Alles, was Spaß macht und innovativ ist, wird dann verschwinden. Oder es wird von großen Firmen aufgekauft und solange gestreamlined, bis alle Veranstaltungen gleich aussehen. Julia Gudzent(21.09.2020)
Denn während die einen den Impfstoff suchen und andere darüber diskutieren, ob das eigentlich gut ist, stellen wir im Theater immerhin einen Impfstoff gegen Verhärtungen und Verspinnungen im Kopf bereit. Nicolas Stemann(25.05.2020)
Wenn schon ich die Maßnahmen als inkonsistent, willkürlich und nicht wirksam genug empfinde, wie wird es dann erst den Krawallheinis und Hatern aus dem Netz gehen? Dorothea Marcus(31.10.2020)
Jetzt, da die Buchmesse dieser Zerreißprobe ausgesetzt ist, wird klar, was diese einmalige, verrückte, alle Sinne strapazierende Veranstaltung stets war: immer zu voll, immer zu laut, immer zu teuer, immer ein Risiko. Aber zugleich auch ein faszinierender Ort des Ausverhandelns von Geist und Ware [...]. Sandra Kegel(04.07.2020)
Und dann mache ich mir Sorgen um meine ganzen Kollegen und Freunde, die freiberuflich arbeiten. Keiner weiß, was dann mit denen geschehen soll, wenn Konzerte einfach nicht mehr stattfinden. Geoffry Wharton(12.03.2020)
Theater, Opern- und Konzerthäuser sind erwiesenermaßen keine Infektionsorte. Deren übermäßige Einschränkung trägt daher nicht zur Eindämmung des Infektionsgeschehens bei, sie ist daher unverhältnismäßig. Deutscher Bühnenverein(27.10.2020)
Für mich wird das das erste Weihnachten seit 20 Jahren ohne Vorstellungen, ohne Kinderlachen und ohne Glühwein mit Kolleginnen und Kollegen. Kerstin Dathe(26.11.2020)
Dabei ist es an der Zeit, den kleinen, lokalen Veranstaltungen als dem ökologischen Garten vor der intensiven Landwirtschaft, [...] dem Einzelkünstler vor dem Kulturindustrieangestellten den Fokus und die Empathie zukommen zu lassen, die sie schon lange verloren haben. Karl-Werner Joerg(26.12.2020)
Auf der anderen Seite ist die Buchmesse ein Ort der gelebten Meinungs- und Publikationsfreiheit. Das ist auch ein wichtiges Standbein der Frankfurter Buchmesse und dieses Standbein wird es geben. Alexander Skipis(08.09.2020)
Kunst ist wie die Luft. Wenn sie da ist und gut ist, dann nehmen wir sie nicht wahr. Wenn sie weg wäre, würde es uns auffallen. Stephanie Lexer(31.05.2020)
Ein Zweimannduell im Strafraum ist kaum weniger intim als die Kussszene aus William Shakespeares "Othello". Egbert Tholl, Reinhard J. Brembeck(08.05.2020)
Setzen wir voraus, dass immer mehr Reiche sich mit der Kunst sozialen Status, Ausstrahlung und Wertsteigerung erkaufen wollen, gibt es für die Kunstmärkte keine Absatzsorgen, eher Nachschubprobleme. Christian Herchenröder(17.12.2020)
Wie soll die Kunstwelt auf so etwas reagieren können, wenn die Institution so auf Tourismus und große Ausstellungen ausgerichtet ist. Daniel Birnbaum(30.04.2020)
Der Lebenschutz ist – im wahrsten Sinne des Wortes – kein Totschlagsargument, um beliebige, grenzenlose Einschränkungen anderer Freiheiten zu legitimieren. Christian Hillgruber(09.12.2020)
Das klingt fast nach einer Selbstaufgabe der klassischen Buchkultur. Corona scheint nicht das einzige Virus zu sein, unter dem die Branche zu leiden hat. Wenn am Ende ein Virus namens Angst noch grösseren Schaden anrichtet, dann wäre das schlimm. Paul Jandl(17.07.2020)
Trotzdem ist die Kultur unverzichtbar, und darin liegt ihr Paradox: Sie ist immer zugleich ein totales Luxusprodukt und ein elementares Medium, in dem sich ein Gemeinwesen darüber verständigt, was es gerade für wichtig oder unwichtig hält [...]. Dirk Peitz(05.06.2020)
Gebt der bayerischen Bevölkerung die Kultur zurück! Leider reagieren Ministerpräsident Söder und Kultur-Wissenschafts-Minister Sibler völlig ignorant und arrogant. Dr. Axel Schertel(07.07.2020)
Der Handel muss hoffen, [...] nicht jetzt schon an den kathartischen Nebenwirkungen der Pandemie einzugehen. Das wäre nicht nur ein ökonomischer, sondern ein kultureller Schaden. Denn die Museen sind nicht allein für die Grundversorgung mit Kunst zuständig. Marcus Woeller(19.04.2020)
Die Leipziger Buchmesse wird in diesem Jahr umso schmerzlicher fehlen, als ein Forum und ein Ort der Selbstverständigung einer Branche, deren Identitätskrise sich immer stärker abzeichnet. Helmut Böttiger(29.01.2021)
2020 hatten wir noch die Einnahmen aus 2019, in dem Corona gar keine Rolle gespielt hat. Das bedeutet aber, dass wir 2021 den vollen Ausfall der GEMA-Ausschüttung haben werden, weil 2020 nur ein Bruchteil der Konzerte gespielt wurden. Christiane Albiez(03.02.2021)
Wer, wofür es gute wissenschaftliche Grüne gibt, an Notwendigkeit und Wirksamkeit der autoritären Regierungsmaßnahmen zur Pandemiepekämpfung zweifelt, der wird behandelt, als wolle er Menschen sterben lassen. Andreas Rosenfelder(25.04.2021)
Was mich tatsächlich besorgt, dass im öffentlichen Diskurs, gerade in den Leitmedien [...] sehr, sehr wenig Kunst und Kultur vorkam. Das meint sowohl die Frage: Wie geht es euch? Wie arbeitet ihr? Als auch: Wie denkt ihr, liebe Künstlerinnen und Künstler, über diese Situation? Was ist euer Beitrag? Stephan Behrmann(02.10.2020)
Es geht darum, das Bewusstsein zu schärfen, dass die künstlerischen Werte, die geschaffen werden, mehr sind als Ästhetik. Sie sind im Grunde lebenserhaltende Reflexions- und Spielräume der Gesellschaft als Ganzes. Ulrich Khuon(19.04.2020)
Wir wollen ein Manifest an den Präsidenten verfassen, wir alle, Tausende von Marseillern, um deutlich zu machen, dass es überhaupt keinen Grund gibt, in dieser Situation die Kultur zu opfern. Benoît Payan(30.01.2021)
Wir sind ein wichtiger Teil des Wirtschaftskreislauf: Wir bezahlen unglaublich viele Summen während des Jahres an Kunstspeditionen, Kunstmessen, Aufbauteams, an die Künstlersozialkasse.... Rupert Pfab, Galerist(28.04.2020)
Unsere Arbeit steht für Vielfalt und Meinungsfreiheit, für Wissen und Pluralismus, für emotionalen, intellektuellen und kulturellen Austausch, Innovation im Denken und die geistige Schaffung neuer – und manchmal besserer – Welten. Netzwerk Autorenrechte(05.06.2020)
Es braucht eigentlich parallel ein Instrument zur Kurzarbeit für die Künstlerinnen und Künstler. Heike Herold(04.07.2020)
Die Antwort auf das Virus kann nur sein, dass die Nächstenliebe viral geht. Und wenn das jemandem zu fromm klingen sollte, nennt er es einfach Solidarität, die ansteckend ist. Pastor Sieghard Wilm(01.11.2020)
Für freiberufliche Musiker*innen hat die Bundesregierung den Weg zum Antrag auf Grundsicherung, auch Hartz IV genannt, deutlich vereinfacht. Aber den Gang zum Jobcenter empfinden viele als entwürdigend. Eva Blaskewitz(02.06.2020)
Ich würde mir nur wünschen, dass der Beitrag, den wir zur Eindämmung von Covid-19 leisten, nicht durch das Offenhalten etwa der Skigebiete wieder hinfällig wird. Nicolas Stemann(22.12.2020)
»The show must go on, no matter how difficult it is.« It's an overused expression, but I think it's the essence of theater. Hideki Noda(05.03.2020)
Wenn wir hochfrequenten Kulturnutzende eine politische Partei wären, würden wir bei jeder Wahl an der Fünfprozenthürde scheitern. Peter Grabowski(01.02.2021)
Eine letzte Steigerung, ein strahlender Schlussakkord – und dann? Kein Jubel. Kein Bravosturm. Nur Totenstille nach einem sensationell guten Konzert, einem starken Plädoyer für die Neue Musik und einem Appell für mehr Musik in einsamen Zeiten. Und ich bin den Tränen nahe. Rattle sagt noch leise „Bless you. Thank you so much.“ – und entlässt einen in die Stille. Jens Lehmann(13.03.2020)
Ist doch interessant, dass wir den Theater-Repertoire-Betrieb im Blick behalten, wenn wir gerade alle Zeit für ganz andere künstlerische Tätigkeiten und Formate haben. Nicolas Stemann(29.01.2021)
Die Kultur ist einer der großen Standortfaktoren in der Region. Mit dem Stage-Drive-Angebot können wir der Kulturwirtschaft unter die Arme greifen, in der viele Menschen beschäftigt sind, die derzeit wegen Corona zur Untätigkeit verurteilt sind. Jörg Schaub, Geschäftsführer der Wirtschaftsinitiative Frankfurt/Rhein-Main(22.05.2020)
We were closed with restaurants and bars, but they’ve been open for a while, and it’s actually safer to be in a theater because you keep your mask on. Catherine Russell(26.10.2020)
In den Probenräumen läuft gerade ein logistisches Abenteuer ab: Die Leute mit Masken zu den Räumen befördern, dann ohne Masken spielen lassen, aber mit den Abständen, die sie nicht überschreiten dürfen. Michael Schmitz-Aufterbeck(31.05.2020)
Aus meiner Sicht besteht kein kultureller Mangel in Kinderzimmern. Eine Gratislesung von Autoren bringt keinen Mehrwert an Unterhaltung. Salah Naoura(25.03.2020)
Sie mögen es kitschig nennen oder peinlich-pathetisch: Aber die Seele vieler Menschen braucht in der Vorweihnachtszeit Trost. Trost mit Musik, mit Konzerten, mit Theatern, mit Musicals, mit Kunst. Kultur hilft, die seelisch herausforderndste Zeit des Jahres gut zu überstehen. Maria Ossowski(26.11.2020)
Überall hat sich während der Pandemie so viel kreative Energie aufgestaut, die gilt es jetzt zu nutzen! Gerald Mertens(02.02.2021)
Wenn ich diesen unerbittlich rigorosen Karl Lauterbach höre, dann möchte ich ihm Juli Zehs Roman »Corpus Delicti« empfehlen und im Übrigen ein kleines Quantum von dem Freiheitssinn der Autorin. Arno Orzessek(25.05.2020)
Künstler und Kulturinstitutionen haben keine Lobby und mussten als »weiche Ziele« für Maßnahmen herhalten, die sich Politiker an anderer Stelle nicht durchzusetzen getraut hatten. Nicolas Freund(05.07.2020)
Wir sind auch dafür da, der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten und Diskussionen anzustoßen. Aber wenn sich alle mit Nebenjobs durchschlagen müssen, kann es zukünftig auch keine Gesellschaftskritik mehr geben. Petra Tobies(08.08.2020)
Der Frust und bei Selbstständigen auch die Angst sind dennoch verständlich. Aber die Kultur braucht bessere Bilder von sich selbst. Bessere Argumente, wofür sie da ist. Und wofür nicht. Kultur ist zum Beispiel nicht für alle da. Tobi Müller(29.10.2020)
Zweifel ist heute zulässig, geradezu erwünscht und im Grunde auch die Triebkraft freiheitlicher Gesellschaften, durch Infragestellung des Vorgefundenen vorwärtszukommen. Ralf Schuler(25.04.2021)
Dann aber machte aber vor allen anderen Hessen als föderaler Vorreiter von jetzt auf gleich wieder auf. Freitags verkündet, montags Tatsache. So schnell konnte gar keiner hochfahren. Theater sind Tanker, komplexe, verzahnte Systeme. Manuel Brug(20.05.2020)
Es fiel schwer, Corona-ferne, gar Corona-lose Themen in den Blick zu bekommen, sehen oder lesen zu können, mit den ersten Lockerungen ändert sich das wieder langsam. Aber jetzt Corona-Literaturschnellschüsse? Gerrit Bartels(06.05.2020)
Rentieren wäre der falsche Ausdruck. Aber tatsächlich kommen wir damit längs. Wir erhalten Unterstützung von der Hamburger Kulturbehörde und deshalb halten wir den Kopf über Wasser. Corny Littmann(13.08.2020)
Ist es unvorstellbar, Künstlerinnen und Künstler in den Stand zu setzen, die nächsten acht, neun, vielleicht auch zwölf Monate zu überbrücken, ohne in unverschuldetes und unverdientes Elend, in die totale Depression abzugleiten? Anne-Sophie Mutter [u.a.](19.04.2020)
Wenn wir diese Krise einigermaßen vernünftig für den Kulturbereich überstehen wollen, dann muss es noch zusätzliches Geld für einen spezifischen Kulturtopf geben. Olaf Zimmermann(25.05.2020)
Wir haben alle so gehofft, dass das Geschäft im Herbst wieder anläuft, aber jetzt kann niemand aus China oder Amerika kommen. Und auch die spanischen oder französischen Sammler werden wegfallen. Esther Schipper(11.09.2020)
Es ist die Kernherausforderung von Verlagen und zugleich der Zauber unserer Arbeit, den Markt und die Kunst zusammenzubringen. Das ist ein zutiefst sozialer Vorgang. Tom Kraushaar(27.03.2020)
Zuschauerinnen und Zuschauer, die dicht an dicht und glühend vor Freude in ein ausverkauftes Haus drängen, wird es erst mal nicht geben, und das liegt nicht an der Qualität des Programms. Nicolas Stemann(11.05.2020)
Die Sorge, dass es wegen weniger Feiern weniger Gelegenheit zum Schenken gibt, ist da. Eine Zuversicht speist sich aber daraus, dass Kunden in Krisen häufiger zum günstigen Geschenk Buch greifen als zu teuren Ski. Michael Wurmitzer(09.11.2020)
Ich lege großen Wert darauf, dass ich nicht lebensunlustig werde. Feridun Zaimoglu(06.05.2020)
Es fehlen die Kriterien zur Bewertung von Kunst im Digitalen. Nur weil irgendetwas digital gemacht wird, ist es nicht gleich der heiße Scheiß. Anika Meier(02.06.2020)
Es ist uns unverständlich, warum es möglich ist, Baumärkte, Autohäuser und andere Geschäfte offen zu halten, Museen aber, die über dieselben oder großzügigere Flächen für einen Corona-gerechten Publikumsverkehr verfügen, geschlossen werden. Deutsche Museumsdirektoren(01.11.2020)
Die wahre Staatsreligion in diesem Land ist die Festanstellung. So erklären sich die Corona-Sonderregeln und Milliardenhilfen. Bei Selbstständigen tut der Staat, als seien sie selbst schuld an fehlenden Aufträgen. Sascha Lobo(09.12.2020)
Das Wahre und Schöne wird oft unter prekären Bedingungen hergestellt. Dafür hat sich bisher kaum jemand interessiert. Dabei müsste das dem Publikum und der Presse die Schamesröte ins Gesicht treiben. Gero Schließ(30.05.2020)
Wenn ich mir anschaue, wie es Solokünstlern geht. Da gibt es ganz viele, die keine Einkünfte haben und immer wieder mit kurzfristigen Hilfen leben müssen [...], dann denke ich, wir sollten vielleicht eher mal die Pause nutzen, um so ein bisschen über Zukunft nachzudenken. Amelie Deuflhard(05.11.2020)
Es ist nicht neu, dass unser analoges Konzept des Kulturschaffenden rund um das Buch schwieriger geworden ist. Aber Corona beschleunigt hier eine Entwicklung auf ganz dramatische Weise. Das macht uns zu schaffen. Ulrich Wellhöfer(02.04.2020)
Wir erleben in der Corona-Krise einen merkwürdigen Rekurs auf Bilder. Aber Bilder helfen nicht, die Lage aus der Ferne zu verstehen, weder in Bergamo noch in New York. Daniel Kehlmann(06.05.2020)
Genau deshalb benötigt unsere Gesellschaft Kultur so dringlich: damit wir eben gerade nicht verblöden, eben gerade nicht nur schwarz und weiß kapieren können, sondern vielmehr in humanistischer Tradition einen differenzierten Blick auf die Welt richten. Cornelius Meister(29.10.2020)
Das digitale Leben, eine Hilfe in Not, wird unser Bedürfnis nach Heimat nicht ersetzen können. Unseren Durst nach Geborgenheit nicht stillen. Carmen-Francesca Banciu(20.11.2020)
Die prekären Verhältnisse, unter denen so viele Freie im Kulturbetrieb arbeiten, müssen bei der zukünftigen Förderpolitik überdacht werden. Ulrike Groos(07.07.2020)
Ich bilde mir ein, dass diese Zeit, wenn sie überhaupt irgendwann vorbei ist, also wenn wir diese Pandemie überwinden können, werden wir alle traumatisiert daraus hervorgehen. Ich glaube nicht, dass es etwas ist, mit dem man einfach abschließen kann. Lars Eidinger(18.11.2020)
Im Kulturland Österreich gilt offenbar: Politiker und Kulturbürokratien warten auf Vorschläge, Veranstalter warten auf Vorgaben. Man könnte an dieser Behäbigkeit verzweifeln, gäbe es nicht Volksmusikanten, Kirchenmusiker und Gegenbeispiele. Hedwig Kainberger(02.06.2020)
Bei der Musik ist das Publikum Teil der Kommunikation. Das Mitklatschen, das Reagieren, das Mitfühlen ist ein ganz wichtiger Bestandteil eines Liveerlebnisses. Das ist sehr schwierig, das digital über Livestream nachzubauen. Dr. Pop(08.05.2020)
[...] erst das Wirtschaftsleben und danach können wir uns um Sport und Kultur kümmern. Das finde ich einen so rein populistischen Satz, der ja immerhin von einem Ministerpräsident gesagt wird, der zu den Leitfiguren dieser Corona-Krisen-Bewältigung gehört. Das zieht einem dann doch den Stecker. Ulrich Khuon(07.09.2020)
So dankbar habe ich das Publikum selten erlebt, alle waren unheimlich froh, dass es wieder Kulturangebote gibt, und es wurde deutlich: Literatur ist ein Lebensmittel. Heike Strecker(19.06.2020)
Singen in geschlossenen Räumen ist verboten und Punkt. Maria Ossowski(29.06.2020)
Dynamische Lage ist jetzt schon mein Unwort des Jahres. Stephan Thanscheidt(17.08.2020)
Ich verliere einen großen Teil meines potenziellen Publikums. Und als jemand, der noch keine Stammleserschaft hat, ist das nicht so optimal. Jasmin Schreiber(06.04.2020)
Diese freien Fotografinnen und Fotografen sind neben vielen anderen Freiberufler*innen wohl die ärmsten Schweine in der Coronakrise. Ja, es gäbe viel zu fotografieren. Aber die Aufträge bleiben aus. Steffen Grimberg(07.05.2020)
Es ist eine kuriose Situation, die wir im Moment haben. Lebe ich z.B. als Künstler in Hamburg, dann habe ich Glück gehabt. Wenn ich ein paar Kilometer weiter weg in Niedersachsen leben, dann habe ich Pech gehabt. Olaf Zimmermann(12.06.2020)
Jetzt geht es darum, nicht zu jammern, sondern trotzdem Theater in allen Facetten zu bieten - wenn man uns lässt. Im Moment lässt man uns, und jetzt müssen wir bestätigen, dass es zu Recht so ist. Uwe Lohr(13.09.2020)
Da muss doch jetzt niemand mehr mit Ermittlungen kommen, wirklich nicht. Oder? Oder etwa doch? Genau damit? Mit der Ermittlung dessen, was passiert und was bleibt, wenn eine Gemeinschaft einen kollektiven Herzbruch erlebt, ein allgemeines Unglück? Simone Buchholz(28.10.2020)
Die ganze Diskussion ist vermint. Man kann sich eigentlich nur vertun in dem Moment, wo man versucht, begründet legitime Kritik an den Maßnahmen zu machen. Ulrike Guérot(24.04.2021)
Den Arbeitgeberanteil in der Künstlersozialkasse leisten neben dem Staat die Unternehmen des Kunst- und Kulturbetriebs mit ihren Abgaben. Da der Kulturbetrieb stillsteht, fehlen diese nun, und die Künstlersozialkasse ist in ihrer Existenz gefährdet. Brigitte Werneburg(09.11.2020)
Ich hatte eigentlich ein anderes Buch geschrieben. Als der Virus kam, hat er sich da relativ schnell reingeschlichen. Dann dachte ich erst, was will der denn hier. Er wollte da rein. Lola Randl(28.08.2020)
Das Stück, das unsere Bühnen gerade spielen müssen, heißt: »Überlebenskampf« – nicht nur für Künstler*innen, sondern für eine aufgeklärte und offene Gesellschaft [...]. Axel Brüggemann(27.10.2020)
Die Entscheidung trifft die Falschen, sie trifft sie ins Mark, sie ist zerstörerisch, denn Kultur ist nicht systemrelevant, dieser Begriff aus der Finanzkrise nervt nur noch. Kultur ist existenzrelevant, sie ist lebensrelevant. Maria Ossowski(29.10.2020)
Ich habe echt die Sorge, dass, wenn wir wieder aufmachen, nicht mehr alle da sind, weil Menschen sich entschieden haben, nach dieser langen Strecke etwas anderes zu machen. Carsten Brosda(11.02.2021)
»United We Stream« hilft uns nicht, die Clubs zu retten. Alleine für Berlin sind im Monat für Personal, Mieten, Leasingverträge, usw. 10 Millionen notwendig, um die Orte zu retten. Lutz Leichsenring(28.05.2020)
Veranstaltungen der zehn unterzeichnenden Häuser der Literatur wurden im vergangenen Jahr 2019 bei ca. 1.400 Terminen mit ca. 3.000 Mitwirkenden von rund 70.000 BesucherInnen besucht. Die zehn Häuser der Literatur(11.05.2020)
Viele Menschen wollen die Situation nicht mehr akzeptieren. Denn hält sie weiter an, drohen kaum zu kalkulierende Konsequenzen für das Zusammenleben der Menschen und für den sozialen Frieden. Alexander Skipis(23.02.2021)
Es wird sich bestimmt auch eine neue Wertschätzung dafür bilden, wie kostbar jeder Sitzplatz ist. Denn es gibt dann im Lande weniger Häuser, die spielen, weniger Vorstellungen, weniger Plätze. Theatertickets werden in Berlin der heiße Scheiß sein! Oliver Reese(23.05.2020)
Even before Covid, it was high time for a reset. Jane Kallir(22.06.2020)
Für alles, was im Bereich der klassischen Musik nicht subventioniert ist, sehen die Aussichten im Moment außerordentlich trübe aus. Karsten Witt(08.05.2020)
Es ist so, dass die Veranstaltungswirtschaft als Wirtschaftszweig insgesamt ganz dringende Hilfe, Überlebenshilfe braucht. Die Not ist riesengroß. Tom Koperek(22.06.2020)
If there was ever a time that the world needed artists, it is now. In the aftermath of the virus, when the world is rebuilding itself, the cities have to step up. Hans Ulrich Obrist(05.05.2020)
Die kennen nur Unternehmer mit Angestellten und wissen offenbar überhaupt nicht, wie wir arbeiten und was wir brauchen, nachdem wir das Berufsverbot erhalten haben. Nadine M.(07.06.2020)
In den USA gibt es keinerlei Schutz für Arbeitnehmer, weshalb es auch in der Kunstwelt, in Galerien und Museen, zu Massenentlassungen kommt. Vincenzo de Bellis(03.06.2020)
Es ist die ureigene Aufgabe der Leitung eines Staatstheaters, den Spielbetrieb unter Einhaltung aller geltenden Gesetze und Verordnungen zu gewährleisten. Angela Dorn(26.09.2020)
Nanu. Muss die Kultur plötzlich nicht mehr erklären, dass sie kein Luxus ist, um den man sich erst kümmern muss, wenn das Überleben gesichert ist? Kolja Reichert(25.04.2020)
Die Pläne für die nächste Spielzeit mussten in den letzten Wochen völlig neu gedacht und organisiert werden. Aber es ist uns gelungen [...] neue Visionen für diese kommende, außergewöhnliche Saison zu entwickeln. Oliver Reese(19.07.2020)
Während Festangestellte Kurzarbeitergeld bekämen, werde der Verdienstausfall von Künstlern "komplett negiert". In vielen Fällen jedenfalls. Karin Finkenzeller(14.06.2020)
Eine wieder etwas entspanntere Sicht auf das Risiko Leben wünsche ich mir. Wir nehmen ja auch nicht jedem zweiten Autofahrer den Führerschein weg, weil er ein potenzieller Unfallverursacher ist. Matthias Goerne(13.09.2020)
Wenn so viele, die im privaten wie öffentlich geförderten Kunstbetrieb arbeiten, derzeit nur noch mit Hilfspaketen überleben können, stimmt an dem gesamten System etwas nicht. Hier muss sich zwingend einiges radikal ändern. Iris Dressler(23.05.2020)
Während der Frankfurter Buchmesse kommt es in Deutschland immer wieder zu so einem rapiden Anstieg des medialen Debattenniveaus - und auch deshalb ist die Stille in dieser Woche so gespenstisch. Felix Stephan(17.10.2020)
Natürlich würde ich mir wünschen, dass [...] wir bald wieder singen dürfen. Aber mir ist auch klar, dass beim Singen, beim Sprechen Aerosolwolken entstehen. Und ich finde es wichtig, dass es jetzt mal wissenschaftlich untersucht wird. Kerstin Rosenfeldt(03.07.2020)
Die Hilfen, die angesetzt wurden, sind alle sehr unglücklich, weil sie meistens für das Berufsmodell freier Schauspieler, freier Künstler überhaupt nicht zutreffen. Jochen Schölch(29.12.2020)
Die Kombination aus Streamingdiensten und Pandemie stellt tatsächlich eine einzigartige Gefahrenlage dar. Der Börsenkurs von Netflix schoss in die Höhe, während die Filmtheater künstlich beatmet werden. Andreas Busche(28.12.2020)
Ich glaube, selbst wenn es die Shields im Herbst geben sollte und das Publikum sie sich gutwillig wegdenken wollte, wäre das nicht möglich. Ich sehe ja, was ich sehe. Mit Masken wäre das schon lustig, man sieht den Schauspieler kaum, man hört ihn nicht richtig. Jan Bosse(26.05.2020)
Werden die Ticketkontrolleure in Zukunft Besuchern die Temperatur messen? Jörg Häntzschel(19.05.2020)
Bereits in den knapp sechs Wochen der bislang geltenden Schließungszeit zwischen dem 11. März und dem 19. April werden dem Residenztheater schätzungsweise 650.000Euro Einnahmen entgehen. Tobi Müller(08.04.2020)
Despite the arts sector being the first and worst hit sector, and likely the last to recover, the budget fails to provide a roadmap for the sector based on bold, strategic vision and long-term recovery. Leya Reid(08.10.2020)
Diese Kreativbranche erreichte zuletzt eine Wertschöpfung von 253 Milliarden Euro und machte damit 4,4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes der EU aus. Kurz: Sie sei »ein europäisches Schwergewicht«. Stefan Weiss(26.01.2021)
Wenn es jedoch hart auf hart kommt, tut man so, als sei die Selbständigkeit vor allem Selbstverwirklichung gewesen und niemand könne erwarten, dass jetzt die Gesellschaft dafür die Verantwortung übernimmt. Jagoda Marinic(12.06.2020)
Die Zeit der schlichten Meinungsäußerungen ist vorüber. Peter Sloterdijk(02.05.2021)
Dass jetzige Kapitel der Leipziger Messe: Vorerst zieht in die Hallen ein Impfzentrum ein. Die Hoffnung bleibt: Es kommen auch wieder gute Seiten. Martin Hoferick(29.01.2021)
Was die Bruttowertschöpfung angeht, haben wir eine Wertschöpfung, die nur von der Automobilbranche übertroffen wird. Wir haben mehr als die chemische Industrie, wir haben mehr als die Finanzdienstleiter. Mehr als 100 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung haben wir 2018 als Branche erzielt. Noam Zur(29.05.2020)
Wäre die Zeit nicht günstig für eine Solidaritätssonderzahlung der Vermögendsten in diesem wohl rauen Herbst und einem drohenden Komplett-Lockdown? Herbert Grönemeyer(04.11.2020)
Die Kreativwirtschaft wird schätzungsweise 2,7 Millionen Arbeitsplätze und mehr als 150 Milliarden Dollar an Verkäufen von Waren und Dienstleistungen verlieren, was fast einem Drittel der Arbeitsplätze in der Kreativwirtschaft und fast 10% des Jahresumsatzes entspricht. Richard Florida & Michael Seman(11.08.2020)
Ist die Furcht vor dem Virus mit Erich Fromm gesprochen längst zu einer »Furcht vor der Freiheit« mutiert? René Schlott(08.02.2021)
Künstlerinnen und Künstler, gerade die, die nicht fest angestellt sind, die müssen permanent improvisieren, müssen Dinge machen, für die sie nicht qualifiziert sind, sie werden alle fast zu Unternehmerinnen und Unternehmern als selbständige Künstler. Julian Nida-Rümelin(18.10.2020)
Wir wissen ja nicht, wie lange die Corona-Zeit noch andauern wird. Sollten ältere Schauspieler systematisch nicht besetzt werden, könnte das auf eine Altersdiskriminierung hinauslaufen. Heinrich Schafmeister(17.06.2020)
Galleries such as Pace, Gagosian (which furloughed its part-time staffers in April), and David Zwirner (which laid off nearly 40 employees this month) all took in between $2 million and $5 million. (07.07.2020)
Bei uns beiden sind viele Jobs weggebrochen. Also dachten wir: Da draußen liegt ein Thema, wir haben Zeit, wir fahren jetzt los. Thomas Victor(23.05.2020)
Was nichts kostet, ist nichts wert. Georg Scharegg(22.12.2020)
Wenn die Theater aber wirklich daran interessiert sind, als das gesellschaftliche Labor zu fungieren, als das sie sich selbst gerne sehen, dann könnten sie den Pandemiestopp als Denkpause nutzen, um ihre eigene Zukunft zu verhandeln. Björn Bicker(20.07.2020)
Ich könnte mir vorstellen, dass Frankfurt gut daran täte, jetzt gleich schon zu überlegen: Wie kann man diese Messe verändern? Ich glaube, einfach darauf zu setzen, dass es so weitergehen wird, wäre ein Fehler. Elisabeth Ruge(13.10.2020)
Wir sind bereits im vierten Monat. Da kann man nicht mehr auf den Goodwill der Immobilienwirtschaft hoffen. Lutz Leichsenring(20.07.2020)
Wir hatten eine Sicherheit, dass Konzerte stattfinden, dass Reisen gemacht werden können, dass Tourneen stattfanden [...]. All das ist wirklich richtig erschüttert, zerrüttet, könnte man sagen. Marie König(15.02.2021)
The pandemic has not only negatively impacted the creative sector in Africa, but it has also exposed its shortcomings. Ribio Nzeza Bunketi Buse(28.12.2020)
Dieses Jahr ist völlig zum Abschreiben und wenn das dann so weitergeht, dann kann ich zumindest für mich nicht mehr so als freier Schriftsteller arbeiten, wenn kein Geld über Buchverkäufe und über Lesungen reinkommt, dann habe ich kein Einkommen mehr. Michael Stavarič(25.09.2020)
Dass ausgerechnet die kritische, zeitgenössische Kunst eine miese Klimabilanz hinterlässt, ist zutiefst widersinnig. Eine neue Museumskultur könnte das Karussell zunächst schon dadurch verlangsamen, dass künftig entweder die Werke reisen oder die Betrachter. Nicht beide. Catrin Lorch(05.07.2020)
Es wird viel diskutiert, wieso diese Seuche jetzt? Welche Logik steckt dahinter, welche Moral? Matteo kommt gegen Ende Ihres Buches und nach der Lektüre von Albert Camus´ »Die Pest« zu dem Schluss, es gäbe keine Moral, die sich aus solchen Seuchen ziehen ließe. Christoph Leibold(19.07.2020)
To shape better policies, national and subnational governments need more and better evidence on the economic and social impact of cultural and creative sectors. OECD(07.09.2020)
Und so wird quer durch die ganze Republik gedreht, mit teilweise ganz unterschiedlichen Auflagen von ganz streng bis eher lax. Und auch mit zweierlei Maßstäben: Am Set wird penibel auf Abstände geachtet, nach Drehschluss trifft man sich locker ohne Maske im Biergarten. Jörg Seewald(16.07.2020)
Es ist schmerzhaft, diese Ungleichbehandlung mit ansehen zu müssen und trotz Bitten und Flehen bei entsprechenden Schaltstellen kein Gehör zu finden. Anne-Sophie Mutter(20.10.2020)
Statt die jetzige Spielzeit unter politischem Zwang oder in vorauseilendem Gehorsam bereits verloren zu geben, gilt es nämlich, endlich wieder das Heft des Handelns in die Hand zu bekommen. Marco Frei, Christian Wildhagen(01.05.2020)
Die Corona-Krise bleibt die große Kunstverhinderin der klassischen Musik. In den USA liegt bis Januar alles brach. In Paris bricht sowieso alles zusammen. In Deutschland blüht eine Art klassische Kleingartenanlage. Manuel Brug(20.06.2020)
Wir überlegen die ganze Zeit, was können wir tatsächlich tun, um die Situation positiv zu beeinflussen und das ist erschreckend wenig. Farin Urlaub, Die Ärzte(23.10.2020)
Sobald man es zur Regel werden lässt, bei jeder neuen Herausforderung in der Verfassung verankerte Grundrechte nach Belieben außer Kraft zu setzen, beschädigt man die Demokratie. Dieter Hallervorden(09.11.2020)
On top of all that, the Arts Council’s funding requirements now place “relevance” over “excellence” as the highest goal of British theater. Helen Lewis(12.05.2020)
Es geht der Kanzlerin und den Länderchef*innen offensichtlich darum, es einmal richtig laut knallen zu lassen, damit auch der und die Letzte kapiert, dass der Sommer mit seinen Freiheiten vorbei ist. Die Theater sind da nur eines von mehreren Bauernopfern. Georg Kasch(28.10.2020)
Die Coronavirus-Krise hat ganz deutlich gemacht, dass sehr viele Künstler nicht abgesichert sind und es mehr denn je notwendig ist, dass sich Künstler beispielsweise gegen Arbeitslosigkeit versichern können. Caroline Richards(17.06.2020)
Ich glaube, es ist einfach auch zu rigide, wie Kultur behandelt wird. Gunter Gebauer(24.10.2020)
Aktuell erleben wir alle einen Mangel der großen Filme. Aber vielleicht ist das eine Chance für die europäische Filmindustrie, aber auch für Europa als Ganzes: Eine neue Form der Kommunikation über Filme zu etablieren. Carlo Chatrian(17.09.2020)
Unser Kulturleben war schon vor der Pandemie nicht in bestem Zustand [...] Ich fürchte, dass ihre Langzeitfolgen uns noch nicht im mindesten klar sind. [...] was wird aus allen spezifischeren, weniger im Mainstream schwimmenden Initiativen, Veranstaltungsorten, Künstlerinnen? Andreas Staier(04.11.2020)
Ein Generalstreik bis zum Hungerstreik würde zeigen, buchstäblich, wie sehr die Kultur, nämlich die Kulturschaffenden, ausgehungert werden. Peter Weibel(28.04.2020)
Was müsste denn passieren? Sie haben jetzt die Gelegenheit auf den Tisch zu hauen. Jörg Biesler(02.08.2020)
In Häusern wie Baden-Baden und der Berliner Philharmonie ist die Klimaanlage genauso gut, die wirtschaftliche Notlage genauso groß. Wenn Flugzeuge voll sein dürfen, dann auch die Konzertsäle. Das erfordert die Gleichbehandlung. Reinhard J. Brembeck(22.05.2020)
[...] das Beschlusspaket des Bundes und der Länder vom Mittwoch dagegen schiebt die Kultur in den Anhang, der die weiterhin gültigen Schließungsanordnungen aufführt, zwischen „Gastronomiebetriebe, Bars, Clubs“ und „Prostitutionsstätten“, zwischen Bier und Bordell. Andreas Kilb(18.04.2020)
Wir brauchen also mehr angstfreien Diskurs, der im Angesicht von Corona offensichtlich nicht ganz einfach ist. Das ist eine der Lektionen, die wir von #allesdichtmachen lernen sollten. Markus Gabriel(26.04.2021)
It’s hard not to feel abandoned by American society as an arts worker. Georgina Pazcoguin(23.09.2020)
Allein die Vorstellung, Schulklassen würden monatelang in musealer Ruhe dem Mathematikunterricht folgen, Gesellschaftskunde vor Joseph Beuys erhalten und verteilt im Parkett eines [...] Theatersaals über Geschichte diskutieren - was für ein unerhörter Gewinn. Catrin Lorch(11.11.2020)
Das ist eigenartig. Ich war gerade an der Kasse, und die Leute wollen ihre Karten gar nicht zurückgeben, sondern lieber schon den Spielplan für Dezember sehen. Die drängt es ins Theater, und trotzdem glaube ich, dass es auf die Dauer einen Entwöhnungseffekt gibt. Christian Stückl(02.11.2020)
Die Krise legt offen, dass viele Selbständige über kein Geschäftsmodell verfügen, das irgendeiner Veränderung eines Normalzustands gewachsen wäre. [...] Die Haltung, dass die Krisen- und Altersvorsorge für die Kreativen ein Problem für später sei, hat keine Zukunft. Dieter Haselbach, Pius Knüsel(27.07.2020)
Vielmehr drängt sich uns der bittere Eindruck auf, dass der Stellenwert der Kultur trotz Ihrer Lippenbekenntnisse der vergangenen Monate so gering ist, dass der erste Lösungsansatz gegen steigende Infektionszahlen scheint: »Ist das Kunst? Dann kann das doch weg!« GMD- und Chefdirigent*innenkonferenz(02.11.2020)
Die Kultur müsse aufpassen, dass sie nicht immer eine Extrawurst brät, hat die Ministerin für Kultur und Wissenschaft in NRW gemahnt. Die Szene dürfe sich Zitat >nicht zu sehr aus dem gesellschaftlichen Konsens herausbewegen.< Was hat die Szene denn da um Himmelswillen verbrochen? Max Moor(08.11.2020)
Vielleicht hat der kulturelle Shutdown auch sein Gutes, insofern man Benjamins „einmalige Erscheinung einer Ferne, so nah sie sein mag“ neu schätzen lernen kann. Aura lässt sich per definitionem nicht »einfach zuhause« simulieren, Küchenkunst offenbar schon. Richard Kämmerlings(27.04.2020)
Wenn es Ankäufe wären, wäre es gut, wenn es andere Hilfen sind, ist es immerhin begrüßenswert. Ich sehe es positiv und finde auch toll, dass Frau Grütters Geld in Richtung Galerien lenkt. Aber wie gesagt, nachhaltig wären Ankäufe. Rupert Pfab(27.09.2020)
Ich kenne berühmte Begleitmusiker, die mit den größten deutschen Stars normalerweise auf den größten Bühnen unseres Landes stehen, die jetzt an der Supermarktkasse sitzen. Heinz Rudolf Kunze(17.09.2020)
Der Ton in den sozialen Netzwerken wird zunehmend bitter. Immerhin haben sich private Hilfsinitiativen gebildet. Eva-Maria Magel(22.04.2020)
Es gibt bisher keine einzige nachgewiesene Infektion in einem Theater [...]. Insofern ist das überhaupt kein Ort, der tauglich ist, um dem steigenden Inzidenzwert zu begegnen. Marc Grandmontagne(15.10.2020)
Absurd. So viel Abstand zueinander wie in der Philharmonie gibt es auf keiner Wiese, in keinem Lokal, in keinem Geschäft, keiner U-Bahn und keinem Kabinett. Egbert Tholl(25.06.2020)
Man kann im vollen Flugzeug fliegen, im Bus unterwegs sein, aber man vertraut uns nicht, dass wir die Regeln einhalten können und stattdessen feiern die Menschen im Park. Erik Kühn(02.10.2020)
Doch trotzdem sollten sich Künstlerinnen und Künstler jetzt keinesfalls auf die Rolle des armen Kreativen im stillen Kämmerlein festlegen lassen. Sie sollten ihrem Publikum gelegentlich klar machen, dass gute Kunst ein knappes Gut ist, das etwas kostet. Elke Buhr(08.04.2020)
Wenn wir uns zeigen, sieht man uns nicht. Wenn wir uns nicht zeigen, vermisst man uns nicht. Maren Kroymann(14.05.2020)
Mir wird zu wenig über die wirtschaftlichen Folgen dieser Schritt-für-Schritt-Entscheidungen nachgedacht. Die gesamte Branche ist verunsichert, gelähmt, es fehlt ein Grundfahrplan, was unter welchen Bedingungen wann wieder möglich ist. Julius Frack(15.05.2020)
Im Moment ist meine Aufgabe hier im Theater, mich tatsächlich um das Seelenleben zu kümmern. Nicht um meins, sondern um das der vielen Mitarbeiter, weil es sich doch sehr anders anfühlt, als im März, wo wir in einer Phase des entstehenden Frühlings [...] waren. Karin Beier(29.09.2020)
Künstler verschenken ihre Arbeit kostenlos im Netz. Das verstärkt den Eindruck, dass es sich hier um ein Hobby handelt. Sie tun es ja gern und jeder darf teilhaben. Helmut Mauró(02.05.2020)
Wenn wir ehrlich sind, es geht schon lange nicht mehr um die Frage, was was kostet. [...] Das, was die Bevölkerung im Moment wirklich fertig macht, ist, dass wir bei den sozialen Kontakten diese Einschränkungen haben. Olaf Zimmermann(26.10.2020)
Warum brauchen wir das Kino? [...] Es geht darum, den immer seltener gewordenen geschützten Offline-Raum zu erleben. Irgendwo müssen wir wieder zu uns selbst kommen, unerreichbar sein und uns in unserem Körper, in der Gegenwart des Lebendigseins wieder finden. Edgar Reitz(04.06.2020)
Nie war das Buch, war die Literatur so wertvoll, so wichtig, als Fluchtort, als Rückzugsmöglichkeit, als Quell neuer, anderer Gedanken – und schon lange waren die ökonomischen Krisensymptome nicht mehr so bedrohlich wie 2020. Gerrit Bartels(08.10.2020)
Grönemeyer sieht die Kulturschaffenden als Beamte eines öffentlichen Unternehmens im Auftrag der Daseinsvorsorge der Nation. Rainer Hank(15.11.2020)
Wir lassen uns den Herbst nicht nehmen. Bücher sind wichtiger als je zuvor. Joe Lendle(12.05.2020)
Die Bilanz ist natürlich verheerend. Nach fast sechs Monaten Lockdown, drei Monaten wirklich schlechtem Geschäft, haben wir einen Umsatzeinbruch von 70 Prozent. Christine Berg(20.12.2020)
Das ist das Perverse an der ganzen Geschichte. Wir sind doch keine Schwimmhalle. Es ist nicht so, dass wir an einem Tag schließen können und am 1. Dezember machen wir wieder auf und das Publikum ist wieder da. Louwrens Langevoort(29.10.2020)
Man kann sich gar nicht mehr an Zeiten erinnern, als die Kultur hierzulande für so brandgefährlich gehalten wurde, dass man sie gleich insgesamt wegsperren und aus dem öffentlichen Raum verbannen musste. Roman Bucheli(30.12.2020)
Das Budget 2020 ist so unsicher wie noch kein Budget, das ich jemals erlebt habe. Claudia Rütsche(10.08.2020)
Niemand ist ganz untergegangen, das Schwimmen gegen den Strom ist anstrengend, aber manchmal gehen einem dabei schlaue Gedanken durch den Kopf. Sabine Seifert(29.07.2020)
Es ist deutlich mehr möglich als im Moment in den Köpfen drin ist. Marc Grandmontagne(05.09.2020)
Die Film-Branche in Österreich steht für eine Wirtschaftsleistung von ca. 1,4 Milliarden. Wir rennen jetzt um unser wirtschaftliches Leben und für dieses Überleben ist eine staatliche Ausfallshaftung, die sich auf Corona bezieht, essentiell. Oliver Auspitz(16.05.2020)
Nicht umarmen, nicht anfassen, mindestens eineinhalb Meter vom Nachbarn abrücken - für Menschen, die jeden Tag ganz bewusst mit dem Körper kommunizieren, ist das eine Höchststrafe. Dorion Weickmann(12.05.2020)
Ich denke die Dinge nur zu Ende: Ich habe mir von der WHO die Pläne angesehen, von der Bundesregierung. Dann habe ich überall recherchiert und daraus eine Geschichte gemacht und jetzt wird die gerade Wirklichkeit. Klaus-Peter Wolf(06.03.2020)
Mit wenig Fördergeld ließe sich im Bereich der Freien viel bewegen – doch die Sache hat einen Haken: Damit würde offiziell anerkannt, dass es ein Zwei-Klassen-System in der Klassik gibt. Frederik Hanssen(16.11.2020)
Jetzt sind alle überrascht, dass das große Jubeln über die wieder geöffneten Museen ausbleibt. Viele Besucherinnen und Besucher sind noch skeptisch. Viele Museen haben sich ganz andere Zahlen erhofft, als sie jetzt vorweisen können. Wolfgang Ullrich(14.07.2020)
Vor Kurzem hat auch noch Jens Spahn vor Veranstaltungen gewarnt. Er meinte zwar private Feiern, aber er sagte: Veranstaltungen. Danach sind unsere Kartenvorverkäufe eingebrochen, weil die Leute dachten, es sei zu gefährlich, ins Theater zu gehen. Wiebke Eymess(23.09.2020)
Jetzt im Moment gibt es vor allem Panikreaktionen. Ich sehe noch keine Themen verhandelt. Cornelia Fiedler(22.05.2020)
[...] perhaps that will be the essence of after-pandemic criticism. More personal, more to the point, more empathetic, more open and less formulaic. Philip Kennicott(29.11.2020)
Es brauche die offenen Räume der Kunst, die Austausch und Reflexion möglich machten – unter anderem auch darüber, wie Corona unsere Gesellschaft verändere. Barbara Mundel(22.10.2020)
Il nous faut entrer en résistance. Nous allons envahir les églises, les galeries marchandes, les salles de vente… et nous y jouerons des spectacles ! Samuel Churin(15.12.2020)
Das ist ein anderer Modus, aber auch eine Chance, den Kunstinteressierten Kunst noch mal ganz anders und zeitgemäß vorzustellen. Wolfgang Ullrich(17.03.2020)
It would be ironic if TV streaming services were to make lockdown millions while the very source of our acting, producing, writing and directing talent pool was allowed to die. Sam Mendes(05.06.2020)
Zwar sollen die vielen Millionen [...] auch dazu dienen, „neue Aufträge an freiberuflich Tätige und Soloselbstständige zu vergeben“, wie es im „Neustart“-Programm heißt. Ob diese Maßnahme am Ende wirklich den Löwenanteil ausmachen wird oder doch eher in Plexiglasscheiben für alle investiert wird, bleibt abzuwarten. Ingo Arend(08.07.2020)
»Neustart Kultur« ist unter dem Strich dennoch nur ein kleines Programm, ein Tropfen auf dem heißen Stein, auf dem vor allem gerade private Künstler zu verdursten drohen. Anne Sailer(24.08.2020)
Die Infektionsrate, die wir jetzt nach oben gehen sehen, die hat mit gesitteten Veranstaltungen wie Konzerten, Kabarett, Theater eigentlich nichts zu tun und das macht die Künstler verrückt! Volkmar Halbleib(28.09.2020)
2019 gab es fast 800 Filmstarts, in diesem Jahr kommen wir vielleicht nicht mal auf 200. Noch viel schlimmer ist, dass wir nicht die Filme bekommen, die wir bräuchten, um Publikum zu gewinnen. Michael Pawlowski(05.09.2020)
In zahlreichen Interviews, Corona-Tagebüchern, Kommentaren und Berichten wurde
in den letzten Wochen die Situation der Kulturbranche beschrieben und diskutiert.
Unsere kommentierte Sammlung von mittlerweile 193 Quellen
versammelt Stimmen aus unterschiedlichen Sparten
und Medien. So entsteht ein Bild der Kulturlandschaft in der Krise, deren zeitliche Wandlung
interaktiv über eine eigene
Tag-Cloud erdkundet werden kann.
Große Säle, wenig Plätze: Lohnt sich das ganze Theater? . Corona-Schutzbedingungen
by Marc Grandmontagne, Anne Schneider, Karin Fischer (05 Sep 2020) Original source: Deutschlandfunk
Das Format "Streitkultur" im Deutschlandfunk stellt zwei konträre Positionen gegenüber, die im Dialog vertreten werden. Ziel ist dabei den Zuhörer*innen die Möglichkeit zu geben, ein komplexes Thema von unterschiedlichen Seiten zu beleuchten und sich dann selbst eine Meinung zu bilden. Die Frage nach der aktuellen Situation der Theater in Deutschland bot für die beiden Gäste der Sendung – Anne Schneider, Geschäftsführerin des Bundesverbands freie Darstellende Künste, Theaterregisseurin und Festivalmacherin, und Marc Grandmontagne, geschäftsführender Direktor des Deutschen Bühnenvereins – wenig Potential für ein Streitgespräch. Beide waren sich einige, dass die deutschen Bühnen im Moment den Schulterschluss üben müssen, um gemeinsam auf ihre Lage hinzuweisen und öffentliche Unterstützung zu unterhalten.
So bot das Gespräch Einblicke in die aktuelle Situation an den Häusern. Die Forderung des Bühnenvereins die Besetzung nach dem Schachbrettmuster in den Theatern zu ermöglichen, da die Infektionsgefahr nachweislich bei Kulturveranstaltungen mit festen Sitzplätzen sehr gering ist, wurde ebenso vorgetragen, wie auf die Misere der privat geführten Häuser hingewiesen. Die im Rahmen des Programms Neustart Kultur zu verteilenden Gelder werden vor allem den nicht öffentlich geführten Einrichtungen zugute kommen – allerdings sind viele Programmbereiche noch nicht ausgeschrieben, da die Mittelvergabe und die haushaltsrechtliche Prüfung ihres Einsatzes noch geklärt werden muss.
Marc Grandmontagne wies darauf hin, dass man sich nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass Corona kaum neue Probleme geschaffen hat, sondern vielmehr als Katalysator wirkt, der die prekären Verhältnissen in vielen Theatern und Veranstaltungshäusern ans Licht gebracht hat. Die Situation wird in den nächsten Jahren nicht einfacher werden, wenn die öffentlichen Kassen leer sind. Dennoch darf man nicht vergessen, dass Kultur eine zentrale Aufgabe des Staates ist. Es dürfen nicht öffentliche Einrichtungen wie Kitas, Schwimmbäder oder Stadttheater gegeneinander ausgespielt werden, weil alle wichtig für die Gesellschaft, ihre Entwicklung und ihren Zusammenhalt sind. Hinzu kommt, dass auf Kosten der Kultur kann kein Haushalt saniert werden kann. Vielmehr sollte das Potential genutzt werden, dass diese Einrichtungen bieten und auch ungewöhnliche Ansätze verfolgt werden, um die Zukunft zu gestalten.Mehr lesenWeniger lesen
Macht die Theater zu – und fangt von vorne an . Theater als Gesellschaftslabor
by Björn Bicker (20 Jul 2020) Original source: BR Kultur
Das im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie gerne verwendete Schlagwort von der »Krise als Chance« sieht Björn Bicker als eine der letzten Möglichkeiten, die deutschsprachige öffentlich finanzierte Theaterlandschaft zu retten. Seine Analyse der Lage ist schonungslos: An den überwiegend von Despot*innen geführten Häusern wird nur noch für eine Parallelgesellschaft gespielt. Die weiße, gut situierte Mittelschicht lässt sich von einer immer diverser werdenden Gesellschaft ihre Theater finanzieren.
Die Zwangspa use, die mit dem Lockdown eingeläutet wurde, hätte als Denkpause genutzt werden können. Der Stillstand war eine Möglichkeit, über die Bedingungen des eigenen Arbeitens nachzudenken. Aber statt sich der Frage zu widmen, wie ein Theater von Morgen aussehen könnten, verfielen viele Häuser in einen digitalen Hyperaktionismus. Lesungen, kurze Szenen bis hin zu ganzen Aufführungen wurden ins Netz gestellt. Noch ist die Chance nicht vergeben. Statt sich weiter einem Aktionismus hinzugeben, der die Gesellschaft nicht erreicht, sollte der Spielbetrieb noch etwas aussetzen. In dieser Zeit kann nicht nur zu einem neuen Miteinander in den Häusern gefunden werden, sondern auch an runden Tischen der Dialog mit einem diversen Publikum gesucht werden. So können Konzepte für ein Theater von Morgen entstehen. Die Utopie, die Bicker entwirft, ist die des Stadttheaters als Prototyp gesellschaftlicher Entwicklung. Ob es tatsächlich eine Utopie bleibt, liegt an den Institutionen selbst.Mehr lesenWeniger lesen
Besucheransturm auf Museen nach Lockdown bleibt offenbar aus
by Wolfgang Ullrich (14 Jul 2020) Original source: Deutschlandfunk
Die Museen haben wieder geöffnet, doch die erwarteten Besucher*innen bleiben in vielen Häusern aus. Im Interview mit dem Deutschlandfunk erläutert Wolfgang Ullrich, warum das Angebot so zögerlich angenommen wird und wie sich die Museen in den kommenden Jahren verändern werden.
Ein wichtiger Ansatz für das Verständnis der zögerlichen Rückkehr der Besucher*innen nach der Öffnung der Museen liegt im gewandelten Bild des Museumsbesuchs. Es herrschte immer noch die Idee vor, dass man als Besucher*in vor den Werken kontempliert und die Ruhe genießt. Dabei wird gerne vergessen, dass das Museum zu einem wichtigen sozialen Ort geworden ist. Man besucht es mit Freunden und Bekannten, um dort etwas zu erleben. Das ist gegenwärtig noch nicht gegeben. Die Maskenpflicht, kontingentierte Besucherzahl schrecken doch viele ab.
Ist dann das digitale Angebot des Lockdowns eine Alternative zum Besuch vor Ort? Das kommt auf die Form des Angebots an: Hochauflösende Digitalisate sind nur für eine Minderheit interessant. Für den Normalverbraucher ist es wichtig, dass er durch das Museum geführt wird. Das muss auch im digitalen Bereich geleistet werden. Historische Werke müssen mit aktuellen Phänomenen in Bezug gesetzt werden.
Blockbusterausstellungen werden kaum mehr möglich sein. Der Museumsbetrieb war bislang darauf ausgelegt, dass viele Besucher*innen das Angebot gleichzeitig annehmen, um die hohen Kosten für Transport und Versicherungen für Leihgaben zu finanzieren. Insofern können diese Ausstellungen nicht mehr rentabel stattfinden. Die Chance der Krise liegt darin, dass viele Museen gezwungen sind, sich auf ihre eigenen Bestände zu besinnen und diese für ein lokales Publikum interessant zu machen. Kuratorische Einfälle sind jetzt gefragt, um mit dem Vorhandenen neu zu.
Die Zielgruppe verändert sich damit in erster Linie für die ganz großen Museen. In Deutschland haben wir viele mittelgroße Museen, die sich sehr stark an ihrem lokalen Publikum orientiert haben. Diese haben im Bereich Kunstvermittlung in den letzten Jahren viele verschiedene Wege beschritten, um dem Museum sozialpolitische Relevanz zu verleihen. Diese Initiativen müssen vorangetrieben werden und gestärkt werden. Diese Häuser werden jetzt umso wichtiger werden als die großen Touristenmagnete.
Die Einnahmeausfälle sind bislang schon zu spüren und das wird sich in der Rezension fortsetzen. Es fallen neben den Eintrittsgeldern auch ein Teil der Drittmittel weg. Im Unterschied zu den USA, wo die Museen sehr stark von Sponsoren abhängig sind, wird bei uns die Wirtschaftskrise nicht ganz so stark zu spüren sein. Museumsneubauten und Erweiterungen, wie wir sie in den letzten Jahren gesehen haben, werden erst einmal der Vergangenheit angehören.Mehr lesenWeniger lesen
Dirk Peitz geht der Frage nach, wie die Krise der Kultur in Deutschland genau zu beschreiben ist und wer aktuell die Kosten trägt, die in der Kulturbranche entstehen.
In den ersten Monaten der Krise hat die öffentliche Hand mit Soforthilfen Solo-Selbständigen und bislang nicht subventionierten Einrichtungen über die Krise hinweggeholfen. Im Kulturpaket sind nun Hilfen für Kultureinrichtungen vorgesehen. Eine Milliarde wird aber nicht ausreichen, um die Kulturszene und das Kulturangebot wie wir es aus Vor-Corona-Zeiten kennen, aufrecht zu erha lten.
Aber: Der Bund kann nicht alle Verluste von Privatunternehmen auffangen – zumal Länder und Kommunen die zentralen Kulturförderer in Deutschland sind. So sind die Gelder aus dem Kulturpaket vor allem für Kosten für die Einhaltung von Hygieneregeln, Privattheater, Kinos und Filmproduktion vorgesehen.
Die entscheidende Frage: Was kann man und was will man erhalten, wurde bislang nicht gestellt. Beantwortet werden kann sie erst, wenn absehbar ist, wie langanhaltend die Wirtschaftskrise die öffentlichen Kassen beeinträchtigen wird. Da die Kulturbranche in Unterschied zur Lufthansa keine überragende strategische Bedeutung hat, wird sie nie solch hohe Fördersummen erhalten, wie sie anderen Branchen und Unternehmen zugestanden wird.
Die »latent fehlende Systemrelevanz« wird nun zum Problem, kann die Kultur doch nicht nachweisen, dass sie als »Lebensmittel« oder »Wirtschaftsfaktor« von zentraler Bedeutung für unsere Gesellschaft ist. Was aktuell nicht ins Wohnzimmer gestreamt werden kann, spielt keine Rolle. Und so zeigt Peitz auf, warum Kultur nun gerade keine vegetative Grundbedürfnisse befriedigt, ihren Konsument nicht einmal zu einem besseren Staatsbürger macht.
Aber – so erläutert er das Paradox – obwohl die Kultur ein »totales Luxusprodukt« ist, ist sie auch zugleich ein elementares Medium. Sie ermöglicht es dem Gemeinwesen, sich über elementare Werte zu verständigen.
Noch gibt es keine belastbaren Zahlen, wie stark wiedereröffnete Museen, Kinos, Konzerthallen und Clubs nachgefragt sind. Auch bislang waren es nur rund 10 Prozent der Bevölkerung, die mindestens einmal im Monat eine Kultureinrichtung besucht haben. Allerdings zählt die Kulturbranche rund 1,7 Millionen Beschäftigt. Die Zahl findet Dirk Peitz so überzeugend, dass er am Ende doch für eine pragmatische Kulturpolitik plädiert. Die schiere Menge scheint auch zu gewährleisten, dass ab und an gute Kunst entstehen kann. Noch stehen die Karten gut, dass die Kulturbranche weiterhin unterstützt wird – wenn der Druck der Wirtschaftskrise zu groß wird, könnte es aber durchaus sein, dass die Karten neu gemischt werden….Mehr lesenWeniger lesen
Kunst und Kultur ist in unserem Alltag ständig präsent. Ob es die Musik ist, die wir im Radio hören, die Serie, die wir am Abend sehen oder das Buch, das wir lesen. In der Corona-Krise haben sich viele der Akteur*innen nicht wahrgenommen gefühlt. Nicht nur wurde Kunst und Kultur nicht als systemrelevant eingeschätzt, auch der einzelne hatte das Gefühl, dass seine Arbeit nicht geschätzt wird. Die Initiative »Art ist relevant« sieht darin ein Symptom unserer Zeit, dass durch die Corona-Krise verstärkt wird. Die Wertsch&au ml;tzung für Kunst und Kultur sinkt in der Gegenwart immer mehr. Das muss sich ändern! Gleichzeitig muss sich aber auch die Branche bewusst werden, dass sie das Denken und Handeln der Gesellschaft maßgeblich prägt und damit auch die Verantwortung hat, sich Gedanken zu machen, wie unsere Welt aussehen soll.
Die Schauspielerin Stephanie Lexer ist Mitinitiatorin der Initiative »Art ist relevant«, die sich aber nicht als reine Corona-Initiative verstehen möchte, sondern sich auch darüber hinaus für die Belange von Kunst und Kultur einsetzen wird. Ein Beispiel ist hier die kritische Hinterfragung von Onlineangebote. Oft entsteht der Eindruck, dass die Arbeit von Künstler*innen aller Sparten als Hobby verstanden wird, das problemlos online zur Verfügung gestellt werden kann. Dabei handelt es sich auch hier um einen Beruf, mit dem der Lebensunterhalt verdient werden muss.
Im Interview berichtet Lexer auch, über ihre Erfahrungen während des Lockdowns. Als Schauspielerin ist sie viel unterwegs und trifft Menschen. Der fehlende Austausch, das befruchtende Gespräch hat sie am meisten vermisst. Darüber hinaus ging die Phase des Lockdowns weit über die Planungsunsicherheit hinaus, mit der Künstler*innen in ihrem Alltag umgehen müssen. Dadurch dass kein Ende absehbar war, war die Akquise neuer Aufträge unmöglich. Auch aktuell können die Produktionsfirmen nur schwer planen und Termine werden immer wieder verschoben. Hinzu kommt, dass das zwischenmenschliche Zusammenleben dauerhafter gestört zu sein scheint: Die energetische Distanz zwischen den Menschen ist auch im persönlichen Kontakt spürbar.
Zum Abschluss des Gesprächs verweist Lexer auf die Notwendigkeit Kunst und Kultur in der Krise zu unterstützen: Viele Initiativen wurden in den letzten Monaten gestartet, um die Existenz von Kulturanbieter wie Kinos und Theatern vor Ort zu sichern Hierzu gehört auch, nicht alles im kostenlosen Onlinestreaming in Anspruch zu nehmen, sondern auch die Bereitschaft zu zeigen, für Angebote im Internet zu bezahlen. Vor allem die Einrichtungen, die nicht staatliche gefördert sind, sind auf diese Form der Unterstützung dringend angewiesen.Mehr lesenWeniger lesen
Überraschung oder Enttäuschung . Was steckt drin im Kulturpaket?
by Felicitas Twickel (29 May 2020) Original source: Aspekte
In der kommenden Woche soll von der Bundesregierung ein Konjunkturpaket für die Kultur- und Kreativbranche verabschiedet werden. Die Hoffnungen auf Unterstützung sind groß. Für Aspekte hat Felicitas Twickel mit Vertretern der Branche gesprochen, die von der Pandemie besonders betroffen sind.
Markus Ossevorth ist Mitglied der Leitung des alternativen Freiluft-Musikfestivals für elektronische Musik »The Nation of Godwana« in Brandenburg. Das Verbot von Großveranstaltungen im Sommer trifft auch dieses Festival. Damit verlie ren viele Zulieferer, Subunternehmer, Musiker, DJs, Techniker, Kleinkünstler und Artisten die Haupteinnahmequellen für ihren Jahresumsatz. Diese Unternehmen benötigen dringend Unterstützung, um das Jahr zu überstehen, denn so Ossevorth: »Wir opfern unsere wirtschaftliche Existenz an vorderster Front der Pandemiebekämpfung. Es kommt kein Ausgleich. Wir haben ein echtes Berufsverbot.«
In einer vergleichbaren Situation sind Tanzensembles. Zwar sind die Häuser aktuell geschlossen, festangestellte Tänzer*innen sind in Kurzarbeit, dennoch müssen sie Vollzeit trainieren, um ihren Körper in Form zu halten. Unter den bestehenden Hygieneauflagen ist das nur einzeln möglich. Der Leiter des Ensembles »cie. toula limnaios« Ralf Ollertz verweist darauf, dass Deutschland weltweit um seine Kulturlandschaft beneidet werde. Diese gilt es nun zu retten. Wie, so fragen sich viele, überlebt die Kulturszene das Virus?
Ebenfalls von einem Arbeitsverbot betroffen, ist der Dirigent Noam Zur: Er denkt über die Systemrelevanz von Kunst nach. Mit Blick auf die jährliche Bruttowertschöpfung steht in Deutschland die Kulturbranche an zweiter Stelle. Während Unternehmen Unterstützung erhalten, sind viele Künstler*innen aus dem ersten Soforthilfeprogramm herausgefallen, weil sie keine Betriebskosten absetzen konnten. Jeder vierte Solo-Selbständige fürchtet um seine Existenz – das ist nicht nur menschlich bedrohlich, sondern stellt auch eine Gefahr für die Vielfalt von Kunst und Musik in Deutschland dar. Wäre die Kulturbranche ein großes Unternehmen, wäre ihm die staatliche Unterstützung fraglos sicher. 3 Millionen, so sind sich die Kulturschaffenden sicher, sind #TooManytoFail.Mehr lesenWeniger lesen
Wenn der Atem nach Freiheit dürstet . Endlich wieder im Konzert
by Manuel Brug (20 May 2020) Original source: Welt
Acht Woche und zwei Tage hat der Feuilletonmitarbeiter der Welt Manuel Brug keine Kulturveranstaltung mehr besucht. Für das erste Livekonzert in Coronazeiten fährt er nach Wiesbaden zu den abgespeckten Maifestspielen, die mit dem Weltklassebass und Coronamaßnahmen-Rebell Günther Groissböck eröffnen. Nach einer sehr kurzfristigen Entscheidung der Landesregierung ist in Hessen der Kulturbetrieb wieder eröffnet. In anderen Bundesländern hat die Branche nach wie vor ein Berufsverbot. Dass nun gerade das Staatstheater Wiesbaden innerhalb weniger Tage wieder für Besucher öffnet, hängt auch damit zusammen, dass Uwe-Eric Laufenberg – Schauspieler, Regisseur und Staatsintendant – die Coronamaßnahmen heftig kritisiert hat und damit teilweise auch seine Kolleg*innen vor den Kopf gestoßen hat.
Allerdings kann auch in Wiesbaden aktuell nicht das Originalprogramm gespielt werden. Zwar sind die vorgesehenen Starsänger weitgehend angereist, aber sie können in diesem Jahr nur mit Klavierbegleitung auftreten, haben auf einen Teil ihrer Gage verzichtet und die Anzahl der Zuschauer musste extrem reduziert werden, um die Hygieneregeln einzuhalten. Die Einhaltung der neuen Regeln muss von Personal und Zuschauern noch geübt werden, aber alle sind getragen vom Wunsch, Musik wieder live zu erleben. Und so wundert es den Kritiker nicht, dass das minimalistische Auditorium am Ende des Abends tobt.
Auch wenn in der Corona-Zeit schmerzlich erfahren wurde, dass Kultur nicht systemrelevant ist und von der Politik lediglich zwischen Glücksspiel und Bordell angesiedelt wird, macht dieser Erlebnisbericht Mut darauf, dass der Kulturbetrieb langsam wieder anlaufen darf.Mehr lesenWeniger lesen
When Will We Want to Be in a Room Full of Strangers Again? . Theater, an industry full of optimists, is reckoning with a heartbreaking realization.
by Helen Lewis (12 May 2020) Original source: The Atlantic
Theater ist für Großbritannien nicht nur eine wirtschaftliche Triebkraft, z.B. für den Tourismus. Wie Helen Lewis hervorhebt, sind kommerzielle Theater mehr als gedacht mit dem subventionierten Theatersektor verwoben. Besonders kleinere Theater fungieren als Durchlauferhitzer für die zukünftigen Karrieren von Schauspielern und Regisseuren. Dieses kulturelle Biotop ist nun bedroht: Zwar haben die vom Arts Council bereitgestellten staatlichen Mittel von 160 Millionen Pfund (200 Millionen US-Dollar) als Krisenzuschüsse für Organisationen und einzelne bedürftige Arbeitnehmer ausgaben, vielen vorläufig das Überleben gerettet. Aber es schwebt die große Frage im Raum, was danach kommen wird, wenn diese Mittel im Sommer erschöpft sein werden. . Vor allem die wirtschaftlichen, aber hygienischen Einschränkungen werden bei Theatern das Programm und die Größe des zahlenden Publikums verringern. Die Autorin befürchtet jedoch auch eine mit der Pandemie verbundene Qualitätsverschiebung von „Exzellenz“ zu „Relevanz“.Mehr lesenWeniger lesen
Es kann nur aus Verzweiflung geschehen, dass Musiker*innen in der Corona-Krise ihre Arbeit im Internet verschenken - so interpretiert es zumindest Herlmut Mauró in seinem Kommentar in der Süddeutschen Zeitung. Damit degradieren sie sich nicht nur selbst - Mauró fühlt sich an frühere Dirigenten erinnert, die nicht im Frack, sondern in der Dienstuniform ihres Arbeitgebers am Pult standen -, sondern können ihrer Forderung nach staatlicher Unterstützung nur wenig Nachdruck verleihen. Unser Wirtschaftssystem macht schließlich den W ert einer Leistung an seiner Vergütung fest. Und so ist es lediglich eine konsequente Folge, dass im Rahmen des Corona-Hilfsprogramm ein altes Förderprogramm umgewidmet wurde und nun vor allem neue Präsentationsformen von Musik gefördert werden und nicht die Arbeit von freischaffenden Musiker*innen, Ensembles und Orchestern. Mehr lesenWeniger lesen
The signet of facing arts joining the faces of STORM.
Bei facing arts handelt es sich um ein non-profit-Projekt,
das Sie gerne unterstützen können. Nutzen Sie dazu unser Kontaktformular
– wir setzen uns gerne mit Ihnen in Verbindung!
Das Team
Facing arts ist ein Projekt von STORM.
STORM spielt als Akronym mit den Namen Miriam Seidler und Tim Otto Roth, die
wie viele anderen Freischaffende von der Corona-Krise betroffen sind.
Miriam Seidler ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie publizierte u.a. ein
Übersichtswerk zum Alter in der zeitgenössischen Literatur und
ist Herausgeberin der Buchreihe Ästhetische Signaturen.
Neben ihrer freien wissenschaftlichen Forschung arbeitet sie aktuell
als Lektorin und Fachfrau für Öffentlichkeitsarbeit.
Tim Otto Roth ist promovierter Kunst- und Wissenschaftshistoriker, Konzeptkünstler
und Komponist. In seiner künstlerischen Arbeit ist er vor allem bekannt durch
Großprojekte im öffentlichen Raum, Kooperationen mit führenden
Wissenschaftseinrichtungen und seine immersiven Licht- und Klanginstallationen.
Miriam Seidler und Tim Otto Roth arbeiten schon seit vielen Jahren immer wieder in
unterschiedlichen Projekten zusammen. Neben gemeinsam kuratierten Ausstellungen
hat Miriam Seidler das Projektmanagement für Roths immersive Licht- und Klanginstallation
[aiskju:b]
und die Pressearbeit für verschiedene Projekte übernommen.
Mit facing arts realisieren sie ihr erstes
künstlerisches Werk.
Weitere Informationen zu den beiden Projektinitiatoren erhalten Sie unter
www.miriamseidler.de
bzw. www.imachination.net.
Ein besonderer Dank gilt
Paco Croket für die Programmierung der Tag Cloud!
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