Funktion nicht mehr gerecht, sondern kämpfen auch stellvertretend um unsere offene und aufgeklärte Gesellschaft.
Und sollte es doch unvermeidbar werden, die Theater zu schließen, dann fordert Brüggemann, ihnen eine andere Plattform für den Diskurs zur Verfügung zu stellen. Kostenloses Streaming lässt nicht nur die Wertschätzung der künstlerischen Arbeit vermissen, sondern ist auch nicht das richtige Format, um in einer aufgeklärten Gesellschaft zu diskutieren.

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tag Theater Hygieneregeln Bühne als Diskursraum Streaming Inzidenzwert Wertschätzung
Darstellende Kunst Kolumne

Theater, Opern- und Konzerthäuser sind keine Infektionsorte

by Deutscher Bühnenverein (27 Oct 2020)
Original source: Deutscher Bühnenverein

In einem eindringlichen Brief wenden Sich Ulrich Khuon als Präsident und Marc GRandmontagne als Geschäftsführender Direktor des Deutschen Bühnenvereins an die Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsident*innen. Wie bereits mehrfach in den vergangenen Tagen in den Medien weisen sie noch einmal darauf hin, dass aufgrund von physikalischen Gründen eine Massenansteckung in Theater-, Opern- und Konzerthäusern nicht möglich ist. Daher bitten sie darum, bei den Beratungen der Ministerkonferenz eine verhältnismäß ige Entscheidung zu treffen und die Veranstaltungshäuser nicht zu schließen. Diese sind unverzichtbare kulturelle Orte der Gesellschaft. Daher ist nicht nur wichtig, das gerade zurückgewonnene Vertrauen des Publikums nicht zu verlieren, sondern auch kleinere und mittlere Häuser vor dem Ruin zu retten. 

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tag Hygienekonzepte Ansteckungsgefahr Schließungen Verhältnismäßigkeit Gefährdung der Kulturnation
Darstellende Kunst Offener Brief

Sündenfall Bamberg: Kulturrat sorgt sich um Etatkürzungen der Kommunen

by Olaf Zimmermann (26 Oct 2020)
Original source: SWR 2

Die Finanzierung der Kultur ist eine freiwillige Aufgabe der Kommunen. Wenn die Mittel sehr knapp werden, gibt es oftmals für die Kämmerer nur die Lösung, die Mittel für Kultur und Sport zu kürzen. Diese Woche ist das Beispiel der Stadt Bamberg bekannt geworden: der Verwaltungskasse der Stadt fehlen 45 Millionen Euro, weshalb der Kulturetat drastisch gekürzt werden muss. Wenn die Kultur fehlt, dann zerstören wir aber das innere Leben einer Stadt. Die Kämmerer für diese Situation verantwortlich zu machen, löst das Problem nicht. Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates Olaf Zimmermann fordert, dass man gemeinsam Widerstand leistet, denn in dieser Notlage kann nur der Bund die Kommunen unterstützen–auch wenn das bislang rechtlich noch nicht möglich ist.
Grundsätzlich geht Zimmermann davon aus, dass die Leuchttürme im Kulturleben der Städte überleben werden. Die vielen kleineren, teilweise privat finanzierten und oftmals jenseits der großen Zentren angesiedelten Einrichtungen sind allerdings durch die Krise in Gefahr. Aktuell geht es nicht darum, bereits vor der Krise gefährdeten Einrichtungen zu subventionieren, sondern denjenigen über die Krise helfen, die sich in normalen Zeiten gut tragen. Dass diese Unterstützung notwendig ist, zweifelt aktuell niemand an. Die Beobachtung, dass das Publikum in den letzten Wochen nur zögerlich Kulturveranstaltungen besucht, sieht Zimmermann als vorübergehendes Problem an. Im Moment sind es vor allem die Einschränkungen der sozialen Kontakte, die die Menschen psychisch belasten. Er ist sich sicher, im kommenden Jahr wird die »Kultur wieder blühen«.

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tag Bamberg Kämmerer Kommunen Bund Kulturfinanzierung Etatkürzungen psychische Belastung
Darstellende Kunst Gespräch

Bayerische Theater entsetzt über neue Corona-Regeln

by Christoph Leibold (22 Oct 2020)
Original source: BR24

Nachdem in der vergangenen Woche in Nordrhein Westfahlen aufgrund der steigenden Corona-Infektionen eine Zuschauerbegrenzung für Theater verkündet wurde, zieht Bayern nun nach. Ministerpräsident Markus Söder verkündete, dass unabhängig von der Größe eines Hauses beim Erreichen eines Inzidenzwertes von 100 Infektionen pro 100.000 Einwohner nur noch 50 Teilnehmer eine Kulturveranstaltung besuchen dürfen.
In Bayerns Theatern ist der Aufschrei groß. Bislang wurden die Abstandsregeln großzügig eingehalten, jedes Haus hat ein gut ausgearbeitetes Hygienekonzept. Auch in Bayern sind keine Ansteckungen von Besucher*innen in Kulturveranstaltungen zu verzeichnen. Statt diesen Erfolg anzuerkennen, wird er mit den neuen Erlass zunichte gemacht. Die Kulturschaffenden werfen der Staatskanzlei vor, dass sie sich bislang kein Bild von der Lage in den Häusern verschafft hat. Auch die scheinbar in die Entscheidung einbezogenen »Vertreter der Kulturszene« konnten bislang nicht ausfindig gemacht werden. Kein Intendant der großen Bayrischen Theater wurde um eine Stellungnahme gebeten. So verwundert es nicht, dass die Kammerspiele-Intendantin Barbara Mundel dem Ministerpräsidenten »reine Symbolpolitik« auf Kosten der Kultureinrichtungen vorwirft. Für diese kommt der neue Erlass einem neuen Lockdown gleich. Ein weiterer Aspekt, den Mundel anspricht, sollte man in der aktuellen Lage aber auch nicht vergessen: Theater und andere offenen Räume der Kunst bieten die Möglichkeit zum Austausch und zur Reflexion. Hier ist der Ort, in dem über die Folgen der Corona-Krise für unsere Gesellschaft nachgedacht werden kann.

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tag Theater Inzidenzwert Hygieneregeln Bayern Markus Söder
Darstellende Kunst Bericht

»Die virtuelle Welt hilft uns leider nicht« . Star-Geigerin Anne-Sophie Mutter über Corona

by Anne-Sophie Mutter, Gero Schließ (20 Oct 2020)
Original source: Deutsche Welle

Bereits im Sommer hat die Geigerin Anne-Sophie Mutter gemeinsam mit Kolleg*innen in einem offenen Brief die Unterstützung der Gesellschaft für Musiker*innen angemahnt. Nun nutzt sie die Verleihung des Opus Klassik, um auf die prekäre Situation vieler Künstler*innen in der Corona-Krise hinzuweisen. Im Gespräch mit der Deutschen Welle bringt sie ihre Postion noch einmal zum Ausdruck. Dabei ist sie selbst zweifach von der Pandemie betroffen. Nicht nur sind die meisten ihrer Konzerte für 2020 abgesagt, im März musste sie ihre Tournee abbrec hen, da sie selbst am Coronavirus erkrankt war.
Die Geigerin reagiert mit Unverständnis auf das aktuelle Agieren der Politik. Bei Konzerten und Kulturveranstaltungen gibt es extrem strenge Hygieneregeln, während in Restaurants die Menschen ohne Abstand feiern dürfen. Dass dadurch nicht nur ein einzelner Berufsstand diskriminiert wird, sondern eine umsatzstarke Branche und mithin die gesamte deutsche Kulturlandschaft vor dem Kollaps steht, schmerzt sie sehr. Dabei möchte sie ihre Bedenken nicht als Kritik an der Arbeit der Kulturstaatsministerin verstanden wissen, mit der sie in engem Austausch steht. Vielmehr hofft sie auf neue Hilfsmaßnahmen für alle Solo-Selbständigen in der Kulturbranche, damit diese über die Krise gerettet werden kann. Sollte dies nicht geschehen, dann müsse die Branche ihre Stimme in Demonstrationen erheben.
Dass Kunst und Kultur gerade in der Krise als Trostspender wichtig sind, steht für Mutter außer Frage. In dieser Zeit nur auf Streaming als Selbstausbeutung der Künstler*innen zu setzen, ist gesamtgesellschaftliche keine Lösung. Auch wenn aktuell Konzerte stattfinden, dann verzichten die Musiker*innen in der Regel auf einen Teil ihrer Gage, da sie in der Regel jeweils zwei Konzerte vor einem maximal zur Hälfte besetzten Saal geben. Mutter schlägt vor, man sollte dem Beispiel aus Salzburg folgen, wo mit dem Schachbrettmuster und konsequenten Tests die Festspiele wie gewohnt durchgeführt werden konnten. Die Dankbarkeit des Publikums, die sie im Herbst erlebt hat, zeigt ihr, wie wichtig Musik in der Krise ist.

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tag Klassik Streaming Schachbrettmuster Salzburger Festspiele Honorar Gleichbehandlung Monika Grütters
Musik Interview

Frankfurter Buchmesse: Was ist das Buch ohne die Menschen?

by Felix Stephan (17 Oct 2020)
Original source: Süddeutsche Zeitung

Wie misst man den gesellschaftlichen Wert des Buches? Woran erkennt man die Bedeutung der Frankfurter Buchmesse? Felix Stephan beleuchtet diese Fragen anhand der Debatten, die die letzte Buchmesse ausgelöst hat. Ausgehend von Saša Stanišić Kritik an der Vergabe des Nobelpreises an Peter Handke in seiner Dankesrede bei der Verleihung des Deutschen Buchpreises zeigt Stephan auf, wie sich Debatten entwickeln. Plötzlich ging es nicht mehr um den Text selbst, sondern um Hans-Dietrich Genscher und die Rolle der Deutschen im Kosovokrieg. Solche Debatten sind wichtig, machen sie doch das gesellschaftliche Klima aus und regen zu kritischem Denken an. Ausgangspunkt ist der geschriebene Text, aber er bedarf der Öffentlichkeit der Buchmesse, um sein Potential entwickeln zu können.
In der medialen Stille der digitalen Buchmesse können solche Debatten nicht entstehen. Dennoch: das Buch als Ware ist attraktiv. Auch wenn die Messe dieses Jahr weitgehend online stattfindet, geht es den Verlagen nicht schlecht. Die Pandemie verführt die Menschen zum Lesen. Im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur ist sogar ein Anstieg der Verkaufszahlen um 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu beobachten. Die großen Verlagshäuser beginnen bereits darüber nachzudenken, ob sich ein physischer Stand auf der Buchmesse noch lohnt. Die Ausgaben sind hoch, die Erfolge nur schwer zu beziffern. Das Lizenzgeschäft bedarf der Messe nicht. Warum also nicht die Buchbranche von der Öffentlichkeit entkoppeln? Das Beispiel Amerika zeigt, wie Gewinne im luftleeren Raum verpuffen, wenn das Buch nur als Ware angesehen wird und selbst Megabestseller wie die Autobiographie von Michel Obama keine Diskussion mehr auslösen. Damit würde, so Felix Stephan, nicht nur das Buch seine Rolle als Leitmedium verlieren, sondern unsere Öffentlichkeit einen Teil ihrer Debattenkultur.

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tag Buchbranche Buchmesse Leitmedium Debattenkultur Einsparpotential digitale Stille
Wort Bericht

Kleine und mittlere Theater sind existenziell bedroht . Corona-Maßnahmen in NRW

by Marc Grandmontagne, Marietta Schwarz (15 Oct 2020)
Original source: Deutschlandfunk Kultur

Ein Erlass des Gesundheitsministeriums schränkt die Teilnehmerzahlen für Veranstaltungen in Nordrhein Westfahlen extrem ein. Mit sofortiger Wirkung sind nur noch 250 Teilnehmer oder maximal 20 Prozent Auslastung erlaubt. Die Häuser trifft dieser Erlass zu Beginn der Spielzeit hart, da nun die kompletten Veranstaltungen neu geplant werden müssen. Kleinere Häuser, wie das Kommödchen in Düsseldorf, haben bereits angekündigt, vorerst wieder zu schließen. Der Chef des Deutschen Bühnenvereins, Marc Grandmontagne, hält den Erlass für völlig verfehlt. Bislang ist keine Ansteckung in einem Theater bekannt. Alle Häuser haben ein gründlich ausgearbeitetes Hygienekonzept. Aufgrund der modernen Raumlufttechnik in den großen Häusern ist hier die Gefahr der Ansteckung minimal. Bisher wäre es unter diesen Umständen in NRW möglich gewesen, die Plätze zu 100 Prozent zu bestuhlen. Da das Publikum aktuell noch einen Sicherheitsabstand möchte, wurde in der Regel zu 50 Prozent bestuhlt. Einen objektiven Grund für den neuen Erlass gibt es nicht.
Vom Kulturministerium in NRW ist bislang keine Stellungnahme zum Erlass des Gesundheitsministeriums erhältlich. Grandmontagne fordert hier eine bessere Abstimmung der Akteure. Da das Kulturministerium gerade die kleineren Häuser fördert, geht er nicht davon aus, dass der Erlass im Vorhinein abgestimmt war.
Besonders bedenklich findet Grandmontagne das Signal, das von dem Erlass für die Kulturschaffenden selbst ausgeht. Müdigkeit und Erschöpfung ist in der Branche zu spüren. Langfristig den eigenen Beruf nicht normal ausführen zu können, bringt psychische Folgen mit sich. Trotzdem muss man bedenken, dass die Entwicklung der Pandemie an unserem eigenen Verhalten liegt. Hier war die Kulturbranche bislang sehr konsequent und verantwortlich, hat viele Erfahrungen gesammelt. Auf diesen Erfahrungsschatz sollte nun aufgebaut werden.  

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tag Theater NRW psychische Belastung Hygieneregeln Gesundheitsministerium
Darstellende Kunst Gespräch

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The signet of facing arts joining the faces of STORM.

Bei facing arts handelt es sich um ein non-profit-Projekt, das Sie gerne unterstützen können. Nutzen Sie dazu unser Kontaktformular – wir setzen uns gerne mit Ihnen in Verbindung!

Das Team

Facing arts ist ein Projekt von STORM.

STORM spielt als Akronym mit den Namen Miriam Seidler und Tim Otto Roth, die wie viele anderen Freischaffende von der Corona-Krise betroffen sind. Miriam Seidler ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie publizierte u.a. ein Übersichtswerk zum Alter in der zeitgenössischen Literatur und ist Herausgeberin der Buchreihe Ästhetische Signaturen. Neben ihrer freien wissenschaftlichen Forschung arbeitet sie aktuell als Lektorin und Fachfrau für Öffentlichkeitsarbeit. Tim Otto Roth ist promovierter Kunst- und Wissenschaftshistoriker, Konzeptkünstler und Komponist. In seiner künstlerischen Arbeit ist er vor allem bekannt durch Großprojekte im öffentlichen Raum, Kooperationen mit führenden Wissenschaftseinrichtungen und seine immersiven Licht- und Klanginstallationen.
Miriam Seidler und Tim Otto Roth arbeiten schon seit vielen Jahren immer wieder in unterschiedlichen Projekten zusammen. Neben gemeinsam kuratierten Ausstellungen hat Miriam Seidler das Projektmanagement für Roths immersive Licht- und Klanginstallation [aiskju:b] und die Pressearbeit für verschiedene Projekte übernommen. Mit facing arts realisieren sie ihr erstes künstlerisches Werk.
Weitere Informationen zu den beiden Projektinitiatoren erhalten Sie unter www.miriamseidler.de bzw. www.imachination.net.

Ein besonderer Dank gilt Paco Croket für die Programmierung der Tag Cloud!

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