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Quo vadis ars?

In zahlreichen Interviews, Corona-Tagebüchern, Kommentaren und Berichten wurde in den letzten Wochen die Situation der Kulturbranche beschrieben und diskutiert. Unsere kommentierte Sammlung von mittlerweile 193 Quellen versammelt Stimmen aus unterschiedlichen Sparten und Medien. So entsteht ein Bild der Kulturlandschaft in der Krise, deren zeitliche Wandlung interaktiv über eine eigene Tag-Cloud erdkundet werden kann.


 

Schwer zu lesen . Keine Messe, kein Amazon, keine Aufmerksamkeit: Corona hat den Buchmarkt hart getroffen.

by Christoph Schröder (12 May 2020)
Original source: Die Zeit

Der freie Autor und Kritiker Christoph Schröder hat sich bei den Verlagen umgehört, die derzeit das erste Fazit der Coronakrise ziehen. Nachdem der Lockdown nicht nur mit den Schließungen der Buchhandlungen und der Absage der Leipziger Buchmesse, sondern auch durch reduzierte Besprechungen in Zeitungen die Branche getroffen hat, trug auch der schleppende Versand durch den Internetmarktplatz Amazon dazu bei, dass der Umsatz auf dem Buchmarkt im März auf 31 Prozent des Vorjahresmonats einbrach. Rettung kam hier vor allem von den Buchhandlungen, die Kon zepte entwickelten, wie trotz geschlossener Ladengeschäfte die Bestellungen zugestellt werden konnten und die Auslieferung so weiterhin möglich war. Dennoch ist das Frühjahrsgeschäft bei allen Verlagen weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Lediglich kleinere, sehr spezialisierte Verlage konnten ihre Zahlen halbwegs stabil halten. Die Gestaltung von Verlagsprogrammen und Vorschüssen, sowie die langfristig die Zusammenarbeit mit Autor*innen muss nun neu gedacht werden. Viele Verlage haben das Herbstprogramm bereits gekürzt, um den Frühjahrstiteln noch einen Chance zu geben – aber gerade für die Autor*innen bedeutet dies Einnahmeausfälle – auch wenn einzelne Verlage sich auf den digitalen Bereich verlegen und dort Bezahlmodelle entwickeln, die zumindest eine kleine Kompensation für den Ausfall der Veranstaltungen liefern könnten. Die Bewertung der Lage ist zwiegespalten. Einerseits stellt zum Beispiel Andreas Rötzer von Matthes & Seitz fest, dass die Krise zur schnellen Optimierung von Arbeitsprozessen in den Verlagen beigetragen habe. Ein hohes Maß an Flexibilität und Kreativität beobachtet auch die Verlegerin Grusche Juncker, die Mitglied der Geschäftsführung bei der Verlagsgruppe Random House ist. Diesem Zweckoptimismus der Branche hält Jo Lendle vom Hanser Verlag entgegen, dass man sich nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass das Gesamtsystem immensen Erschütterungen ausgesetzt war, die nicht alle Akteure ökonomisch überleben werden.

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tag Buchbranche Verlage Buchmesse Herbstprogramm Umsatzeinbruch Jo Lendle Grusche Juncker Andreas Rötzer
Wort Bericht

Offener Brief der Literaturhäuser

by Die zehn Häuser der Literatur (11 May 2020)
Original source: Volltext

In einem offenen Brief wenden sich zehn österreichische Literaturhäuser an den Bundesminister für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport Werner Kogler und die Staatsekretärin Ulrike Lunacek. Sie weisen in ihrem Schreiben darauf hin, dass die kulturelle Leistung der Literaturhäuser in der aktuellen Diskussion keine Rolle spielt. Das finden sie umso dramatischer, als die Literaturhäuser eine wichtige Funktion an der Schnittstelle zwischen AutorInnen, Verlagen und den LeserInnen übernehmen. Um Literatur als » ;geistiges Grundnahrungsmittel« weiterhin zur Verfügung stellen zu können, fordern die Unterzeichner Planungssicherheit ein, denn nur mit dieser kann jetzt ein tragfähiges Herbstprogramm erstellt werden. 

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tag Literatur Herbstprogramm Planungssicherheit
Wort Offener Brief

Es gibt sie, wie bald Martin Meyers Erzählung »Corona«, es gibt sie nicht . Der Hype um die Corona-Literatur

by Gerrit Bartels (06 May 2020)
Original source: Tagesspiegel

Will man jetzt einen Corona-Roman lesen? Diese Frage stellt der Literaturkritiker Gerrit Bartels in der taz. Zwei Monate lang konnte man dem Thema Corona kaum entgehen, das nun auch noch in literarischer Bearbeitung zu genießen, kann er sich kaum vorstellen. Zumal der Plot der Erzählung »Corona« von Martin Meyer wenig Neues verspricht. Behilft sich doch der alte Buchhändler Matteo in der Quarantäne mit der Lektüre von Seuchenliteratur, wie sie in den letzten Wochen von den Feuilletons hoch und runter besprochen wurden.
Das Ers cheinen der Erzählung nimmt Bartels zum Anlass, bei einigen Verlagen nachzufragen, ob für den Herbst bereits ein Corona-Roman geplant ist oder ob ein Autor oder eine Autorin die Arbeit an einem solchen angekündigt hat. Bei Klett-Cotta, Luchterhand und Kiepenheuer & Witsch sind keine Corona-Romane geplant. Entweder man hatte keine entsprechenden Manuskripte auf dem Tisch oder Angst, sie seien bei Erscheinen schon überholt. Lediglich der Schriftsteller Joachim Lottmann schreibe an einem aktuellen Roman zum Thema, so die Auskunft bei KiWi, aber erscheinen wird er in diesem Jahr nicht mehr.
Bedarf es nicht auch einiger Zeit, um sich mit dem Thema reflektiert auseinander setzen zu können? Mit Blick auf 9/11 stellt er fest, dass die wirklich guten Romane  zum Thema einen Abstand von einigen Jahren benötigten. Es muss aber nicht zwangsläufig sein, dass Corona im Mittelpunkt eines Romans stehen muss. Auch von den Rändern her kann es eine Erzählung verändern – ebenso wie die Qualitätskriterien der Leser*innen.  

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tag Corona-Roman Seuchenliteratur Qualitätskriterien Martin Meyer Joachim Lottmann 9/11
Wort Interview

Kunst gehört zur Grundversorgung

by Marcus Woeller (19 Apr 2020)
Original source: Welt

Die Kultur- und Kreativbranche hat der Lockdown hart getroffen. Mit der Diskussion der ersten Lockerungen werden wohl auch Galerien und Ausstellungshäuser wieder öffnen können. Viele Galerien haben staatliche Zuschüsse erhalten, dennoch war das für viele nur ein Tropfen auf den heißen Stein, so Kristian Jarmuschek und Birgit Maria Sturm, der Vorsitzende und die Geschäftsführerin des Bundesverbandes Deutscher Galerien und Kunsthändler. Nicht nur können sie ihr Angebot weder im Showroom noch auf Messen präsentieren, a uch möchten Sammler die Arbeiten, für die sie sich interessieren, im Original sehen. Die Öffnung der Galerien bedeutet somit nicht nur für Galerist*innen einen Hoffnungsschimmer in der Krise, denn nicht nur Museen sind für die »Grundversorgung mit Kunst« zuständig, dazu leistet auch der Kunstmarkt einen wichtigen Beitrag.
Zwar sind viel Kultureinrichtungen in Deutschland staatlich subventioniert und somit auch während der Krise geschützt, dennoch werden auch hier die Einnahmeausfälle schmerzlich spürbar werden. Die Programmarbeit muss in den nächsten Monaten stark reduziert werden und auch die Zusammenarbeit mit freiberuflichen Mitarbeitern, wie z.B, Grafiker*innen, wird vorerst wohl eher eingeschränkt sein. Wenn keine neuen Ausstellungen gezeigt werden, gibt es keinen Bedarf an Printmedien und auch Kataloge werden keine produziert.
Sicher ist man sich aber in der Branche auch, dass die Öffnung der Häuser nicht zu Verhältnissen wie vor der Krise führen wird. Die soziale Nähe bei räumlicher Distanz wird einen größeren Stellenwert einnehmen als der Konsum von Kultur.

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tag Museen Galerien Kunstmarkt Einnahmeausfälle freie Mitarbeiter
Bildende Kunst/Design Bericht

Situation der kleinen Verlage in der Coronakrise

by Martina Senghas (02 Apr 2020)
Original source: SWR 2

Das fragile System des Buchhandels ist aus dem Gleichgewicht geraten. Die Absage der Leipziger Buchmesse traf vor allem die kleinen Verlage. Bereits mit der Absage der Buchmesse sind die Einnahmen extrem eingebrochen. Die intensive Bewerbung der Bücher mit Veranstaltungen ist durch den Lockdown nicht mehr möglich. Der Verkauf der Neuerscheinungen läuft schleppend bis gar nicht an. Das trifft zwar auch die großen, aber in besonderer Weise die kleineren, unabhängigen Verlage. Sie arbeiten in der Regel in enger Kooperation mit den unabhängigen Buchhandlungen. Sie verfolgen das gemeinsame Ziel außergewöhnlich gute Literatur anzubieten und die Buchhandels- und Verlagsstruktur aufrecht zu erhalten.
Der lokale Buchhandel versucht nun mit einem Auslieferungsservice das Geschäft aufrecht zu erhalten. Dennoch rechnet Ulrich Wellhöfer für seinen Verlag mit einem Umsatzeinbruch von rund 90 Prozent. Ob sich die Verlage bis zur Buchmesse im Herbst erholen können und ob die Großveranstaltung tatsächlich stattfinden kann, ist mehr fraglich – zumal die Virologen vor einer neuen Infektionswelle im Herbst warnen…..

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tag Neuerscheinungen Buchmesse unabhängige Verlage
Wort Bericht

»Literatur braucht Gedrängel« . Buchmarkt in der Corona-Krise

by Tom Kraushaar, Richard Kämmerlings (27 Mar 2020)
Original source: Welt

Mit der Absage der Leipziger Buchmesse traf die Coronakrise die Buchbranche bereits zu Beginn hart. Die Schließung der Buchhandlung und die Priorisierung von Haushalts- und Hygieneartikel durch Amazon trug ihr übriges zum Umsatzeinbruch der Branche bei. Im Interview berichtet Tom Kraushaar, verlegerischer Geschäftsführer des Klett-Cotta-Verlags in Stuttgart, von den Auswirkungen der Krise auf die Verlage. Neben der Beschulung seiner Kinder Zuhause besteht die Arbeit des Verlegers im Homeoffice nicht nur darin, Richtungsentscheidungen zu treffen und d ie Arbeitsabläufe im Verlag neu zu strukturieren, sondern er empfindet es auch als zentrale Aufgabe, Mitarbeiter*innen und Autor*innen zu ermutigen und für sie da zu sein. Neben dem Umsatzrückgang sieht Kraushaar vor allem in der Schließung der Buchhandlungen ein großes Problem. Diese sind bereits im Normalbetrieb oftmals von der Leidenschaft der Buchhändler*innen getragen und nun durch die Krise besonders gefährdet. Zugleich weist er darauf hin, dass nicht vergessen werden darf, dass es sich beim deutschen Buchhandel um ein »großartiges, über Jahrhunderte gewachsenes Netzwerk – eine unvergleichliche Errungenschaft von unschätzbarer wirtschaftlicher und kultureller Bedeutung« handelt, das es zu schützen gilt. Der Klett-Cotta-Verlag setzt zu Beginn der Krise vor allem auf die Werbung in den Social-Media-Kanälen. Die Planungen für den Herbst sind aber erst einmal von der Krise nicht tangiert, wobei der Verleger nach wie vor hofft, dass die Frankfurter Buchmesse stattfinden wird. Um den Markt und die Kunst zusammenzubringen, d.h. um Bücher zu verkaufen, bedarf es sozialer Begegnungen – sei es auf Messen, bei Lesungen oder in der Buchhandlung. Als besonders schade empfindet es der Verleger, dass das mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnete Sachbuch »Krebs fühlen« von Bettina Hitzer nun nicht die gebührende Aufmerksamkeit findet. Wie Hitzer in Bezug auf Krebserkrankungen den Umgang mit Emotionen beschreibt, wirft auch einen neuen Blick auf den Umgang der Menschen und der Gesellschaft mit Corona. Mit Blick auf die Zukunft nach der Krise zitiert Kraushaar den italienischen Autor Antonio Scurati, der ihm aus der Quarantäne in Mailand geschrieben hat: »Wenn das vorbei ist, dann gilt es, eine ganze, neue Welt aufzubauen.«

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tag Verlage Homeoffice Buchbranche Buchmesse Buchhandlungen Nähe Klett-Cotta-Verlag Bettina Hitzer Antonio Scurati
Wort Interview

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Bei facing arts handelt es sich um ein non-profit-Projekt, das Sie gerne unterstützen können. Nutzen Sie dazu unser Kontaktformular – wir setzen uns gerne mit Ihnen in Verbindung!

Das Team

Facing arts ist ein Projekt von STORM.

STORM spielt als Akronym mit den Namen Miriam Seidler und Tim Otto Roth, die wie viele anderen Freischaffende von der Corona-Krise betroffen sind. Miriam Seidler ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie publizierte u.a. ein Übersichtswerk zum Alter in der zeitgenössischen Literatur und ist Herausgeberin der Buchreihe Ästhetische Signaturen. Neben ihrer freien wissenschaftlichen Forschung arbeitet sie aktuell als Lektorin und Fachfrau für Öffentlichkeitsarbeit. Tim Otto Roth ist promovierter Kunst- und Wissenschaftshistoriker, Konzeptkünstler und Komponist. In seiner künstlerischen Arbeit ist er vor allem bekannt durch Großprojekte im öffentlichen Raum, Kooperationen mit führenden Wissenschaftseinrichtungen und seine immersiven Licht- und Klanginstallationen.
Miriam Seidler und Tim Otto Roth arbeiten schon seit vielen Jahren immer wieder in unterschiedlichen Projekten zusammen. Neben gemeinsam kuratierten Ausstellungen hat Miriam Seidler das Projektmanagement für Roths immersive Licht- und Klanginstallation [aiskju:b] und die Pressearbeit für verschiedene Projekte übernommen. Mit facing arts realisieren sie ihr erstes künstlerisches Werk.
Weitere Informationen zu den beiden Projektinitiatoren erhalten Sie unter www.miriamseidler.de bzw. www.imachination.net.

Ein besonderer Dank gilt Paco Croket für die Programmierung der Tag Cloud!

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