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Quo vadis ars?

In zahlreichen Interviews, Corona-Tagebüchern, Kommentaren und Berichten wurde in den letzten Wochen die Situation der Kulturbranche beschrieben und diskutiert. Unsere kommentierte Sammlung von mittlerweile 193 Quellen versammelt Stimmen aus unterschiedlichen Sparten und Medien. So entsteht ein Bild der Kulturlandschaft in der Krise, deren zeitliche Wandlung interaktiv über eine eigene Tag-Cloud erdkundet werden kann.


 

Was möglich ist . Die Münchner Philharmoniker spielen wieder vor Publikum

by Egbert Tholl (25 Jun 2020)
Original source: Süddeutsche Zeitung

In Bayern sind die Hygieneregeln so restriktiv wie in keinem anderen Bundesland. In der Münchner Philharmonie werden nicht nur maximale Abstände zwischen den Besucher*innen eingehalten, auch die Masken dürfen während des Konzerts nicht abgenommen werden. Ob das an dem »offenkundig nutzlosesten Kunstminister« liegt, der dem Hochkulturpublikum keine Disziplin zutraut, sei dahingestellt. Die rund 40 Musiker*innen unter der Leitung von Valery Gergiev lassen sich von den Restriktionen nicht beeinträchtigen. Das symphonische Live-Erlebnis p asst zur Stimmung und verbindet Prokofjew, Schostakowitsch und Schubert.  Die interessanten Umbaupausen zwischen den einzelnen Stücken sind der Tatsache geschuldet, dass das Stück auch fürs Netz aufgezeichnet wird. So werden noch weitere Musikliebhaber in den Genuß des Abends kommen. 

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tag Klassische Musik Münchner Philharmoniker Hygieneregeln Kulturminister Konzert
Musik Kurzkritik

Event- und Konzertveranstalter in Not . Aktion „Night of Light“

by Tom Koperek, Stephan Karkowsky (22 Jun 2020)
Original source: Deutschlandfunk

Rot erleuchtete Gebäude sollen in der »Night of Light« auf die Probleme der Veranstaltungsbranche aufmerksam machen. Konzerthallen, Theater und Live-Clubs sind deutschlandweit am Abend des 22. März 2020 dabei. Da es sich bei der Veranstaltungsbranche um einen sehr heterogenen Wirtschaftszweig mit über 150 Gewerken gibt, es es schwierig, sie im politischen Diskurs sichtbar zu machen. Das ist aber aktuell mehr als notwendig. Nach drei Monaten Berufsverbot, sind viele Betriebe am Ende ihrer finanziellen Möglichkeiten. Zwar haben viele bereits Soforthilfe erhalten, aber diese deckt immer nur einen Teil der anfallenden Kosten ab. Entgegen der Erwartungen sind es nicht vor allem Solo-Selbständige, die in der Veranstaltungswirtschaft arbeiten – auch wenn viele von ihnen bislang kaum Hilfe erhalten haben bzw. die Gefahr besteht, dass sie diese wieder zurückgeben müssen. Es sind vor allem kleine und mittelständische Unternehmen, die in der Veranstaltungsbranche tätig sind. Ihnen hilft zwar das Kurzarbeitergeld, um die hohen Personalkosten abzufedern, aber diese machen oftmals nur 25 Prozent der laufenden Ausgaben aus. Viele andere Positionen müssen von den Unternehmen auch ohne Einnahmen weiter bedient werden.
In der Branche sind zwar inzwischen wieder einige Veranstaltungen möglich, allerdings bezweifelt Tom Koperek, dass diese tatsächlich wirtschaftlich sind. In der LANXESS arena in Köln fanden Mitte März wieder erste Veranstaltungen statt. Allerdings wurden statt der üblichen 20.000 Sitzplätze nur Karten für 850 Besucher ausgegeben. Das ist zwar wichtig, um zu zeigen, dass es Möglichkeiten und Wege gibt, wieder Veranstaltungen durchzuführen, allerdings sind hier die Kosten annähernd so hoch, wie bei einem ausverkauften Haus. Auf Dauer kann die Branche so nicht überleben.

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tag Night of Light Veranstaltungsbranche Berufsverbot Solo-Selbständige Soforthilfe
Alle Sparten Interview

Interne Anweisung: »Schauspieler über 60 bitte eliminieren«

by Stefan Grund (17 Jun 2020)
Original source: Welt

In den letzten Tagen wurde ein Schreiben bekannt, dass die Produktionsfirma Saxonia Media an die Drehbuchautoren der beliebten ARD-Serie »In aller Freundschaft« versendet hat. Darin wurden diese aufgefordert, Schauspieler über 60 sehr reduziert bzw. gar nicht einzusetzen. Das liest sich ganz anders als die Presseerklärung, die der Sender zur Wiederaufnahme der Dreharbeiten verfasst hatte. Dort war lediglich davon die Rede, dass eine »neue Bildsprache« entwickelt werden müsse, die die Hygieneregel am Set berücksichtige. Gerade für die beliebte Krankenhausserie sollte die Umsetzung der Hygieneregeln am Set kaum ein Problem darstellen. Ärzte und Pflegepersonal können problemlos in  Schutzkleidung gezeigt werden; Kussszenen und enger Körperkontakt sind für die Krankenhausserie weniger wichtig als für eine Liebesserie und können problemlos umgeschrieben werden. Selbst für den Einsatz des 85-jährige Rolf Becker wurde eine Lösung gefunden, indem dieser von Zuhause aus zugeschaltet wird und somit die Dreharbeiten nicht am Set stattfinden müssen. 
Umso irritierter ist man nun beim Berufsverband Schauspiel von der bekannt gewordenen Email. Bislang kursierten zwar auch Gerüchte, dass die Besetzung von Rollen zum Nachteil von älteren Schauspieler*innen führen könnte, ein konkreter Fall war aber bislang nicht gekannt. So warnt Heinrich Schafmeister vom Bundesverband nun vor Altersdiskriminierung. Verdachtsfällen wird vom Verband nachgegangen, nicht nur um diese zu klären, sondern auch um vor einem solchen Vorgehen zu warnen.

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tag Fernsehserien ARD Schauspieler*innen Berufsverband Schauspiel Drehbuch Altersdiskriminierung
Darstellende Kunst Bericht

Künstler schweigen für faire Bezahlung

by Lukas Möschl (17 Jun 2020)
Original source: ORF

Schweigend standen am Mittwochabend Salzburger Künstler*innen auf dem Residenzplatz. Mit ihrer Demonstration möchten sie auf die Situation der Branche in der Corona Krise hinweisen. Statt lautem Protest wählt man die Form, die der Lage der Kultur aktuell angemessen ist. Im Unterschied zu Deutschland und Frankreich sehen sich die Künstler*innen in Österreich von der schwarz-grünen Bundesregierung im Stich gelassen, da es für Freischaffende aktuell kaum möglich ist, ein Arbeitslosengeld oder eine Mindestsicherung zu erhalten.
Zur Demonstration aufgerufen hat die Kampagne Fair Pay. Diese wurde bereits im Jahr 2011  von der IG Kultur in Österreich ins Leben gerufen. Bereits vor der Krise haben sie die Arbeitsbedingungen vieler Kulturschaffender kritisiert und eine faire Bezahlung von Kulturarbeit gefordert. Wie wichtig diese ist, zeigt die Corona Krise. Aufgrund kaum vorhandener Rücklagen kommen viele Freischaffende nun schnell in eine Notsituation, aus der sie sich aktuell kaum selbst befreien können.

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tag Honorar Kulturförderung Solo-Selbständige
Alle Sparten Bericht

Solo-Selbständige: Unter Verdacht

by Karin Finkenzeller (14 Jun 2020)
Original source: Zeit

Die Klagen über die Not der Solo-Selbständigen in der Kulturbranche häufen sich. Am Beispiel der Sängerin und Songwriterin Vera Klima wird das Thema in der Zeit noch einmal diskutiert. Die Soforthilfe darf nicht zur Deckung von Honorarausfällen, sondern lediglich für laufende Betriebskosten verwandt werden. Da dieser Tatbestand zu Beginn der Bewilligung nicht so deutlich kommuniziert wurde, haben viele Kulturschaffende Soforthilfe erhalten, die laut dieser Regelung nicht antragsberechtigt waren – obwohl sie aufgrund des Berufsverb ots keine anderen Einnahmequellen haben. So sehen sich die Künstler*innen nun nicht nur von Existenznot bedroht, zugleich sind sie mit dem Gesetzt in Konflikt. Bis zu fünf Jahren Haft drohen bei falschen Angaben im Bewilligungsverfahren der Soforthilfe. Wer es sich leisten kann, rührt die Soforthilfe nun erste einmal nicht an und wartet ab, ob er sie zurückzahlen muss – das können sich aber nur die wenigsten leisten. 
Dass die Künstler*innen sich Leistungen vom Staat erschleichen, die von diesem viel zu leichtsinnig vergeben werden, scheint auch dadurch in der Öffentlichkeit plausibel, weil Betrüger versuchten, an die Geldtöpfe von Bund und Land zu gelangen. Alleine 4.400 Verdachtsmeldungen gab es in 7 Wochen. In einigen Bundesländern hat man allerdings durchaus Verständnis für die Branche. In Baden-Württemberg und Bayern wurde im Rahmen der Soforthilfe auch ein fiktiver Unternehmerlohn gewährt, während in Nordrhein-Westfalen zumindest ein Teil der Künstler*innen eine Soforthilfe aus dem Kulturetat erhalten haben.
Ein Aufruf zur Nachbesserung haben Rainer Bode, Kulturberater in Münster, und einige Mitstreiter an den Bundestagsausschuss für Kultur geschickt. Dieser tagt am kommenden Mittwoch. Es bleibt die Hoffnung, dass sich doch noch etwas ändern könnte. Derweil sieht sich der eine oder die andere schon nach einem neuen Betätigungsfeld außerhalb der Kultur- und Kreativwirtschaft um. 

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tag Soforthilfe Solo-Selbständige Existenzangst Vera Klima
Alle Sparten Bericht

Kommunen, Verbände, Künstler - der »Kulturpolitische Salon« im DLF Kultur diskutiert verschiedene Sichtweisen auf das Kulturpaket. Fazit: Die langfristigen Folgen der Krise sind noch nicht absehbar. . Kann das Milliardenpaket des Bundes die Kultur retten?

by Skadi Jennicke, Ulrich Khuon, Dagmar Schmidt, Wolfgang Schmidt, Olaf Zimmermann, Hans Dieter Heimendahl (12 Jun 2020)
Original source: Deutschlandfunk Kultur

Die Bundesregierung hat im Kulturpaket eine Milliarde Euro für die Kultur- und Kreativbranche vorgesehen. Die Gelder sind in erster Linie dafür gedacht, die Strukturen der Branche zu sichern. Im neuen Format des Deutschlandfunk, dem »Kulturpolitischen Salon« diskutieren Vertreter*innen aus verschiedenen Bereichen darüber, welche Bedeutung das Kulturpaket der Regierung in der aktuellen Situation hat und wie der Weg aus der Krise für die Branche aussehen kann.
Dr. Skadi Jennicke ist Bürgermeisterin und Beigeordneten für Kult ur der Stadt Leipzig und vertritt als solche die Perspektive der Kommunen. An der Basis war man in den letzten Wochen vor allem mit Krisenbewältigung beschäftigt, sieht große Einnahmeausfälle durch geringere Gewerbesteuereinnahmen auf sich zukommen und ist etwas irritiert darüber, dass die Bundesregierung das Gespräch mit den Kommunen nicht gesucht hat.
Wolfgang Schmidt ist als Staatssekretär im Bundesfinanzministerium zum Gespräch geladen. Er ist sehr optimistisch, dass das Konjunkturpaket seine Wirkung entfalten wird und dass bereits ab 2021 wieder mit einer leichten Erholung der Wirtschaft zu rechnen sein wird. Die Diskussionsteilnehmer*innen sind etwas irritiert, dass er die Langzeitfolgen der Krise erst im Rahmen der Bundestagswahl 2021 entschieden sieht. Gerade für den Kulturbereich ist die Diskussion für diese Richtungsentscheidung jetzt bereits notwendig und – so Skadi Jennicke – die Situation ist nach wie vor zu ernst, um jetzt an den Wahlkampf zu denken.
Als Vertreterin der Künstler*innen ist die Vorsitzende des Bundesverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler Dagmar Schmidt am Gespräch beteiligt. Im Unterschied zu den Positionen der Mitdiskutanten bleibt sie sehr im Hintergrund und liefert lediglich ein Stimmungsbild aus dem Kreis der Kreativen und Informationen zur Abwicklung von Antragsverfahren durch den Bundesverband.
Wie bereits seit Beginn der Krise überzeugt Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, durch seine realistische Sicht auf die Krise. Die im Programm »Neustart Kultur« der Bundesregierung festgeschriebene Verteilung der Gelder über die Kulturverbände, die lange erprobte Strukturen und Verfahren zur inhaltlichen Bewertung von Anträgen haben, geht auf seine Anregung zurück. Mit dem erreichten Zwischenziel zeigt er sich sehr zufrieden. Allerdings dämpft er die Hoffnung, dass mit einer Milliarde Euro die Branche gerettet ist. Er versteht diese nach wie vor als Form der Nothilfe, die der Branche wieder die Rückkehr zu einer »neuen Normalität« verhelfen kann. So lange aber den Kultureinrichtungen Besucherbeschränkungen auferlegt sind, werden sie nicht zum Alltag zurückkehren können.
Die Sendung bietet keine kontroversen Diskussionen, sondern vor allem ein Stimmungsbild und Einschätzungen aus der Branche. Einig sind sich die Gesprächsteilnehmer darüber, dass das Programm »Neustart Kultur« ein wichtiges, positives Signal an die Branche ist. Dennoch bedarf es es in Zukunft besserer Abstimmung zwischen Bund und Ländern gibt. Olaf Zimmermann zeigt wenig Verständnis für die aktuellen Soforthilferegelungen, wo es von Bundesland zu Bundesland andere Regelungen gibt.
Aktuell wird der Branche die Aufgabe zugewiesen, zur Selbstvergewisserung und -verständigung als Gesellschaft beizutragen. Dazu gehört auch, dass man sich gemeinsam ein Bild von der Krise macht. Skadi Jennicke  fasst die aktuelle Lage wie folgt zusammen: »Wir sind immer noch im Realisieren, noch nicht mal wirklich im Reflektieren und geschweige denn im aktiven Handeln und offensiv Gestalten.«  Was sie sich für die kommenden Wochen wünscht, ist nicht mehr nur zu reagieren, sondern die Zukunft wieder mitzugestalten. Diese Aufgabe kommt aber nicht alleine der Politik zu, sie muss vor allem auch von der Kunst übernommen werden: Diese muss Mittel bereitstellen, mit denen die Angst, die aktuell in der Gesellschaft herrscht, überwunden werden kann. Erst dann wird ein wirklicher Neustart möglich sein.

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tag Konjunkturpaket Neustart Kultur Kulturförderung Bundesregierung Verbände Kommunen
Alle Sparten Diskussion

Die vergessenen Selbstständigen

by Jagoda Marinic (12 Jun 2020)
Original source: Mannheimer Morgen

Aus Anlass des vom Kabinett zu verabschiedenden Konjunkturpaket denkt Jagoda Marinic über die Rolle der Solo-Selbständigen und Freiberufler nach, die in diesem Paket nicht bedacht werden. Darin sieht Marinic einen Widerspruch zur bisheringen Politik, wurde doch mit Gründerprogrammen und Workshops versucht, vor allem auch jungen Menschen die Selbständigkeit als Arbeitsmodell schmackhaft zu machen. Nun wird gerade diese Berufsgruppe nicht aufgefangen, die aus Solidarität gegenüber der Gesellschaft ein Berufsverbot akzeptiert hat - zu ihr gehören vor allem auch Künstlerinnen und Künstler, die oftmals nahe an der Scheinselbständigkeit beschäftigt sind. Noch scheint diese Gruppe keine Lobby zu haben, weshalt sie aktuell von der Bundesregierung vergessen wird.  Diese (jungen) Kreativen stehen zugleich für neue Arbeitsmodelle, die sie mit Leidenschaft und Risikobereitschaft verfolgen. Das gilt es auch in Zukunft zu fördern!

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tag Solo-Selbständige Konjunkturpaket Solidarität Arbeitsmodelle
Alle Sparten Tagebuch

»Erwerbstätige dritter Klasse« . Soloselbstständige fühlen sich von Koalition im Stich gelassen

by Anja Müller, Frank Specht (07 Jun 2020)
Original source: Handelsblatt

Solo-Selbständige werden im Konjunkturpaket der Bundesregierung nicht erwähnt, so die Kritik des Verbands der Gründer und Selbstständigen (VGSD). Statt die neuen Förderinstrumente so umzugestalten, dass sie kleine Unternehmen und Freiberufler zugutekommen, werden aus dem Sofortprogramm nicht ausgeschöpfte Mittel einem Topf zugeschlagen, der größeren Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern stützen soll. Kosten für Lebensunterhalt, Miete oder die Krankenversicherung können Solo-Selbständige und Kleinunternehmer für sich selbst nach wie vor nicht geltend machen. Die Enttäuschung ist groß, denn der einzige Ausweg ist der Hartz IV-Antrag. Doch selbst den vereinfachten Antrag, bei dem weder die Besitzverhältnisse offen gelegt, noch die Angemessenheit der Wohnung nachgewiesen werden muss, können viele Solo-Selbständige nicht stellen, entweder weil sie ihre Altersrücklagen angreifen müssten oder weil – unabhängig von den dennoch zu erbringenden Nachweisen – ein umfassendes Formularwerk von rund 100 Seiten ausgefüllt werden muss.
Kritik am Konjunkturpaket kommt auch von den Bundesländern. Diese drängen darauf, dass die Überbrückungshilfen auch zur Sicherung des Lebensunterhalts genutzt werden dürfen, wie das in einigen Bundesländern für die Soforthilfe gehandhabt wurde. An Freitag verabschiedete der Bundesrat einen Entschließungsantrag, in dem die Bundesregierung aufgefordert wurde, »wenigstens selbstständige Künstler und Medienschaffende in der Corona-Krise stärker zu unterstützen«. Dazu könnte beispielsweise ein monatlicher Zuschuss gewährt werden, mit dem die Lebenshaltungskosten gedeckt werden können.

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tag Konjunkturpaket Hartz IV Bundesrat Solo-Selbständige
Alle Sparten Bericht

War’s das mit dem Wumms? . Aktionsplan und Stellungnahme des Netzwerk Autorenrechte (NAR) zum Konjunkturpaket „NEUSTART KULTUR“

by Netzwerk Autorenrechte (05 Jun 2020)
Original source: Netzwerk Autorenrechte

Das von der Bundesregierung am 3. Juni verabschiedete Konjunkturpaket soll laut Finanzminister Olaf Scholz mit einem »Mit Wumms aus der Krise« führen. Das Netzwerk Autorenrechte hat das für die Kultur- und Kreativwirtschaft vorgesehene Programm NEUSTART KULTUR daraufhin geprüft, welche Unterstützung es der Buchbranche und vor allem den Autor*innen und Übersetzer*innen anbietet. Die Bilanz ist im Anbetracht der Wertschöpfung der Branche, die hinter der Automobilindustrie an Nr. 2 im Branchenvergleich steht, ernüchte rnd. Die Aufteilung auf die verschiedenen Sektionen der Kultur- und Kreativwirtschaft lässt zudem vermuten, dass Autor*innen und Übersetzer*innen in Hartz IV abgedrängt werden, da Solo-Selbständige ohne laufende Fixkosten in keines der vorhandenen Förderformate passen. Aus diesem Grund fordert das Netzwerk ein umfassenderes Hilfspaket das unter anderem  »ein ABGESAGT-FONDS, ein COMEBACK-Fonds, ein LITERATUR-ONLINE-Fonds sowie ein LESEN!-Fonds« enthält.
Diese Gestaltung mit unterschiedlichen Formaten würde auch der Tatsache Rechnung tragen, dass die Buchbranche längerfristig von den Folgen der Corona-Krise betroffen sein wird. Verlage haben schon jetzt angekündigt, im Herbst nur ein reduziertes Programm zu veröffentlichen. Um dieses erfolgreich vermarkten zu können, werden hier vor allem die bekannten Autor*innen zum Zuge kommen. Damit erschwert sich nicht nur der Marktzugang für junge Autor*innen, sondern darüber hinaus werden Einnahmen durch Lesungen, Verwertungsverträge, Zuschüsse und Tantiemen als Einkommensquellen wegfallen.
Nicht nur in Anbetracht der Wirtschaftsleistung der Buchbranche und der kulturellen Bedeutung der Literatur, sondern auch aus Gründen der Bibliodiversität darf an dieser Stelle nicht gespart werden.

 

 

 

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tag Buchbranche Konjunkturpaket Hartz IV
Wort Statement

Das Eine-Milliarde-Euro-Baby

by Dirk Peitz (05 Jun 2020)
Original source: Zeit

Dirk Peitz geht der Frage nach, wie die Krise der Kultur in Deutschland genau zu beschreiben ist und wer aktuell die Kosten trägt, die in der Kulturbranche entstehen.
In den ersten Monaten der Krise hat die öffentliche Hand mit Soforthilfen Solo-Selbständigen und bislang nicht subventionierten Einrichtungen über die Krise hinweggeholfen. Im Kulturpaket sind nun Hilfen für Kultureinrichtungen vorgesehen. Eine Milliarde wird aber nicht ausreichen, um die Kulturszene und das Kulturangebot wie wir es aus Vor-Corona-Zeiten kennen, aufrecht zu erha lten.
Aber: Der Bund kann nicht alle Verluste von Privatunternehmen auffangen – zumal Länder und Kommunen die zentralen Kulturförderer in Deutschland sind. So sind die Gelder aus dem Kulturpaket vor allem für Kosten für die Einhaltung von Hygieneregeln, Privattheater, Kinos und Filmproduktion vorgesehen.
Die entscheidende Frage: Was kann man und was will man erhalten, wurde bislang nicht gestellt. Beantwortet werden kann sie erst, wenn absehbar ist, wie langanhaltend die Wirtschaftskrise die öffentlichen Kassen beeinträchtigen wird. Da die Kulturbranche in Unterschied zur Lufthansa keine überragende strategische Bedeutung hat, wird sie nie solch hohe Fördersummen erhalten, wie sie anderen Branchen und Unternehmen zugestanden wird.
Die »latent fehlende Systemrelevanz« wird nun zum Problem, kann die Kultur doch nicht nachweisen, dass sie als »Lebensmittel« oder »Wirtschaftsfaktor« von zentraler Bedeutung für unsere Gesellschaft ist. Was aktuell nicht ins Wohnzimmer gestreamt werden kann, spielt keine Rolle. Und so zeigt Peitz auf, warum Kultur nun gerade keine vegetative Grundbedürfnisse befriedigt, ihren Konsument nicht einmal zu einem besseren Staatsbürger macht.
Aber – so erläutert er das Paradox – obwohl die Kultur ein »totales Luxusprodukt« ist, ist sie auch zugleich ein elementares Medium. Sie ermöglicht es dem Gemeinwesen, sich über elementare Werte zu verständigen.
Noch gibt es keine belastbaren Zahlen, wie stark wiedereröffnete Museen, Kinos, Konzerthallen und Clubs nachgefragt sind. Auch bislang waren es nur rund 10 Prozent der Bevölkerung, die mindestens einmal im Monat eine Kultureinrichtung besucht haben. Allerdings zählt die Kulturbranche rund 1,7 Millionen Beschäftigt. Die Zahl findet Dirk Peitz so überzeugend, dass er am Ende doch für eine pragmatische Kulturpolitik plädiert. Die schiere Menge scheint auch zu gewährleisten, dass ab und an gute Kunst entstehen kann. Noch stehen die Karten gut, dass die Kulturbranche weiterhin unterstützt wird – wenn der Druck der Wirtschaftskrise zu groß wird, könnte es aber durchaus sein, dass die Karten neu gemischt werden….
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tag Monika Grütters Konjunkturpaket Kulturförderung Systemrelevanz
Alle Sparten Analyse

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Bei facing arts handelt es sich um ein non-profit-Projekt, das Sie gerne unterstützen können. Nutzen Sie dazu unser Kontaktformular – wir setzen uns gerne mit Ihnen in Verbindung!

Das Team

Facing arts ist ein Projekt von STORM.

STORM spielt als Akronym mit den Namen Miriam Seidler und Tim Otto Roth, die wie viele anderen Freischaffende von der Corona-Krise betroffen sind. Miriam Seidler ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie publizierte u.a. ein Übersichtswerk zum Alter in der zeitgenössischen Literatur und ist Herausgeberin der Buchreihe Ästhetische Signaturen. Neben ihrer freien wissenschaftlichen Forschung arbeitet sie aktuell als Lektorin und Fachfrau für Öffentlichkeitsarbeit. Tim Otto Roth ist promovierter Kunst- und Wissenschaftshistoriker, Konzeptkünstler und Komponist. In seiner künstlerischen Arbeit ist er vor allem bekannt durch Großprojekte im öffentlichen Raum, Kooperationen mit führenden Wissenschaftseinrichtungen und seine immersiven Licht- und Klanginstallationen.
Miriam Seidler und Tim Otto Roth arbeiten schon seit vielen Jahren immer wieder in unterschiedlichen Projekten zusammen. Neben gemeinsam kuratierten Ausstellungen hat Miriam Seidler das Projektmanagement für Roths immersive Licht- und Klanginstallation [aiskju:b] und die Pressearbeit für verschiedene Projekte übernommen. Mit facing arts realisieren sie ihr erstes künstlerisches Werk.
Weitere Informationen zu den beiden Projektinitiatoren erhalten Sie unter www.miriamseidler.de bzw. www.imachination.net.

Ein besonderer Dank gilt Paco Croket für die Programmierung der Tag Cloud!

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