y

Quo vadis ars?

In zahlreichen Interviews, Corona-Tagebüchern, Kommentaren und Berichten wurde in den letzten Wochen die Situation der Kulturbranche beschrieben und diskutiert. Unsere kommentierte Sammlung von mittlerweile 193 Quellen versammelt Stimmen aus unterschiedlichen Sparten und Medien. So entsteht ein Bild der Kulturlandschaft in der Krise, deren zeitliche Wandlung interaktiv über eine eigene Tag-Cloud erdkundet werden kann.


 

#allesdichtmachen: Die infektiösen Folgen der Infodemie

by Markus Gabriel (26 Apr 2021)
Original source: Frankfurter Rundschau

Der Philosoph vermisst allzu sehr die Geisteswissenschaften, die mediale und künstlerische Diskurse, wie sie u.a. durch die Schauspieler*innenvideo von #allesdichtmachen angestossen wurde, reflektieren. Die Qualität künstlerischer Statements sieht er gerade darin, sich Mechanismen und Stereotypen in Bezug auf Corona zu widmen. Den Medien wirft er vor, anstatt einzuordnen und zu analysieren, allzugerne soziale Medien wie "irgendwelchen Twitter-Accounts die Gedankenführung zu überlassen" - Infodemie als Twittokratie.

tag #allesdichtmachten Jan Josef Liefers Ulrike Folkerts Twittokratie Infodemie Schauspieler*innen Philosophie
Darstellende Kunst Statement

So gefährlich war die Kunst noch selten . Aber der Kultur-Shutdown trifft uns alle

by Roman Bucheli (30 Dec 2020)
Original source: NZZ

Kultur ist aktuell aus dem öffentlichen Raum verbannt. Damit stehen nicht nur Existenzen von Kulturschaffenden auf dem Spiel, sondern dies ist zugleich eine einschneidende Erfahrung für das Gemeinwesen. Diesem fehlt damit ein Ort, an dem experimentiert, Widerspruch formuliert oder Gedanken ausprobiert werden können. Anders als in der Politik geht es dabei nicht darum, die eigene Position durchzusetzen, sondern einen Diskurs anzuregen, der eine kritische Öffentlichkeit bildet und so die Entwicklung der Gesellschaft vorantreibt. Lässt sie den einze lnen die Welt mit anderen Augen sehen und den Erfordernissen des Alltags gelassener entgegentreten, so ist eine wichtige Aufgabe der Kultur die Humanisierung der Gesellschaft. Zwar kann Kunst auch in der Vereinzelung genossen werden, sie bedarf aber des öffentlichen Raums, um diesen mitgestalten zu können. Karl Jaspers hat Öffentlichkeit als Voraussetzung für Wahrheit definiert, da sich das Individuum nur im öffentlichen Raum der Auseinandersetzung stellen kann. Seine Schülerin Hannah Arendt sprach gar vom »Wagnis der Öffentlichkeit«, da Humanität nie in der Einsamkeit gewonnen werden können. Es bedarf des öffentlichen Raums um ein Netzwerk von Gedanken und Beziehungen zu errichten, das auf Ideen von anderen trifft und vor einem Publikum betrachtet wird. So entsteht ein vielstimmiges Gespräch. Dass dieses im virtuellen Raum nicht möglich ist, erfahren wir aktuell in Online-Meetings. Das Fehlen dieses analogen Austauschs kann das Individuum eine Zeitlang verkraften, die Gesellschaft wird auf Dauer daran zerbrechen.  

Mehr lesen Weniger lesen

tag Gemeinwesen Öffentlichkeit Humanität DiskursKarl Jaspers Hannah Arendt Widerspruch
Alle Sparten Kommentar

Schauspielhaus-Intendant Stemann: «Uns ist die Fähigkeit abhandengekommen, mit anderen Menschen mitzufühlen»

by Julia Stephan, Nicolas Stemann (22 Dec 2020)
Original source: Tagblatt

Kreativ und produktiv mit den Widerständen arbeiten, die die Corona-Krise für die Theaterschaffenden bedeutet, das ist das Markenzeichen von Nicolas Stemann, dem Co-Intendant des Schauspielhaus Zürich. Bereits im Frühjahr hat er mit Kolumnen für die Neue Zürcher Zeitung und den ›Corona-Passionsspielen‹ das Leben in der Pandemie kritisch und humorvoll zugleich begleitet. Im Home-Office hat er Songs für die Passionsspiele geschrieben, da ihm die Diskussion von Entwicklungen während der ausgesetzten Proben nicht mög lich war. Dennoch sieht er auch die negativen Seiten der Pandemie. Arbeitsabläufe müssen neu gedacht werden, Premieren verschoben, Besetzungen minimiert, Spielpläne neu geplant werden – das bedeutet natürlich auch eine große Belastung. Einerseits steigt damit für viele das Arbeitspensum, andererseits ist es gerade für Schauspieler*innen psychisch extrem belastend, wenn sie nicht auf ein Ziel hin Proben können. Dies ist mit ein Grund, warum das Schauspielhaus Zürich einmal in der Woche sehr erfolgreich eine Aufführung im Live-Streaming anbietet. 
Wichtig ist Stemann zu betonen, dass die Theater die Schließung der Häuser als wichtigen Beitrag zur Pandemie-Bekämpfung verstehen. Er sorgt sich nur darum, dass dieser durch zu wenige Einschränkungen in anderen Bereichen zu wenig Wirkung entfalten könnte. Im Hinblick auf die Sorgen und Probleme der Menschen während der Pandemie, hält er Kunst und Kultur für ausgesprochen wichtig, um gemeinsam in einem Diskussionsraum die offenen Fragen auszuhandeln und ein Ventil für Emotionen zu finden. Dass dieses im Moment nicht vorhanden ist, sondern stattdessen Emotionen wie Hass und Unverständnis in den sozialen Netzwerken ausgelebt werden, ist für ihn eines der großen Probleme der Theaterschließungen.

Mehr lesen Weniger lesen

tag Theater Tod Streaming Arbeitsalltag psychische Belastung Quo vadis ars
Darstellende Kunst Interview

Mein Europa: Ohne Kunst und Kultur wird's still

by Carmen-Francesca Banciu (20 Nov 2020)
Original source: Deutsche Welle

Mit dem Hinweis »Ohne Kunst und Kultur wird's still« machen Kulturschaffende derzeit auf die existentielle Bedrohung der (bereits vor der Krise prekären) Kulturbranche durch den Corona-Lockdown aufmerksam. Doch was bedeutet das konkret?
Die Schriftstellerin Carmen-Francesca Banciu verdeutlicht es in ihrer Kolumne in der Deutschen Welle mit einem Aufruf von Nancy Bass Wyden, der Besitzerin des New Yorker Strand Book Shop an der Ecke 12th Street und Broadway: »Wir brauchen Hilfe.« Institutionen wie das weltberühmte Antiquariat s tehen in Angesicht der Folgen von Corona vor dem Aus, wenn sie keine Unterstützung bekommen. Das trifft nicht nur den Strand Book Shop, sondern auch »Dussmann in Berlin, Dom Knigi in Sankt Petersburg, Dominicanen in Maastricht, Libreria Aqua Alta in Venedig, Atlantic Books auf Santorini, Livraria Lello & Irmao in Porto, Desperate Literatur in Madrid, Carturesti in Bukarest« - die Liste könnte noch um viele, viele Buchhandlungen, Kulturkaufhäuser oder Plattenläden weitergeführt werden. Bei den genannten handelt es sich allesamt um Orte, an denen nicht nur Bücher verkauft wurden, sondern die auch Treffpunkte für Autor*innen, Musiker*innen, Künstler*innen, Leser*innen, Kritiker*innen und alle anderen Kulturbegeisterten waren. Orte, die aufgrund ihrer besonderen Atmosphäre zur Kulisse von Filmen wurden und deren Ausstrahlung nicht nur den europäischen Geist repräsentiert, sondern die für ihre Besucher*innen zu einer geistigen Heimat wurden. Diese kann nicht im Streaming von Musik- oder Theateraufführungen eingefangen werden. Deshalb ist der Hinweis »Ohne Kunst und Kultur wird's still« derzeit so wichtig: Wenn es still wird in der Welt, so Carmen-Francesca Banciu, wird es dunkel in uns. Das muss vermieden werden.

Mehr lesen Weniger lesen

tag Buchhandlungen Kulturkaufhäuser Streaming geistige Heimat Prekariat Strand Book Shop New York
Alle Sparten Gastkolumne

Jagt den Krimi in die Luft! . Literatur und Corona

by Simone Buchholz (28 Oct 2020)
Original source: Zeit

Krisen halten für einen Moment die Zeit an und teilen unser Erleben in ein Davor und Danach. Eine der zentralen Aufgaben der Kunst ist es, von solchen Krisenzeiten zu erzählen. Eine Gattung, für die die Krise zum Kernelement zählt, ist der Kriminalroman und so wundert es nicht, dass die Krimiautorin Simone Buchholz in der Wochenzeitung »Die Zeit« über eine Neuausrichtung der Gattung reflektiert.
Um endlich einen festen Platz in der Gattung der Gesellschaftsromane zu erkämpfen, müsste der Kriminalroman eine ganze Reihe seiner bisherigen Merkmale über Bord werfen, allen voran das schlichte Erzählen und die deutsche Idylle. Stattdessen muss der neue Kriminalroman an den Grenzen des Genres rütteln, jede sichere Bühne verlassen und sich dem komplett Unbekannten hingeben. Im Zentrum dieses neuen Romans kann nur der Mensch stehen. Die Merkmale die Buchholz nun benennt sind sein Streben nach Wissen, seinen Sinn für Solidarität und eine Idee von gesellschaftlichem Zusammenhang. Das liest sich, als würde Faust mit Gretchen gekreuzt. Der neue Kriminalroman sollte auch Zeitzeuge sein und neben dem Zustand der Krise das Aushalten der Krise dokumentieren.  
Schafft sich das Genre damit selbst ab?, fragt sich die erfahrene Krimiautorin am Ende ihres Traums vom neuen Kriminalroman. Wir werden es erfahren, wenn ihr neuer Roman erscheint.

Mehr lesen Weniger lesen

tag Corona-Roman Kriminalroman Neuausrichtung von der Krise erzählen Quo vadis ars
Wort Reflexion

Sprachmacht und Sachertorte . Österreichische Literatur in der Coronakrise

by Irene Binal (25 Sep 2020)
Original source: Deutschlandfunk Kultur

In einem Feature zur aktuellen Lage der österreichischen Literatur darf neben den großen Vorbildern, den Besonderheiten der Verlagslandschaft und der Kaffeehauskultur in Wien auch das gegenwärtig alle Kulturschaffenden umtreibende Thema Corona nicht fehlen.
Der Autor Michael Stavarič, der die Journalistin Irene Binal durch Wien begleitet, ist besonders von der Krise betroffen, ist doch sein aktueller Roman »Fremdes Licht« im Frühjahr erschienen. Rund 30 Lesungen wurden abgesagt, Interviews und Besprechungen blieben aus. Nach vier Jahren Arbeit fehlt nun das Einkommen und der Autor denkt darüber nach, ober sich das Leben als freischaffender Schriftsteller in den nächsten Jahren noch leisten kann.
Trotz vergleichbarer Notlage empfinden viele österreichischen Autor*innen die staatliche Unterstützung nicht als angemessen. Mit dem Projekt »Arbeit statt Almosen« hat Marlen Schachinger in dieser Situation ein Zeichen setzen wollen. Über eine Crowdfunding-Kampagne hat sie rund 20.000 € eingeworben. Die Gelder kamen überwiegend von Leser*innen und dienen dazu, nicht nur die Anthologie selbst, sondern vor allem die Honorare für die rund 20 Autor*innen zu bezahlen.

Mehr lesen Weniger lesen

tag Literatur Österreich Arbeit statt Almosen Marlen Schachinger Michael Stavarič Umsatzeinbruch Crowdfunding
Wort Feature

Von Zombies, Würmern und Corona auf dem Land . Lola Randl über „Die Krone der Schöpfung“

by Lola Randl, Frank Meyer (28 Aug 2020)
Original source: Deutschlandfunk Kultur

Lola Randel hat mit ihrem Roman »Die Krone der Schöpfung« einen der ersten Pandemieromane geschrieben. Der Roman spielt in einem Dorf und thematisiert neben dem Leben mit und in der Natur den Umgang mit der Pandemie, die in Form von Städtern, die in ihren Ferienhäuser flüchten, in die Dorfidylle einbricht. Ob die Ich-Erzählerin tatsächlich infiziert ist, bleibt offen. Der Roman besteht kurzen kleinen Kapiteln besteht, die am Ende noch einmal in einem Register aufgeführt sind. Die fast lexikalischen Kapitel geben dem fiktiona len Text eine Struktur. Die Lexikonkapitel helfen der Erzählerin die Lage zu fassen. Die Struktur der Lexika gibt aber auch der Erzählerin Halt, die sich bei ihren Recherchen im Internet verliert. Randel findet somit ein erzählerisches Bild dafür, wie sich viele zu Beginn der Pandemie in einem Flickenteppich von Bildern Informationen im Netz besorgt haben.
Die Erzählerin arbeitet an einer Zombiegeschichte, weshalb die Untoten eine wichtige Rolle in der Erzählung nehmen. Dabei haben sie ein metaphorische Rolle stehen sie doch für den Virus als den kleinste Zombie, den kleinste Untoten. Die Autorin zeigt sich im Gespräch selbst überrascht, dass die Zombieerzählung am Ende einen so großen Raum im Roman eingenommen hat.
Das Motto des Romans ist ein Gedicht aus dem Barock. Die Sterblichkeit, die der barocke Autor Andreas Gryphius thematisiert, ist eine Gegenposition zur Verdrängung des Todes in der Gegenwart. In Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit des Lebens stellt sich die Autorin in Bezug auf die Pandemie die Frage, wie die gesellschaftlichen Reaktionen auf die aktuelle Gefährdung zu erklären sind.
Erzählen, so weckt das Interview den Eindruck, ist bei Randel von Emotionen und Erfahrungen gesteuert. Themen und Motive drängen sich beim Erzählen auf und erhalten Raum im Roman. Ob der Umgang mit der Pandemie im Narrativ ebenso unreflektiert ist, wie es die Autorin glauben machen möchte, müssen die Leser*innen wohl selbst in Erfahrung bringen.

Mehr lesen Weniger lesen

tag Corona-Roman Zombies Gesellschaft Metapher
Wort Interview

Martin Meyers Buch »Corona« – die Pandemie wird Literatur

by Christoph Leibold, Martin Meyer (19 Jul 2020)
Original source: BR24

Der Schweizer Journalist und langjährige NZZ-Feuilletonleiter Martin Meyer hat mit »Corona« im Kein & Aber Verlag einen der ersten Corona-Romane veröffentlicht. Der Text ist aus einer Idee während des Lockdowns entstanden. Für den Autor besonders interessant ist das Thema Corona – so schildert er es im Interview –, weil es Grundfragen stellt und das Individuum auf das eigene Ich zurückwirft. Die Auseinandersetzung mit solch existentiellen Situationen ist ein Merkmal der Literatur.
Die alte Hauptfigur Matteo befi ndet sich ebenfalls in einem Lockdown. Der Name der Krankheit, die den Ausnahmezustand notwendig machte, wird nicht benannt. Matteo liest Seuchenliteratur um sich mit seiner Lage auseinander zu setzen. Die Literatur von der Bibel bis zu Albert Camus leitet zur philosophischen Tätigkeit an. Dass der Roman selbst den Titel »Corona« trägt, versteht Martin Meyer als Hinweis auf den Mensch als Krone der Schöpfung. Die Krone, so Meyer, kann aber auch als Dornenkrone angesehen werden, wenn man bedenkt, wie fragil das menschliche Dasein ist.
Angesprochen auf die Frage, ob Literatur nicht Abstand zu einem Geschehen benötigt, um dieses Reflextieren zu können, vertritt Meyer einen anderen Anspruch. Auch aus der persönlichen Betroffenheit heraus kann Literatur entstehen.

Mehr lesen Weniger lesen

tag Corona-Roman Seuchenliteratur Martin Meyer Albert Camus Pest
Wort Interview

»Literatur ist ein Lebensmittel!« . Erste Lesungen nach der Corona-Krise

by Börsenblatt Online (19 Jun 2020)
Original source: Börsenblatt

Auch wenn Kulturveranstaltungen wieder erlaubt sind, so ist die Organisation von Lesungen für Buchhandlungen aufgrund der zu berücksichtigenden Hygieneregeln eine Herausforderung. Die Zusammenarbeit mit Kirchen, die bereits ein Hygienekonzept herausgearbeitet haben, ist daher eine Möglichkeit, um bereits geplante Veranstaltungen doch durchführen zu können. So hat die Christlichen Buch- und Kunsthandlung C. Strecker in Mühlhausen eine Lesung mit Robert Scheuer im Kirchensaal abgehalten. Die Karten für die 50 Plätze waren kurz nach e iner Rundmail an die Stammkunden ausverkauft. Die Veranstalterin Heike Strecker zeigt sich begeistert von der Dankbarkeit der Zuhörer. Ganz ähnlich sind die Erfahrungen bei einer Lesung von Sandra Lüpke in Oerlinghausen. Auch wenn die Resonanz auf die Lesungen großartig war, wollen die Buchhändlerinnen erst einmal den Herbst abwarten, bevor sie neue Lesungen organisieren, denn ökonomisch sind sie ein Wagnis. Trotz guter Verkaufszahlen am Büchertisch und ausverkaufter Lesungen müssen große Räume angemietet werden und die Betreuung der Veranstaltung ist aufgrund des Hygienekonzepts personalintensiv.

Mehr lesen Weniger lesen

tag Literatur Lesung Hygieneregeln
Wort Bericht

Was wir im Lockdown über das Digitale gelernt haben

by Anika Meier (02 Jun 2020)
Original source: Monopol

Die Corona-Krise hat die Verlagerung ins Digitale extrem beschleunigt. Auch Kunstausstellungen wurden in Zeiten des Lockdowns online präsentiert. Wenn es keine andere Wahl gibt, dann greifen auch diejenigen, die Onlinemedien eher gemieden haben, auf Soziale Medien zurück, um sich mitzuteilen und auszutauschen. Anika Meier geht in ihrer Kolumne der Frage nach, was wir in der Krise im Hinblick auf das Digitale gelernt haben.
Livestreams werden zu den neuen Podcasts. Allerdings bekommen die Zuschauer*innen das Gespräch ungefiltert mit. Kein Journalist, keine Journalistin redigiert und streicht Redundantes und Überflüssiges. Dadurch kommt man den Künstlerpersönlichkeiten näher, ist aber vielleicht auch etwas enttäuscht, weil diese nicht so sind, wie man sie sich vorgestellt hat.
Ebenfalls große Aktualität haben Online Viewing Rooms. In ihnen versuchen Messen und Galerien ihr Angebot zu den Sammlern zu bringen. Der Scroll- und Klickmarathon kommt aber bei den Besucher*innen nicht gut an. Das Flair der Messe fehlt, die Technik ist noch nicht wirklich ausgereift und so macht sich schnell Langeweile breit. Dennoch ist die Branche überrascht, denn – so der Galerist Iwan Wirth – die Bereitschaft der Sammler online einzukaufen ist größer als erwartet.
Kuratoren wie Hans Ulrich Obrist setzen hingegen auf den Einsatz neuer Technologien: Augmented Reality ist die Zukunft. Allerdings hat Anika Meier begründete Zweifel, ob ein Regenbogen, der über ihren Küchenboden schwebt, wie ihn aktuell die koreanische Künstlerin Koo Jeong A zeigt, »die Zukunft der Kunst ist«. Und auch die von Daniel Birnbaum gepriesene kuratorische Leistung desjenigen, der die Kunst – in diesem Fall den Regenbogen – in der eigenen Wohnung plaziert, kann sie nicht so ganz nachvollziehen. Das Interesse der Kunstkritikerin haben hingegen Arbeiten junger Künstler*innen auf Instragram und Snapchat geweckt, die spielerisch an der Erweiterung ihrer digitalen Identität arbeiten.
Abschließend holt Anika Meier zur Fundamentalkritik im Umgang mit dem Digitalen aus: Noch haben sich keine Bewertungskriterien für das Digitale entwickelt, aber »nur weil irgendetwas digital gemacht wird, ist es nicht gleich der heiße Scheiß.« Im Moment pendelt die Kritik noch zwischen naiver Euphorie und uninformierter Kritik. Hier muss unbedingt die Erwartungshaltung der Kritik, aber auch die Möglichkeiten des anderen Mediums mitbedacht werden. Dass ein digitaler Ausstellungsrundgang nicht mit einem Besuch im Museum vergleichbar ist, bezweifelt niemand. Allerdings hat der virtuelle Rundgang andere Qualitäten, die auch gesehen und angemessen bewertet werden sollten.

Mehr lesen Weniger lesen

tag Online Viewing Room Streaming Augmented Reality Hans Ulrich Obrist Iwan Wirth Koo Jeong A Krise als Chance
Bildende Kunst/Design Kolumne

News

Twitter


The signet of facing arts joining the faces of STORM.

Bei facing arts handelt es sich um ein non-profit-Projekt, das Sie gerne unterstützen können. Nutzen Sie dazu unser Kontaktformular – wir setzen uns gerne mit Ihnen in Verbindung!

Das Team

Facing arts ist ein Projekt von STORM.

STORM spielt als Akronym mit den Namen Miriam Seidler und Tim Otto Roth, die wie viele anderen Freischaffende von der Corona-Krise betroffen sind. Miriam Seidler ist promovierte Literaturwissenschaftlerin. Sie publizierte u.a. ein Übersichtswerk zum Alter in der zeitgenössischen Literatur und ist Herausgeberin der Buchreihe Ästhetische Signaturen. Neben ihrer freien wissenschaftlichen Forschung arbeitet sie aktuell als Lektorin und Fachfrau für Öffentlichkeitsarbeit. Tim Otto Roth ist promovierter Kunst- und Wissenschaftshistoriker, Konzeptkünstler und Komponist. In seiner künstlerischen Arbeit ist er vor allem bekannt durch Großprojekte im öffentlichen Raum, Kooperationen mit führenden Wissenschaftseinrichtungen und seine immersiven Licht- und Klanginstallationen.
Miriam Seidler und Tim Otto Roth arbeiten schon seit vielen Jahren immer wieder in unterschiedlichen Projekten zusammen. Neben gemeinsam kuratierten Ausstellungen hat Miriam Seidler das Projektmanagement für Roths immersive Licht- und Klanginstallation [aiskju:b] und die Pressearbeit für verschiedene Projekte übernommen. Mit facing arts realisieren sie ihr erstes künstlerisches Werk.
Weitere Informationen zu den beiden Projektinitiatoren erhalten Sie unter www.miriamseidler.de bzw. www.imachination.net.

Ein besonderer Dank gilt Paco Croket für die Programmierung der Tag Cloud!

Kont@kt

Kontakt

Schreiben Sie eine Email an
oder senden Sie uns eine Nachricht über das Kontaktformular:

Impressum


Adresse

Privacy Notice

Content
The content of this website has been carefully prepared and reviewed. However, it does not guarantee the accuracy, completeness or quality of the information provided, or that it is up-to-date. Liability claims against the publisher in respect of material or immaterial damage caused by the use or non-use of the information offered or by inaccurate or incomplete information are in principle ruled out provided that there is no provable culpable intent or gross negligence on the institute's part.
The publisher reserves the right to alter, amend or delete parts of the site or the entire offering, or to cease publication, without prior notice.

Links
Where the publisher provides direct or indirect references (i.e. links) to external websites, it is liable only if the publisher has precise knowledge of the content and if it is technically possible and reasonable for it to prevent use in the event that they contain unlawful content.
The publisher expressly states that the linked websites had no illegal content when the links were set up. It has no influence whatsoever on the current and future design of the linked sites and hereby distances itself expressly from any alterations to the content that were made after the links to those sites were set up.
The Publisher is not responsible for the content, availability, correctness or accuracy of the linked sites or of the offerings, links or advertisements therein. It is not liable for illegal, incorrect or incomplete content or in particular for damages arising from the use or non-use of the information provided on linked sites.

Copyright
In all publications, the publisher endeavours to comply with applicable copyrights. If, in spite of this, an infringement of copyright should occur, the publisher will after notification remove the relevant object from its publication or indicate the appropriate copyright. All brand names and trademarks mentioned within the Internet offering that are possibly protected by third parties are without limitation subject to the provisions of the law on trademarks and related signs and the property rights of the registered owners. The mere fact that they have been mentioned should not be taken to mean that trademarks are not protected by third-party rights.

Privacy Policy
The use of the internet pages of www.facingscience.net is possible without any indication of personal data; however, if a data subject wants to use the contact form or image upload form of our website, processing of personal data could become necessary. If the processing of personal data is necessary and there is no statutory basis for such processing, we generally obtain consent from the data subject.